Wer in den Alpenorten wie Mittenwald oder Berchtesgaden ein E-Bike mieten möchte, hört nicht selten: Heute sind bereits alle Räder verliehen. Keine Frage, E-Bikes boomen, vor allem in den Bergen. Bergrettungsdienste beklagen eine deutliche Zunahme an Einsätzen wegen überforderter Radler. Es handelt sich dabei nicht unbedingt um lebensbedrohliche Situationen. In erster Linie werde die Bergwacht zu leicht verletzten oder erschöpften E-Bike-Fahrern gerufen, die sich oft nicht trauen, das schwere Rad wieder ins Tal zu lenken.
Die Bergretter appellieren an die E-Biker, sich besser auf das Rad, die Technik und die alpine Umgebung vorzubereiten. Das gelte insbesondere für Radler, die den Rest des Jahres gar nicht oder nur selten auf dem Fahrrad sitzen.
So bereitet man sich auf der E-Bike-Tour in den Bergen vor
Doch wie kann man sich auf die E-Bike-Tour hinauf zu einer Hütte oder einer Alm vorbereiten? Prävention und Planung sind wichtig. Die entscheidenden Fragen dazu: Wo möchte ich hinradeln? Wie viele Kilometer und Höhenmeter erwarten mich? Wie ist die Wegbeschaffenheit? Tourismusbüros und spezielle Online-Portale geben dazu die notwendigen Informationen. Für steilere Auffahrten in die Bergwelt eignen sich wegen ihrer Rahmengeometrie E-Mountainbikes besser als sogenannte Tiefeinsteiger oder Tourenräder mit Motor.
Am Anfang muss man sich etwas an das höhere Gewicht des E-Mountainbikes – meist sind es 25 Kilogramm oder mehr – gewöhnen. Deshalb gilt: Das Bergfahren möglichst schon vor der Fahrt ins Gebirge üben, etwa an Hügeln und auf Waldwegen – möglichst abseits des Straßenverkehrs. Dabei sollte man vor allem das Bremsen bergab ausprobieren. Apropos Kondition: Das E-MTB bietet zwar viel Unterstützung beim Treten, aber eine gewisse Grundkondition und Fahrtechnik auf dem Rad können dabei nicht schaden.
Tipps für die richtige Fahrtechnik mit dem E-Bike
Zur Fahrtechnik mit dem E-Bike: Die Unterstützung durch den Elektromotor verleitet manche Radelnde dazu, hohe Gänge zu treten und mit starker Motorleistung zu fahren. Das kann zu Knieproblemen und zu schnell nachlassender Akkuleistung führen. Für ein flüssiges, gleichmäßiges Treten wählt man bergauf möglichst kleine Gänge. In steileren Wegpassagen empfiehlt sich eine stärkere Motorunterstützung, in flacheren eine geringere. Dadurch wird auch die Akkuleistung verlängert. Die Devise lautet dabei stets: immer vorausschauend fahren, um rechtzeitig auf Löcher und lose Steine reagieren zu können. Notfalls kann man das Bike auch mal ein paar Meter schieben. Dabei hilft an vielen E-Mountainbikes auch die sogenannte Schiebehilfe des Elektromotors.
Nicht ganz so einfach gestaltet sich oft das Anfahren am Berg: Man stellt das Bike im 45-Grad-Winkel zur Steigung an den Wegesrand. Dabei wählt man einen niedrigen Gang und eine niedrige Unterstützungsstufe des Motors, die Bremsen sind angezogen, damit das Rad nicht wegrollt. Dann steigt man von der Bergseite auf, das talseitige Pedal ist dabei oben. Das Vorderrad zeigt in Fahrtrichtung, der Blick folgt dem Wegeverlauf. Wer längere Strecken bergauf fährt, muss zwischendurch auch mal Gesäß und Muskeln entlasten. Dazu schaltet man möglichst eine Unterstützungsstufe herunter und einen Gang schwerer und geht in den so genannten Wiegetritt. Das heißt, man radelt quasi im Stehen. Durch das Zurückschalten tritt man auch nicht ins Leere beim Aufstehen und hält die Geschwindigkeit. An besonders steilen Abschnitten den Oberkörper Richtung Lenker neigen und auf dem Sattel leicht nach vorne rutschen, damit das Vorderrad nicht abhebt.
Das sollte man beim Bergabfahren vermeiden
Auch beim Bergabfahren gilt es, einiges zu beachten. E-Bikes haben aufgrund ihres Gewichtes ein anderes Fahrverhalten. Deshalb umso wichtiger: möglichst mit beiden Händen am Lenker immer kontrolliert und mit angepasster Geschwindigkeit fahren. Dauerbremsen sollte man vermeiden, damit die Bremsen nicht zu heiß werden und eventuell an Leistung verlieren. Am besten immer mit Vorder- und Hinterradbremse gleichzeitig bremsen. Bei langen Abfahrten, zum Beispiel auf einer Passstraße, sollte man ab und zu Stopps einlegen, damit die Bremsen zwischendurch abkühlen können.
Bergab schaltet man übrigens den Antrieb aus oder in die niedrigste Unterstützungsstufe. Wer sich unsicher fühlt, kann zusätzlich den Sattel etwas absenken. Mit diesen Tipps sollten auch E-Bike-Neulinge sicher auf den Berg und zurück gelangen. Und dabei auch die herrliche Berglandschaft genießen können.
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