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Bayerns neues Jagdgesetz: Rehe dürfen früher geschossen werden

Jägerei

Bayern bekommt ein neues Jagdgesetz: Rehe und Böcke dürfen früher geschossen werden

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    Die Jagdzeit für den Rehbock wird nach vorne verlegt.
    Die Jagdzeit für den Rehbock wird nach vorne verlegt. Foto: Thomas Warnack, dpa

    Wer weiß, was für Jäger, Vieh und Naturschutz das Beste ist? Monatelang haben Bayerns Agrar- und Forstministerin Michaela Kaniber (CSU) und Wirtschafts- und Jagdminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) sich bei dieser Frage ein Duell geliefert. Es ging ums neue Jagdrecht. Jetzt haben die beiden Regierungspartner eine Lösung gefunden.

    Nach der Kabinettssitzung am Dienstag stellten Kaniber und Aiwanger die Reform des Jagdgesetzes vor, die Waldbesitzern und Jägern mehr Eigenverantwortung einräumt als bisher.

    Neues Gesetz muss Jagd und Naturschutz vereinen

    Zentral ist dabei der sogenannte Abschussplan für Wild in Bayerns Wäldern. Bislang regeln behördlich kontrollierte Vorgaben etwa auf Grundlage von Verbissgutachten, wie viele Tiere geschossen werden müssen, damit ein Wald erfolgreich wachsen kann. Die 12.700 Jagdreviere werden dabei in grüne und rote Reviere eingeteilt – je nachdem, wie gut Wildbestand und Waldschutz im Einklang stehen. Ist bereits alles im grünen Bereich, können Hegegemeinschaften selbst entscheiden, ob sie weiter einen behördlichen Abschussplan verfolgen möchten oder sich eigene Regeln geben. Einmal jährlich sollen die Verantwortlichen vor Ort ihr Revier begutachten, die Verbisssituation und die sogenannte Nachverjüngung des Waldes beurteilen und ihre Abschussregeln wenn nötig anpassen.

    Rot eingestufte Reviere, in denen zu viel oder zu wenig geschossen wird, sollen weiterhin von behördlicher Seite einen Abschussplan auferlegt bekommen. „Bisher handelt es sich bei der Hälfte der Fläche um rote Hegegemeinschaften“, gab Kaniber zu bedenken. Sie setzt darauf, dass unter Aufsicht der Behörden die Jagdquoten so angepasst werden, dass der Wald „klimaresilient“ wachsen kann.

    Eine weitere Änderung ist bei den Jagdzeiten für Böcke und sogenanntes Schmalwild geplant, also junge, weibliche Rehe und Hirschkühe. Sobald das neue Gesetz steht, sollen sie schon ab 16. April geschossen werden dürfen - nicht wie bisher ab 1. Mai. Vor allem aus Regionen in Franken sei dieser Wunsch gekommen, erklärte der passionierte Jäger Aiwanger, weil sich dort die Vegetation schneller entwickle als anderswo. Hunderte Anträge seien jährlich zu diesem Thema eingegangen, so Aiwanger. „Die Jäger haben gesagt: Wir haben so viel Laub, wir sehen die Rehe nicht mehr.“

    Michaela Kaniber (CSU) und Hubert Aiwanger (Freie Wähler).
    Michaela Kaniber (CSU) und Hubert Aiwanger (Freie Wähler). Foto: Peter Kneffel, dpa

    Beim heiklen Thema Wolf will die Staatsregierung den Bund vor sich hertreiben, dessen Gesetz im Zweifel das bayerische aussticht, und den Wolf offiziell ins Jagdrecht aufnehmen. Man wolle sagen: „Senkt endlich auch auf Bundesebene den Schutzstatus des Wolfs von streng geschützt auf geschützt“, so Aiwanger. Auf diese Weise könnte der Wolf leichter abgeschossen werden.

    Nachdem das Tier in Bayern lange ausgerottet war, ist es heute wieder in mehr als einem Dutzend Regionen des Freistaats zu Hause, unter anderem in den Allgäuer Alpen. Der Bund Naturschutz hat im April 2025 neun Rudel, drei einzelne Wölfe und ein Wolfspaar gezählt. Regelmäßig gibt es Debatten um den Abschuss des Wolfs - erst kürzlich in Unteregg im Allgäu, wo ein Wolf drei Schafe und ein Reh gerissen hatte. Der letzte Angriff ereignete sich erst vergangene Woche in Unterfranken, wo das Raubtier mindestens ein Schaf tötete. Bei vier weiteren toten Schafen und fünf verletzten stehen die Ergebnisse noch aus.

    Auch wenn Hubert Aiwanger mit den neuen Plänen einen Großteil seiner Forderungen durchgebracht hat, sagte Kaniber als Fazit unserer Redaktion: „Mit Mut, Verstand und Verantwortung haben wir eine Lösung gefunden, die unsere Wälder stark und widerstandsfähig macht und die Eigenverantwortung betont. Das ist ein bedeutender Schritt in eine nachhaltige Zukunft.“

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