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Eine Frau mit bewegter Vergangenheit als OB-Kandidatin

FDP in KE

Eine Frau mit bewegter Vergangenheit als OB-Kandidatin

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    Gabriela Büssemaker handelt mit Champagner und sammelt Deckel der Flaschenkorken. 4.000 sind bisher zusammengekommen.
    Gabriela Büssemaker handelt mit Champagner und sammelt Deckel der Flaschenkorken. 4.000 sind bisher zusammengekommen. Foto: Ralf Lienert

    Eine Frau mit bewegter Vergangenheit greift in den Kemptener Oberbürgermeister-Wahlkampf ein. Gabriela Büssemaker ist nicht nur 18-mal umgezogen in ihrem Leben und macht „alle acht Jahre etwas Neues“. Die 63-jährige FDP-Politikerin hat auch schon viel Auf und Ab erlebt.

    Acht Jahre lang war sie als eine von wenigen Frauen Oberbürgermeisterin einer deutschen Stadt. Während dieser Amtszeit in Ettlingen musste sie allerdings 3.000 Euro Strafe zahlen wegen Vorteilsannahme. Und sie trat nach nicht haltbaren Vorwürfen, ihr Stellvertreter von der CDU habe sie geschlagen, bei der nächsten Wahl nicht mehr an. Seit eineinhalb Jahren lebt sie in Kempten und handelt mit Champagner.

    Einstimmig haben sich neun Vorstandsmitglieder der Kemptener FDP auf die zweifache Mutter als Kandidatin festgelegt. Nominiert werden soll sie am 4. November.

    Im Interview erzählt Büssemaker von vielfältigen Verbindungen ins Allgäu, auch als sie noch in Bonn oder Kehl wohnte. Der Sohn lebt im Unterallgäu, „Tanten und Onkel in der Umgebung“. Wie nebenbei kommt sie auf den CSU-Bundestagsabgeordneten Dr. Gerd Müller zu sprechen. Der habe sie – und das einzuführen ist ihr wichtig – im Amt belassen, als er Nachfolger von FDP-Politiker Dirk Niebel als Bundesentwicklungsminister wurde.

    „Andere hat man im Archiv oder in der Abstellkammer geparkt“, sagt Büssemaker. Sie war zu dieser Zeit Hauptgeschäftsführerin der „Engagement Global“, über die das Ministerium Aktivitäten von Vereinen und Städten in der Entwicklungshilfe fördert. Pikant ist dieser Aspekt, da die Berufung Büssemakers zu einem Eklat führte. Ein SPD-Bundestagsabgeordneter schaltete die Staatsanwaltschaft ein.

    Seiner Überzeugung nach gab es Hinweise, dass sich Minister Niebel auf die Parteifreundin lange vor Abschluss des förmlichen Auswahlverfahrens festgelegt hat. Später stufte der Bundesrechnungshof die Besoldung der ausgebildeten Anwalts- und Notariatsfachangestellten als „deutlich überbewertet“ ein. 2014 wurde ihr Vertrag nicht mehr verlängert.

    Mit der Staatsanwaltschaft hatte Büssemaker bereits während ihrer Zeit als Oberbürgermeisterin zu tun. Sie akzeptierte einen Strafbefehl in Höhe von 3.000 Euro wegen des Vorwurfs der Vorteilsannahme. Auf Kosten eines Energieversorgers war sie zu einer Bohrinsel in Norwegen gereist. Danach schlossen die Stadtwerke einen Vertrag mit dem Konzern ab. „Das war ein Fehler“, sagt sie jetzt dazu, auch wenn sie die Rechtslage nicht gekannt habe.

    In Kempten lässt sich Büssemaker gerade bei Rundgängen einweisen. Die Außenvermarktung der Stadt lasse zu wünschen übrig, da will sie politisch einhaken. Kempten streite mit Trier um den Titel älteste Stadt Deutschlands und Trier sei beim Tourismus „ungleich besser“ aufgestellt.

    Von der Idee einer Stadtseilbahn hält die 63-Jährige nichts: „Das Geld sollte man anders einsetzen.“ Es gebe einen Grund, warum Radfahrer und die Jugendbewegung Fridays for Future in der Stadt demonstrieren. Zur Wirtschaft sagt sie etwas aus FDP-Sicht eher Ungewöhnliches: „Alle sagen, produzierendes Gewerbe muss her. Ich sehe das anders, plädiere für saubere Unternehmen aus der Dienstleistungs- und IT-Branche.“

    Glaubt sie an eine Chance bei der Kandidatur? Büssemaker überlegt nicht lange: In Etttlingen sei sie 2003 auch von außen und als Außenseiterin gekommen. Dann holte sie 53 Prozent der Stimmen. In ihrer Anfangszeit in der Politik hatte sie allerdings auch noch einen längst verflogenen Eindruck: „Politik ist einfach.“

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