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Talente gesucht - Mit #MachMusik wollen Chöre und Kapellen im Allgäu gegen Nachwuchsmangel kämpfen

Mehr Nachwuchs für Musikvereine

Talente gesucht - Mit #MachMusik wollen Chöre und Kapellen im Allgäu gegen Nachwuchsmangel kämpfen

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    Joachim Graf und Jürgen Schwarz musizieren selbst seit ihrer Jugend. Mit "#MachMusik" wollen sie Menschen aller Altersklassen vom Musizieren begeistern.
    Joachim Graf und Jürgen Schwarz musizieren selbst seit ihrer Jugend. Mit "#MachMusik" wollen sie Menschen aller Altersklassen vom Musizieren begeistern. Foto: Ralf Lienert/Bernhard Weizenegger/Michael Fill

    Musik ist Balsam für die Seele und Training fürs Gehirn – das haben etliche Studien bewiesen. Während es vor der Corona-Pandemie kaum Nachwuchsprobleme in Allgäuer Musikvereinen und Chören gab, mangelt es nun an jungen Musikerinnen und Musikern, sagt Joachim Graf, Geschäftsführer des Allgäu-Schwäbischen Musikbunds (ASM). Die Kampagne „#MachMusik“ soll mit Videos und Plakaten zum Musizieren motivieren. Auch Jürgen Schwarz, geschäftsführender Präsident des Chorverbands Bayerisch-Schwaben (CBS), hofft so auf neue Sängerinnen und Sänger.

    Herr Graf, Herr Schwarz, können Plakate und Videos in den Sozialen Medien wirklich das Nachwuchsproblem in Vereinen lösen?

    Joachim Graf: Die Kampagne ist ein wichtiger Faktor. Viele Vereine machen bereits gute Nachwuchsarbeit, vor der Pandemie gab es über viele Jahre einen Aufwärtstrend bei den Mitgliederzahlen. Dahin wollen wir wieder zurück und dafür bieten wir mit „#MachMusik“ ein dauerhaft begleitendes Programm. Bei den Vereinen kommt das bislang gut an.

    Jürgen Schwarz: Das Programm soll den Vereinen beim Wiedereinstieg nach Corona helfen und auch langfristig neue Impulse setzen.

    Zusammenarbeit zwischen Schulen und Vereinen ist im Allgäu während Corona schwerer geworden

    Wie erklären Sie sich den Nachwuchs-Schwund in der Region?

    Schwarz: Für viele Kinder, die nicht über die Familie Zugang zu einem Chor oder einer Kapelle haben, ist die Schule der erste Ort, an dem sie Musik erfahren können. Für uns sind Schulen wichtige Partner zum Beispiel bei Bläser- oder Chorklassen. Doch hier kam die Arbeit während der Pandemie fast komplett zum Stillstand. Wir haben gemeinsam die Verantwortung, den Kindern das Erleben von Musik wieder möglich zu machen.

    Auch Sie machen beide schon seit vielen Jahren Musik...

    Schwarz: Und auch ich habe in der Schule damit begonnen. Jetzt bin ich seit 48 Jahren als Sänger beim Carl-Orff-Chor in Marktoberdorf aktiv. Dort habe ich meine musikalische Laufbahn auch gestartet.

    Graf: Es geht nicht nur darum, ein Instrument zu lernen oder mit dem Singen zu beginnen, es geht auch um soziale Kompetenzen und die Gemeinschaft. Zusammen Erfolge zu feiern, das entlohnt und motiviert gleichermaßen. Das spüre ich auch heute noch – gerade jetzt, wo der Kalender nach langer Pause wieder mit vielen Auftritten gefüllt ist.

    Videos, Plakate, offene Proben: #MachMusik soll Chören und Musikvereinen Vielfalt bieten

    Haben die Vereine zum Neustart nach Corona überhaupt Zeit, bei so einer Kampagne mitzumachen?

