Die Stadt Kempten wurde durch die Bayerische Verkehrsministerin Kerstin Schreyer (CSU) als „Fahrradfreundliche Kommune in Bayern“ ausgezeichnet. Zuvor hatte die Stadt die nötigen Kriterien vor einer Jury der Arbeitsgemeinschaft fahrradfreundliche Kommunen in Bayern (AGFK) nachweisen müssen. Die Stadt habe sich mit dem Mobilitätskonzept 2030 das Ziel gesetzt, den Radverkehr zu verdoppeln, erklärte Oberbürgermeister Thomas Kiechle (CSU). Die Zertifizierung sei „Ehre und Ansporn zugleich“. Auch Memmingen und Sonthofen sind Mitglieder der AGFK. Die Auszeichnung wirft jedoch die Frage auf, wo der Radverkehr in der Region derzeit steht.
„Kempten ist noch keine fahrradfreundliche Kommune“, sagt Tobias Heilig, Kreisvorsitzender Kempten-Oberallgäu beim Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC). „Das zeichnet aber nicht zwingend den Ist-Zustand aus, sondern würdigt auch Ziele.“ Das Verfahren habe aber Substanz, sagt Heilig. Er kritisiert vor allem das fehlende zusammenhängende Radwegenetz in der Stadt. Auch in der Region sieht er Defizite, diese Einschätzung teilt auch Klaus Schuster, ADFC-Kreisvorsitzender Memmingen-Unterallgäu.
Zu starker Fokus auf Tourismus
„Der Fokus liegt zu stark auf touristischem Radverkehr. Was wir aber brauchen, ist Alltagsradfahren“, klagt Schuster. Dafür fehlen jedoch vielerorts direkte Routen, an denen nicht permanent gestoppt werden müsse. „In Wolfertschwenden gibt es große Industriebetriebe, zu denen sicher viele Einwohner pendeln, aber keinen durchgehenden Radweg dorthin“, erklärt Schuster. Dieses Problem sieht Heilig auch für die Strecke von Immenstadt ins Bosch-Werk.
„Der Illerradweg bietet sich zwar an, ist aber nicht asphaltiert.“ Das Allgäu habe bei der Fahrradfreundlichkeit einen weiten Weg vor sich, klagt Schuster. „Die Aufnahme in die AGFK hat in Memmingen aber zu Verbesserungen geführt.“ So habe sich die Schulwegsituation verbessert und der Radverkehr habe einen hohen Stellenwert bei der Stadt, unter anderem durch den dortigen Radverkehrsbeauftragten.
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