Naturverbunden sind sie, die Slowenen. Wenn man ehrlich ist, bleibt den 2,1 Millionen Menschen, die hier zwischen Italien, Österreich, Ungarn und Kroatien leben, auch gar nichts anderes übrig. Denn das Land, das etwa so groß ist wie Hessen, besteht zu 60 Prozent aus Wald. Jeder vierte Slowene soll angeblich einen selbigen besitzen. Bei derart viel Wald sieht der WM-Tourist von Planica den Baum nicht mehr. Erst recht nicht hier im Tal der Schanzen, wo sie das Nordic Zentrum hingebaut haben und wo es die größte Schanzendichte der Welt gibt – Oberstdorf sein, den Slowenen diesen Titel abluchsen will.
. Zwei weitere, flüstert man uns zu, seien stillgelegt – wahrscheinlich für den Fall, dass eines Tages irgendein dubioser Schanzenkonkurrent, mag es nichtNordische Ski-WM 2023 in Planica: Im Tal der Schanzen reiht sich Sprunganlage an Sprunganlage
Apropos Luchs. Viel Wald, viel Luchs. Und: viel Wald, viel Bär. Die freundlichen WM-Gastgeber haben uns auch erzählt, dass Slowenien mit 900 Tieren eine weitaus höhere Populationsdichte an Bären hat als Kanada. Seitdem meiden auch wir den Fußmarsch von Kranjska Gora – vorbei an dunklen Wäldern – zum Skistadion und nehmen stattdessen den Shuttlebus. Obwohl in jedem zweiten die Original Oberkrainer aus den Lautsprechern dröhnen.

Per Shuttlebus zum Skistadion bei der Ski-WM in Planica
2010 bei Olympia im kanadischen Whistler haben uns an den Bushaltestellen wenigstens Warnschilder davor abgehalten, die Butterstulle auszupacken. Hier, im unberührten Slowenien, soll es keine Problembären geben. Nach einer Woche WM vermuten wir diese eher im Organisationsteam. Die Termine der Ski-WM im TV oder Live-Stream heute, am 1. März.
Wo steckt der Problembär bei der Ski-WM in Slowenien tatsächlich?
Seit Sonntag sind auch wir Reporter und hunderte Zuschauer Baumbesitzer. Der WM-Hauptsponsor, ein holzverarbeitender Konzern mit Sitz in Finnland und Schweden, hat nicht nur kompostierbare Tröten verteilt, sondern eben auch durchlöcherte Altpapierkartons mit Baumsetzlingen. Die Mini-Lärche, die der Kollege aus Baden-Württemberg beharrlich als „Tännschen“ bezeichnet, wird übrigens auch bei den Siegerehrungen von Planica gereicht. Katharina Althaus, die Oberstdorferin, gehört mit drei dieser Bäumchen nun wohl auch zu den slowenischen Waldbesitzern. Die Skispringerin jedenfalls freut’s. „Ich fand’s schon immer schade, wenn so ein Blumenstrauß nur vor sich hinwelkt.“

Skispringerin Katharina Althaus aus Oberstdorf freut sich über ihre "Tännschen"
Ihr goldener Medaillenstrauß ist da deutlich nachhaltiger – ebenso wie das schmückende Grün dazu. „Die Bäumchen sind ganz cool, man kann sie gut einpflanzen“, sagte die Natur- und Tierliebhaberin aus dem Allgäu und kündigt an: „Die kommen zu meinen Hühnchen in den Stall.“ Warum bloß verspüre ich bei dem Gedanken daran einen Bärenhunger?
Chance auf vierte Goldmedaille: Krönt sich Katharina Althaus heute zur Allergrößten?