Putzen ist nicht gleich putzen. Wie sauber die Wohnung nach dem Frühlingsputz oder das Autoinnere nach der Wagenwäsche sein sollen, sieht jeder ein wenig anders. Solche Spielräume gibt es in Kliniken und in Reinräumen von Pharmakonzernen nicht. Dort kommt es in manchen Bereichen im Wortsinn auf den letzten Partikel an. Um diesen beim Wischen zu erwischen, setzen viele Unternehmen auf die Reinigungsgeräte und -Textilien der Duracher Firma Pfennig – nicht nur in Deutschland, sondern in den USA, China und nun auch in Indien.
Firmenchef Dietmar Pfennig hat fünf Jahre lang bei der Erstellung einer seit 2021 deutschlandweit gültigen DIN-Norm für die Reinigung und Desinfektion von Krankenhäusern mitgearbeitet. Lange seien Gebäudereiniger in Kliniken vorrangig aufgrund des günstigsten Preises engagiert worden „und dann hat man sich gewundert, dass es mit der Hygiene nicht klappt“, sagt der 52-Jährige. Jetzt sind detaillierte Qualitätskriterien festgelegt worden, das Papier umfasst 80 Seiten.
Warum Putzlappen verschiedene Farben haben
Pfennig bietet so ziemlich alles für Spezialreinigungen, was mechanisch und nicht maschinell ist. „Das aber in epischer Tiefe“, sagt der Unternehmer, der die Firma mit Ehefrau Petra leitet. Zum Beispiel besondere Putzeimer und Lappen in verschiedenen Farben, damit Reinigungskräfte im Krankenhaus nicht etwa die Toilette und das Bett mit demselben Tuch abwischen. Blau steht für alles, was im Patientenzimmer zu tun ist, gelb für Fliesen, rot für Urinal und Toilette.
Weit komplexer wird es laut Pfennig, wenn es ums Lagern und Aufbereiten von Reinigungstextilien geht: „Das klingt einfach, ist es aber nicht. Zum Beispiel, wenn es darum geht, wie man einen Mopp nach Gebrauch so sauber bekommt, dass man ihn wieder verwenden kann.“ Der Teufel liegt im Detail: Manche Wasch- und Desinfektionschemikalien heben sich in ihrer Wirkung aufgrund der Zusammensetzung gegenseitig auf.
Das Unternehmen Pfennig hält Dutzende Patente, der Firmenchef spricht unter anderem von der Kunst der „Moppologie“. Auf den Begriff ist er sichtbar ein wenig stolz, hat ihn schützen lassen. Es geht darum, dass die verwendeten Textilien keinerlei Partikel abgeben, dass sie sterilisierbar sind und dass damit Desinfektionsmittel in exakt bestimmten Mengen aufgetragen werden können. Textilien der Firma dürfen in Krankenhäusern bis zu 500 Mal wiederverwendet werden, in Reinräumen bis zu 100 Mal. In manchen Kliniken, sagt Pfennig, wird heute noch auf Produkte gesetzt, die nach einmaliger Anwendung entsorgt werden. „Wir haben schon 2011 Produkte von uns nach den strengen Nachhaltigkeitskriterien eines schwedischen Umweltzeichens zertifizieren lassen – zu einer Zeit, als das hier noch niemand groß interessierte.“
Gerät aus Durach dosiert Reinigungslösung
Für Reinräume, in denen beispielsweise Medikamente produziert werden, hat die Firma ein ganz spezielles Reinigungsgerät entwickelt. Pfennig spricht von „mechanischer Intelligenz“. Mithilfe von lediglich zwei bewegten Teilen werde eine Dosiergenauigkeit der Reinigungslösung von 99 Prozent erreicht. Wer heute in eine Apotheke gehe und ein Medikament eines großen Pharmakonzerns kaufe, könne davon ausgehen, dass dieser in einer seiner Werke mit Produkten von Pfennig reinigt. „Mit diesem Gerät“, sagt Pfennig, „transportieren wir den Hygienestandard von Reinräumen auch in Kliniken.“
Das Unternehmen ist in der Branche als „PPS“ bekannt, tritt künftig aber nach einer Überarbeitung des Markenauftritts als „Pfennig“ auf. Es entwickelt alle Textilien und Geräte selbst. Zuletzt wurden 6000 Reinigungsgeräte und über eine Million Moppbezüge pro Jahr produziert und vertrieben. Die Firmengruppe mit Schweizer Niederlassung und Produktionsstandort in Sachsen beschäftigt 100 Mitarbeiter. Der Umsatz hat sich seit 2013 auf 15 Millionen Euro verdoppelt.