Wer an das Klischeebild einer bayerischen Landschaft denkt, der hat oft drei Dinge vor Augen: Die Berge, einen Kirchturm – und einen See. Auch im schwäbischen Teil des Freistaats finden sich einige Gewässer, darunter auch einige der berühmtesten des gesamten Landes. Doch bei der Frage, welcher See in Schwaben tatsächlich der größte ist, gibt es mehrere richtige Antworten.
Das liegt daran, dass eine Rangliste mit den größten Seen nach verschiedenen Kriterien aufgestellt werden kann. Betrachtet man nur die Fläche, so ist der größte See Schwabens zugleich der größte See Bayerns und Deutschlands – und wohl auch der berühmteste. Demnach wären die größten Seen Schwabens:
- Bodensee, 53.600 Hektar (536 km2)
- Forggensee, 1520 Hektar (15,2km2)
- Rottachspeicher, 300 Hektar
- Großer Alpsee, 247 Hektar
- Bannwaldsee, 228 Hektar
Wieso der Bodensee der größte See Schwabens sein soll
Unumstritten ist zumindest, dass der bayerische Teil des Bodensees die größte Seefläche in Schwaben darstellt. Zwar gehört der überwiegende Teil des Grenzsees zwischen Deutschland, Österreich und der Schweiz zu Baden-Württemberg – und dort zudem zum badischen Teil des Landes, anders als es der Spitzname „schwäbisches Meer“ suggeriert. Doch mit einem Anteil von nicht ganz einem Zehntel der Gesamtfläche des Bodensees ist der bayerisch-schwäbische Anteil des Bodensees immer noch deutlich größer als der größte See Schwabens, der komplett im Regierungsbezirk liegt.
Wieso der Forggensee der größte See Schwabens sein soll
Dabei handelt es sich um den Forggensee bei Füssen, von dessen Ufer man einen hervorragenden Blick auf das Schloss Neuschwanstein hat. Dabei ist er gar nicht immer gefüllt, denn beim Forggensee handelt es sich um einen besonderen Stausee: Während sein Becken auf natürliche Weise während der Eiszeit entstanden ist und früher einen noch größeren See beheimatete, der später austrocknete, ist er in seiner heutigen Form ein bei Roßhaupten aufgestauter See, dessen Wasserkraft zur Stromgewinnung genutzt wird. In den Wintermonaten wird er in der Regel abgelassen, im Sommer wieder gestaut. Ausnahmen davon gibt es, wie etwa 2018, als der See wegen Renovierungsarbeiten nicht gestaut wurde, oder im Winter 2024 und 2025, als er zum Hochwasserschutz nicht abgelassen wurde. Doch selbst, wenn üblicherweise die Hälfte des Wassers nicht im See ist, ist er größer als der nächstgroße See in Schwaben.

Dabei handelt es sich um den Rottachspeicher südöstlich von Kempten. Erst 1992 aufgestaut, ist er einer der jüngsten Stauseen Europas überhaupt. Und auch bei Gästen ist der See beliebt: Vor dem Panorama der ersten Allgäuer Berge kann man im Speicher baden oder an seinem Ufer spazieren, radeln oder das Wetter genießen. Aufgestaut wird hier das Flüsschen Rottach, das Kraftwerk in der Staumauer dient zur Energiegewinnung. Aber auch als Biotop ist der See wertvoll. Anspruch auf den größten See Schwabens kann er aber nicht erheben – anders als paradoxerweise der kleinere Große Alpsee bei Immenstadt.
Wieso der Große Alpsee der größte See Schwabens sein soll

Dieser ist nämlich der größte Natursee, der vollständig in Schwaben liegt. Während bei Forggensee und Rottachspeicher Menschen bei der Entstehung nachhelfen mussten, war das beim Großen Alpsee nicht der Fall. Auch er ist bei Touristen beliebt, sein Ufer ist von Bergen umgeben. Während der Eiszeit im Konstanzer Tal zwischen Oberstaufen und Immenstadt im Allgäu entstanden, liegen unweit noch der Kleine Alpsee und der Teufelssee. Diese haben mit den beiden nächsten Seen eines gemeinsam: Sie stehen ebenfalls in Sachen Bekanntheit ihrem großen Nachbarn nach.


Denn der nächstgrößere See in Schwaben ist der Bannwaldsee, der nur wenige Kilometer entfernt östlich vom deutlich größeren Forggensee liegt. Noch etwas kleiner und in westlicher Richtung ebenfalls ein Nachbar des Forggensees ist zudem der Hopfensee mit 190 Hektar Größe. Wie auch der Bannwaldsee zählte er zu dem einst deutlich größeren See rund um das heutige Füssen, dessen größtes Überbleibsel heute der Forggensee ist. Was alle bisher genannten Seen gemeinsam haben: Den Bodensee ausgenommen, liegen sie alle im Allgäu.
Wieso der Mandichosee der größte See Schwabens sein soll

Und weil manch alteingesessener Allgäuer gerne darauf besteht, kein Schwabe, sondern Allgäuer zu sein, könnte davon der Mandichosee profitieren – wenn man die Definition des größten schwäbischen Sees sehr weit strapaziert. Er ist mit 160 Hektar Größe der größte See Schwabens nördlich des Allgäus und zudem eine der größten Staustufen des Lechs, zu denen auch der Forggensee zählt. Der See liegt südlich von Ausgburg zwischen Königsbrunn und Mering und zählt zum Landkreis Aichach-Friedberg. Zugegeben: Ihn damit als größten See Schwabens zu bezeichnen, bleibt eine gewagte Aussage. Der größte See Nordschwabens ist übrigens der Faiminger Stausee im Landkreis Dillingen. Er ist je nach Bemessung rund 100 bis 120 Hektar groß und eine Staustufe der Donau. Baden ist hier streng verboten – zum Spazieren oder Vögel beobachten ist der See jedoch dennoch beliebt.
Im Allgäu gibt es indes noch weitere große Seen, die in der Rangliste der größten schwäbischen Seen weit vorne landen. 135 Hektar groß sind etwa jeweils der Niedersonthofener See bei Kempten und der Weißensee bei Füssen, 134 Hektar fasst der Grüntensee bei Nesselwang und 88 Hektar der Alpsee unterhalb des Schloss‘ Neuschwanstein bei Füssen – nicht zu verwechseln mit Großem und Kleinem Alpsee bei Immenstadt.
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