In Vorarlberg ist ein Wolf zum Abschuss freigegeben worden. Das teilte die Bezirkshauptmannschaft, also die Landesbehörde, am Donnerstagnachmittag mit. In den vergangenen Tagen habe ein Wolf im hinteren Bregenzerwald und im Bereich um das Furkajoch wiederholt Nutztiere gerissen, zuletzt betroffen waren Rinder.
„Nach vormaligen Rissen von Schafen und Ziegen ist mit dem Angriff auf Kälber und sogar Jungkühe eine weitere rote Linie überschritten. Es handelt sich dabei um ein völlig untypisches Verhalten eines Wolfes und seine Angriffslust scheint keine Grenzen mehr zu kennen. Hier ist ein schnelles und konsequentes Handeln notwendig“, sagt Landesrat Christian Gantner.
Nur wenige Kilometer vom Allgäu entfernt: Wolf darf abgeschossen werden
Das bedeutet: In einem Gebiet etwa zehn Kilometer rund um die Mittagsfluh, nur wenige Kilometer von der Grenze zum Allgäu entfernt, darf der Wolf abgeschossen werden - seit heute Nacht. Die Erlaubnis gilt bis 15. Oktober.
Dass hinter den Nutztierrissen ein Wolf steckt, sei in zwei Fällen bereits von einem Labor bestätigt worden, heißt es. Im dritten Fall „liegen klare Indizien durch den für den Wolf typischen Kehlbiss und eröffneten Bauchraum vor“. Weil die Fälle detailliert geprüft worden seien, erfülle die Abschusserlaubnis auch die strengen europarechtlichen Vorgaben, „im Speziellen auch im Hinblick auf die erst jüngst ergangene Entscheidung des Europäischen Gerichtshof“.
Wolf soll schwangere Kuh im Bregenzerwald gerissen haben
In den vergangenen Tagen kam es laut Bezirkshauptmannschaft im hinteren Bregenzerwald und im Bereich rund um das Furkajoch "wiederholt zu Wolfshin- und Wolfsnachweisen": Auf einer Alpe im hinteren Bregenzerwald sei ein hochträchtiges Rind von einem Wolf angegriffen worden. "Der Angriff führte einige Tage später zu einer Totgeburt und das Rind musste in Folge seiner Verletzungen schließlich eingeschläfert werden." Auf einer Alpe im Gebiet des Furkajochs habe ein Wolf dann drei Ziegen getötet, seither werde ein Jungtier vermisst. Auf der Nachbaralpe sei zudem ein totes Kalb gefunden worden. Ein Laborbericht habe ergeben, dass es sich um einen Wolf der italienischen Quellpopulation, also der Alpenpopulation, handelt.
Die Basis für diese Entscheidung bilde die Wolfsmanagementverordnung (WMVO) des Landes Vorarlberg, die im Angriff auf Großvieh wie Rinder und Pferde "ein untypisches Verhalten des Wolfs identifiziert und eine letale Entnahme (Abschuss) des Schadwolfes vorsieht". Auf Grund der detaillierten und umfangreichen Einzelfallprüfung erfülle die Abschussverordnung auch die strengen europarechtlichen Vorgaben, im Speziellen auch im Hinblick auf die erst jüngst ergangene Entscheidung des Europäischen Gerichtshof (EuGH). „Unser Vorgehen garantiert ein rasches, konsequentes und rechtssicheres Handeln im Sinne der Sicherheit der Bevölkerung und Nutztierhaltung und es werden wichtige Rahmenbedingungen für eine sichere Alpwirtschaft geschaffen,“ sagt Landesrat Gantner.
Wolf im und um das Allgäu: "Diese Angriffe treffen unsere Alpwirtschaft bis ins Mark"
Und weiter: „Mit über 20.000 nachgewiesenen Individuen in Europa ist der Wolf nicht mehr vom Aussterben bedroht. Immer wiederkehrende Sichtungen und zunehmende Risse von Nutztieren zeigen, dass der Wolf zunehmend die Scheu vor Menschen verliert. Ich habe kein Verständnis, dass immer zuerst etwas passieren muss, bevor wir handeln dürfen. Wir betreiben keine reguläre Jagd, sondern die Einzelfallentnahme des Schadwolfes. (...) Blinde Ideologie und Naturromantik gefährden unsere Alpwirtschaft“, sagt Landesrat Gantner.
Landwirtschaftskammer-Präsident Josef Moosbrugger kommentiert: „Diese Angriffe treffen unsere Alpwirtschaft bis ins Mark und stellen auch eine latente Gefahr für Freizeit- und Erholungssuchende dar. Jeder Tierverlust ist eine Tragödie und zudem eine enorme psychische Belastung für unsere Älplerinnen und Älpler. Für Schadwölfe, die Nutztiere reißen, gibt es in Vorarlberg keinen Platz. Dass es sogar zu Angriffen auf Großvieh kommt, zeigt die Brisanz der Situation. Zunehmend häufen sich Meldungen von Hirten, dass ihre Tiere aufgrund der Wolfspräsenz zunehmend nervöser und weniger zutraulich sind und aggressiv auf Hunde reagieren.
Diese Entwicklung ist untragbar. Ich fordere daher rasches und konsequentes Handeln. Die bestehenden EU-Regelungen und insbesondere die Einstufung des Wolfes als vom Aussterben bedroht sind vollkommen veraltet, verkennen die mittlerweile herrschende Dramatik und gehören endlich geändert. Es gilt zu verhindern, dass Wölfe unsere jahrhundertealte Alpwirtschaft zunichtemachen. Die Praxis zeigt, dass Herdenschutzmaßnahmen bei einer kleinstrukturierten Alp- und Weidewirtschaft wie in Vorarlberg keine praktikable Lösung darstellen.“