Die Sanierung des Augsburger Staatstheaters taucht im Schwarzbuch des Bundes der Steuerzahler auch in diesem Jahr auf. Anlass ist – nach den Kostensteigerungen der vergangenen Jahre – dieses Mal der Architektenwechsel. Diesen werde es „mit Sicherheit nicht zum Nulltarif“ geben, heißt es im Schwarzbuch, das der Verband am Dienstag veröffentlichte. Der Steuerzahlerbund geht am Ende von Gesamtkosten von mehr als 600 Millionen Euro aus.
Wie berichtet, hatte die Stadt Augsburg dem Architekturbüro Achatz gekündigt. Hintergrund sind unterschiedliche Sichtweisen zu Honoraren und verloren gegangenes Vertrauen. Eine einvernehmliche Lösung scheiterte. Die Angelegenheit wird vor Gericht gehen. Inzwischen hat die Stadt das Architekturbüro Henn damit beauftragt, die Sanierung des Großen Hauses fertigzustellen und die daneben stehenden Neubauten bis zur Baureife zu planen und umzusetzen. Henn legte eine überarbeitete Fassadenplanung fürs Kleine Haus vor und rechnete den Sommer über nach, ob die Kostenansätze des Vorgängerbüros realistisch sind und was die Glasfassade kosten wird. Baureferent Steffen Kercher sagte, Ziel sei weiterhin, den Kostendeckel von 417 Millionen Euro zu halten.
Staatstheater taucht im Schwarzbuch des Bunds der Steuerzahler 2025 auf
Beim Bund der Steuerzahler zweifelt man nach den Kostensteigerungen der vergangenen Jahre daran, dass dieses Ziel eingehalten wird. Verzögerungen seien zu befürchten und kosteten Geld, so der Verband. Man müsse sich inzwischen fragen, ob die Stadt die Komplexität des Mammutprojekts unterschätzt habe. Bei einer Kostenentwicklung, wie sie beim Theater hingelegt wurde, wäre „jeder private Bauherr schon längst pleite“, heißt es im Schwarzbuch. Die Kostensteigerung von 125 Prozent gegenüber dem Jahr 2016 müsse der Stadt erst einmal jemand nachmachen.

In der Tat waren die Kosten im Jahr 2016 auf rund 186 Millionen Euro beziffert worden, wobei in der damaligen Rechnung die jährliche Steigerung der Baupreise, die zwischenzeitlich bei mehr als fünf Prozent lag, ausdrücklich nicht berücksichtigt war. Durch mehrere Umplanungen kamen allerdings weitere Kostensteigerungen zustande. Nicht eingerechnet sind in der Summe die Zinsen für die Kredite, die ebenfalls in Millionenhöhe liegen. Augsburg stehe zwar im Vergleich mit anderen deutschen Städten bei einer Theatersanierung bei der Kostenexplosion nicht alleine da, so der Bund der Steuerzahler, dies sei aber nur ein schwacher Trost.

Steuerzahlerpräsident Rolf von Hohenhau, früher CSU-Stadtrat in Augsburg, sagte am Dienstag bei der Vorstellung, aus seiner Sicht sei schon vor neun Jahren klar gewesen, dass der Kostenansatz nicht zu halten sei. „Ich habe damals gesagt, man soll 40 Millionen Euro draufschlagen – allerdings hätte auch das nicht gereicht.“ Von Hohenhau forderte generell mehr Kostentransparenz bei Infrastrukturprojekten. In einer armen Stadt wie Augsburg, die sich nicht einmal die Reinigung von Schulhaus-Fenstern leisten konnte oder Probleme im Unterhalt von Gebäuden hat, sei das umso wichtiger. „Ansonsten büßen das gerade die jungen Menschen doppelt: bei Einsparungen jetzt und beim Rückzahlen der Schulden in der Zukunft“, so von Hohenhau.
Theatersanierung in Augsburg schon länger Thema, Bahnhofstunnel nicht mehr
Es ist das vierte Mal, dass der Steuerzahlerbund die Theatersanierung in sein Schwarzbuch aufnimmt. Ein anderes Projekt war in der Vergangenheit der Bahnhofstunnel, der in diesem Jahr nicht auftaucht, nachdem es dort keine neuen Entwicklungen gibt. Präsident von Hohenhau sagte, er gehe davon aus, dass beide Vorhaben auch in künftigen Schwarzbüchern auftauchen werden.
Der Bund der Steuerzahler ist ein Verein, der gegen Verringerung von Bürokratie, „Steuerverschwendung“ und Staatsverschuldung antritt. Er bezeichnet sich selbst als „Steuergewissen“ der Nation. Kritiker halten dem Verband vor, vor allem wirtschaftsliberale Lobbyinteressen zu vertreten.
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