    Graf: Die Realität ist, dass die Vereine gerade tatsächlich mit Proben und Auftritten gut beschäftigt sind. Die Nachwuchsarbeit darf aber trotzdem an Priorität nicht verlieren. Dafür setzt das Projekt den richtigen Rahmen. Es soll nicht nur ein Strohfeuer sein, sondern kontinuierlich weiterlaufen. Und vor allem soll es ein einfaches Mittel für Vereine sein, sichtbarer zu werden.

    Schwarz: Neben den Videos, die Vereinsmitglieder selbst aufnehmen und verbreiten können, den Plakataktionen und der Internetplattform, auf der man Vereine in seiner Nähe finden kann, wollen wir Interesse mit neuen Ideen wecken. Aktionsvorschläge sind offene Proben, sogenannte Come-Together-Konzerte für alle Genres oder Ehemaligen-Treffen.

    Was ist mit Menschen, die einmal mit der Musik aufgehört haben? Sehen Sie auch Potenzial, diese wieder zu begeistern?

    Graf: Wer dem Konzept Verein einmal den Rücken gekehrt hat, der findet erfahrungsgemäß nur schwer wieder zurück. Ein möglicher Ansatz neben der klassischen Nachwuchsarbeit sind Erwachsenen-Bläserklassen, wie es sie zum Beispiel in Buchloe gibt. Dort treffen sich etwa 60 Menschen, die zum ersten Mal ein Instrument lernen und starten gemeinsam.

    Schwarz: Es gibt bei Bläsern wie auch Sängern zahlreiche Projektchöre und -ensembles sowie Angebote für alle Altersklassen. Generell besteht bereits eine faszinierende Vielfalt mit unter anderem Gospelchören, Jazzchören oder Kneipenchören. Durch die Kampagne wird dieses Angebot nun auch sichtbar. Vereine werden auffindbar für alle.

    Musik soll Menschen auch oder gerade in Krisenzeiten stärken

    Wie sind die Rückmeldungen bislang? Konnten die Vereine seit dem Start der Kampagne im April schon neue Musikerinnen und Musiker begeistern?

    Graf: Die Rückmeldungen sind durchweg positiv. Viele Vereine befinden sich aber noch am Anfang und experimentieren zum Beispiel gerade mit der Video-App. Unsere Vision wäre, dass jeder weiß: Bei „#MachMusik“ finde ich Ausbildungsangebote, wenn ich in die Amateurmusik einsteigen will.

    Schwarz: Es war noch nie so wichtig wie jetzt, dass die Menschen eine musikalische Heimat haben und für ihr Hobby brennen. Der Druck auf jeden Einzelnen ist mit Klimawandel, Corona und dem Angriffskrieg auf die Ukraine groß. Deshalb ist es wichtig, dass wir uns einen Rahmen schaffen, in dem wir positive Erlebnisse teilen. Mit Musik können wir uns stärken. Etwas Schöneres gibt es nicht.

    Diese Aktionen gehören zu #MachMusik

    • Die Kampagne „#MachMusik“ hat der Bayerische Musikrat im April 2022 gestartet. Sie soll Menschen aller Altersgruppen Wege zum organisierten Musizieren aufzeigen.
    • Mit Plakaten und Flyern können Vereine Lokal werben. Außerdem läuft eine bayernweite Aktion unter anderem mit Motiven aus den Bereichen Gesang, Blas-, Streich-, Schlag-, Saiten- und Tasteninstrumente.
    • Über eine zur Verfügung gestellte App können Mitglieder Videos zur Frage „Warum mache ich Musik?“ erstellen und auf den Plattformen ihrer Orchester und Chöre zum Beispiel in den Sozialen Medien verbreiten.
    • Unter www.machmusik.bayern im Internet sind Vereine in der Nähe nach Eingabe der Postleitzahl auffindbar. Interessierte finden dort Kontaktdaten und weitere Infos.
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