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Wandern im Herbst: Tipps und Hinweise für Bergtouren im Spätsommer

Wandern im Oktober

"Mit Turnschuhen im Schneesturm" - Das sind im Herbst die No-Gos am Berg

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    Im September 2022 mussen Einsatzkräfte zwei 20-Jährige von der Zugspitze retten. Sie waren dort mit Turnschuhen im Schneetreiben unterwegs gewesen.
    Im September 2022 mussen Einsatzkräfte zwei 20-Jährige von der Zugspitze retten. Sie waren dort mit Turnschuhen im Schneetreiben unterwegs gewesen. Foto: Bergrettung Ehrwald (Archivbild)

    Diese Geschichte stammt aus unserem Archiv und erschien erstmals im September 2022.

    Im Spätsommer und im Herbst zieht es die Menschen in Alpennähe oftmals in die Berge. Schnell noch ein bisschen die Natur genießen, bevor der Winter und die Kälte kommen und die Wanderwege unter einer dicken Schneedecke liegen.

    Doch schnell sollte in den Bergen - zumindest für durchschnittliche Wanderinnen und Wanderer - nicht das Motto sein, sagt Max Löther, Leiter Besucherlenkung im Naturpark Nagelfluhkette.

    Mittags zur Wanderung aufzubrechen, ist im Spätsommer zu spät

    Generell, aber gerade auch im Herbst, gelte: Die Vorbereitung ist bereits die halbe Bergtour. Denn was viele Bergsteigerinnen und Bergsteiger derzeit nicht einplanen: Es wird erst deutlich später hell und schon früher am Abend dunkel. Lang ausschlafen und erst gegen Mittag auf eine achtstündige Tour aufbrechen, könne somit durchaus gefährlich werden, sagt der Ranger. Vor allem mit der falschen Ausrüstung sei das ein No-Go. (Lesen Sie auch: Mit „Kemptener-Fußgänger-Zone-Outfit“ in den Bergen: "Social-Media-Wanderer" machen im Allgäu Probleme)

    Erfahrungsberichte lesen und Wege auf Karten vergleichen

    "Ein großer Teil der Wanderer bereitet sich gar nicht auf die Tour vor", sagt Löther. Dabei sei es wichtig, die Tourenplanung bereits am Vortag anzugehen. Der Ranger empfiehlt, sowohl Erfahrungsberichte in Tourenportalen zu lesen und vergleichen. Darüber hinaus sei es aber auch wichtig, die Wegbeschreibungen aus dem Internet mit den auf Karten eingezeichneten Wegen abzugleichen. (Lesen Sie auch: "Feierabendrunde" & Co.: Worauf man bei Tourentipps aus dem Internet achten sollte)

    "Die Wegbeschaffenheit bleibt ja nicht vom Tal bis zum Gipfel gleich", sagt Löther. In professionellen Wanderkarten sei das ersichtlich und Ausflüglerinnen und Ausflügler könnten die Ausrüstung und die Zeitplanung entsprechend anpassen. (Lesen Sie auch: Wanderer stürzt im Schneesturm am Hochkalter ab - und wird seit Tagen vermisst)

    Falsche Schuhe führen zu vielen Unfällen

    Das betreffe in erster Linie auch das Schuhwerk. Laut Löther sind falsche Schuhe einer der größten "Unfallverursacher" auf Wanderungen. Viele Einsätze der Bergwacht, auch im Gebiet der Naturpark Ranger, sei auf Unfälle wegen falschen Schuhwerks zurückzuführen. Durch ordentliche Bergschuhe würde sich so mancher Sturz und Verletzung vermeiden lassen.

    Auf dem Gipfel ist es oft deutlich kälter als im Tal

    Gerade im Spätsommer sollten die Ausflüglerinnen und Ausflügler in den Bergen nicht vergessen: Oben ist es oft deutlich kälter als im Tal. Wechselkleidung gehört laut Löther daher genauso in den Wanderrucksack wie eine zusätzliche Jacke - neben einem Erste-Hilfe-Set, ausreichend Proviant und Getränken, Wanderkarten und einer Lampe. "Ich empfehle bei der Kleidung das Zwiebelprinzip, dann ist man flexibler", sagt der Ranger.

    Im Herbst könne es in den Bergen dann auch durchaus mal schneien. "Dann kann es sein, dass es oben schon friert", sagt Löther. Ein weiteres Gefahrenpotenzial, denn dann könne es auf den Wegen glatt sein. "Sowieso schon anspruchsvolle Routen werden dann noch anspruchsvoller", so der Ranger.

    Beim Wandern Wildschutzgebiete umgehen

    Doch nicht nur die Sicherheit der Menschen in den Bergen steht im Fokus: Wer sich an die Regeln hält, tue auch Flora und Fauna etwas Gutes. Denn die Tiere bereiteten sich im Spätsommer bereits auf den Winter vor. Um ihnen die nötige Ruhe zu lassen, sollten Wanderinnen und Wanderer Sonnenaufgangs- und -untergangstouren unterlassen.

    Auf den Wanderkarten des DAV beispielsweise seien die Wildschutzgebiete eingezeichnet. Also die Stellen, wohin sich das Rotwild zurückzieht und überwintert. Doch die Tiere ziehen sich nicht erst mit dem Schnee dorthin zurück, sondern bereits zum Herbst. Wenn sie dabei gestört werden, erklärt Löther, suchen sie sich andere Gebiete, die nicht mit ausreichend Futter für den Winter ausgestattet sind. Deshalb wiederum beginne das Wild dann, die Rinde von den Bäumen zu knabbern, das sogenannte "Schälen", was zu erheblichen Forstschäden führen kann.

    Die wichtigsten Tipps für eine Wanderung im Spätsommer und Herbst:

    • Rechtzeitig zur Wanderung aufbrechen: Lange Touren erst gegen Mittag zu beginnen, ist zu spät. Denn es wird schon wieder deutlich früher dunkel.
    • Wechselkleidung und eine zusätzliche Jacke mitnehmen: Wenn es im Tal sonnig warm ist und kein Wind weht, kann es auf dem Gipfel deutlich kühler sein.
    • Taschenlampe einpacken: Wenn sich die Tour doch hinzieht oder die Pause etwas länger dauerte, kommt man schnell mal in die Dämmerung. Dann ist eine Taschen- oder Stirnlampe viel wert.
    • Bergschuhe anziehen: Viele Bergunfälle passieren, weil Wanderinnen und Wanderer das falsche Schuhwerk tragen.
    • Bergtour sorgfältig planen: Bereits am Vortag Tourenberichte lesen und die Wege auf der Karte abgleichen.
    • Wildschutzgebiete meiden: Damit das Wild einen Rückzugsort hat, sollten Bergsteigerinnen und Bergsteiger entsprechend gekennzeichnete Gebiete nicht betreten.

    Lesen Sie auch: „Die Menschen kennen keine Grenzen mehr“: Die Sorgen eines Wegewarts zum Wandertourismus am Gaisalpsee und Rubihorn

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