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Handeln statt jammern: Allgäuer Schwestern säen einen Hektar Wildblumen-Wiese

Das "Summ-Summ Projekt"

Handeln statt jammern: Allgäuer Schwestern säen einen Hektar Wildblumen-Wiese

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    Die Schwestern Daniela und Ulrike Reuter (von links) haben eine Blumenwiese angesät. Sie sagen: „Hand in Hand zum Schutz der Artenvielfalt.“
    Die Schwestern Daniela und Ulrike Reuter (von links) haben eine Blumenwiese angesät. Sie sagen: „Hand in Hand zum Schutz der Artenvielfalt.“ Foto: Reuter

    Ulrike Reuter, 27 Jahre alte Mathematikstudentin, steht am Rande eines frisch angesäten Ackers in der Nähe des Dörfchens Lengenfeld bei Oberostendorf (Ostallgäu). Vor zwei Wochen hat sie mit ihrer Schwester Daniela (29) zehn Kilogramm Wildblumensamen auf dem Feld am Waldrand ausgebracht. Zuvor hatte der Vater beim Beackern der Fläche geholfen, auf der früher Mais und Weidegras als Zwischenfrucht angebaut wurden. Die Reuters hatten den Töchtern erlaubt, einen von 47 Hektar des Betriebs für das Blumenwiesen-Projekt zu beackern.

    In den vergangenen beiden Wochen war das Wetter für das Wachstum alles andere als ideal. Zunächst gab es das Hagelunwetter mit viel Regen am Pfingstmontag, vergangenen Samstag brachte ein Gewitter dann erneut jede Menge Niederschlag. Ulrike Reuter schaut sich die ersten kleinen Pflänzchen genau an und hofft, dass die gesäten Wiesenblumen sich dennoch prächtig entwickeln werden.

    So oder so ähnlich könnte die „Summ-Summ“-Blumenwiese am Waldrand bei Oberostendorf in der Nähe von Buchloe bald aussehen.
    So oder so ähnlich könnte die „Summ-Summ“-Blumenwiese am Waldrand bei Oberostendorf in der Nähe von Buchloe bald aussehen. Foto: Ralf Lienert (Archiv)

    Die beiden Schwestern verstehen ihr Projekt auch als Reaktion auf das Bienen-Volksbegehren im Freistaat. Da sei den Bauern einseitig die Schuld am Insektensterben gegeben worden, findet Ulrike Reuter. Und viele Auflagen für die Landwirtschaft seien weltfremd und unpraktikabel. Doch die beiden Studentinnen wollten es nicht bei der Kritik belassen, sondern sie packten an.

    Im Familienrat wurde beschlossen, einen Hektar für das „Summ-Summ“-Projekt zur Verfügung zu stellen. Daran könne sich jetzt jeder beteiligen.

    Ohne Dünger und Pflanzenschutzmittel

    Bevor das Saatgut eingekauft wurde, sprachen die beiden Frauen unter anderem mit dem schwäbischen Fachberater für Bienenzucht. Die Wahl fiel schließlich auf eine mehrjährige Saatgut-Mischung. Pflanzenschutzmittel oder Mineraldünger soll es auf der „Summ-Summ“-Fläche nicht geben. Noch in der Planungsphase meldeten sich die ersten Projektpaten: Wer will, kann eine dreijährige Patenschaft für einen Teil der Blumenwiese übernehmen. 50 Quadratmeter kosten für drei Jahre 60 Euro, 100 Quadratmeter 120 Euro.

    Wir wollen nur, dass die Unkosten gedeckt sind. Ulrike Reuter

    Immerhin: Für 4.000 der insgesamt 10.000 Hektar Fläche hätten sie Paten gefunden, berichtet Ulrike Reuter. Darunter sind viele Privatpersonen, aber auch Firmen. Die meisten kommen aus der Region zwischen Augsburg und den Allgäuer Alpen, eine Patin aber wohnt sogar im nordrhein-westfälischen Essen.

    Manche Paten waren schon da, um sich die Fläche anzuschauen, andere werden noch kommen. Wer eine Patenschaft übernimmt, erhält ein Zertifikat, das er gegebenenfalls verschenken kann. Zudem werden die Paten regelmäßig über den Stand des Projekts informiert – also beispielsweise, was gerade blüht. Auch will Ulrike Reuter das Interesse der Menschen nutzen, um ihnen den ein oder anderen Sachverhalt in der bäuerlichen Landwirtschaft zu erklären. So wollen die Schwestern beispielsweise regelmäßig schildern, was gerade auf einem Hof zu tun ist.

    Angelegt ist das Projekt zunächst auf drei Jahre. Wie es dann weitergeht, ist ungewiss. Denn Ulrike Reuter ist dann vielleicht irgendwo in Bayern an einem Gymnasium als Mathematiklehrerin tätig und ihre zwei Jahre ältere Schwester arbeitet jetzt schon halbtags als Wirtschaftsjuristin und hat dann ihr Masterstudium beendet.

    Reich werden die beiden Schwestern mit dem Projekt übrigens nicht: „Wir wollen nur, dass die Unkosten gedeckt sind“, sagt Ulrike Reuter.

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