„In manchen Fächern kann man nichts bewerten“, sagt Georg Heinecker, Rektor der Buchloer Comenius-Grundschule. Seit wenigen Tagen sind die Grundschüler zurück im Präsenzunterricht und bereits Ende nächster Woche gibt es Zwischenzeugnisse für Erst- bis Drittklässler. In dieser Altersklasse spielen Beurteilungen der Lehrer eine wichtigere Rolle als Noten – auch nach vielen Wochen Distanzunterricht.
Wegen Corona zurück zum Zwischenzeugnis auf Papier
Wie an vielen bayerischen Grundschulen gibt es das Halbjahreszeugnis an der Comenius-Schule in Buchloe für Erst- bis Drittklässler normalerweise in Form eines Lernentwicklungsgesprächs (LEG). Viertklässler bekommen dagegen Mitte Januar eine Zwischeninformation und im Mai Übertrittszeugnisse. Beim LEG für die Klassen eins bis drei hören Eltern zu, wie Schüler und Lehrer ihre Einschätzungen vergleichen und Ziele für das nächste Halbjahr vereinbaren. Heinecker sagt, dass sich ein LEG positiv auf den Lernfortschritt der Schüler auswirke. „Doch aus Infektionsschutzgründen haben wir diesmal entschieden, die Gespräche auszusetzen.“ Stattdessen werden am 5. März wieder herkömmliche Zwischenzeugnisse verteilt.
Für den Rektor steht fest: Wo Noten oder eine andere Bewertung kaum möglich sind, verzichtet man heuer darauf. „Bei uns ist das zum Beispiel beim Sportunterricht der Fall“, sagt der 58-Jährige. Der sei in diesem Schuljahr bisher komplett ausgefallen. In den Hauptfächern sei eine Beurteilung hingegen möglich. Zwischen September und Dezember hatte Präsenzunterricht stattgefunden. Durch die Hausaufgaben sowie die Mitarbeit im Distanzunterricht könnten die Lehrer die jeweiligen Leistungen durchaus bewerten, sagt Heinecker.
In Halblech gibt es trotzdem Lernentwicklungsgespräche für Schüler und Eltern
„Da das Zwischenzeugnis kein Dokument mit Siegel ist, hat die Schule etwas Spielraum“, betont Gabriele Stiller, Rektorin der Grundschule Halblech (Kreis Ostallgäu). Auch dort werden keine Leistungen in Fächern beurteilt, die coronabedingt zu kurz kamen. Das Kollegium habe sich für Lernentwicklungsgespräche entschieden, sagt Stiller. Die sollen verkürzt und auf die Woche verteilt stattfinden – mit Abstand, Plexiglasscheiben und Masken. „Wenn jemand das nicht möchte, könnten wir die Gespräche anders gestalten, aber das funktioniert persönlich besser“, sagt Stiller. Auf die Frage, was die Eltern davon halten, antwortet sie: „Bisher hat niemand abgesagt.“
Arbeitsverhalten der Schüler zeigt sich auch im Distanzunterricht
Gemeinsame Ziele werden Schüler und Lehrer sicher auch heuer definieren können, trotz langem Distanzunterricht, ist Stiller überzeugt: „Das Arbeitsverhalten hat sich auch in Video-Konferenzen und Arbeitsaufträgen abgezeichnet.“ Musik- und Sportunterricht nennt sie als Fächer, die im LEG gestrichen werden. Dort sei es diesmal nicht möglich gewesen, die Leistung zu beurteilen. Ansonsten sieht die Pädagogin das Treffen auch als Möglichkeit, sich auszutauschen: „Wir wollen Eltern und Kinder dafür loben, wie sie den Distanzunterricht gemeistert haben. Ein Stück Papier kann das nicht leisten.“
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