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Hundebesitzer sicher: In Oberstaufen wurden unsere Lieblinge vergiftet

Gemeinde dementiert

Hundebesitzer sicher: In Oberstaufen wurden unsere Lieblinge vergiftet

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    Ulrike Heh (links) und Iris Ködding-Dierkes mit ihren Hunden, die vergiftet worden sind, sich aber wieder erholt haben.
    Ulrike Heh (links) und Iris Ködding-Dierkes mit ihren Hunden, die vergiftet worden sind, sich aber wieder erholt haben. Foto: Werner Kempf

    Viele Hundebesitzer in Oberstaufen sind in Aufruhr. In den vergangenen Monaten seien sieben Tiere vergiftet worden, ein Tier starb, erzählt Ulrike Heh. Die 62-Jährige ging im vergangenen Monat zur Polizei und erstattete Anzeige. Doch nichts sei passiert. Simone Laupe-Sehling, die ebenfalls einen Hund besitzt, wandte sich im Juni an die Gemeinde, um mit einem Beitrag im Staufner Mitteilungsblatt die Hundebesitzer zu warnen. Doch ihr Text wurde abgelehnt, da es keine Hinweise auf vergiftete Hunde in der Marktgemeinde gebe, teilte eine Rathaus-Angestellte der 54-Jährigen mit.

    Ich packe sie ins Auto und fahre außerhalb des Ortes. In Oberstaufen ist mir ein Spaziergang mit den Tieren viel zu gefährlich.Hundebesitzerin Inge Ködding-Dierkes

    Heh vermutet dagegen, "dass das Thema nicht öffentlich gemacht wird, weil das Gäste, die ihren Hund mit nach Oberstaufen bringen, abschrecken könnte, hier ihren Urlaub zu verbringen". Giftköder wurden in den vergangenen Jahren immer wieder im Oberallgäu gefunden.

    Heh ist sicher, dass in Oberstaufen jemand gezielt Hunde vergiften will. Mit ihrer "Bianca", einem Sheltie (Hunderasse aus Schottland) ging sie am 14. Juni in die Tierklinik Wasserburg, nachdem der Hund nach einem Spaziergang am Heidi-Biebl-Weg in Oberstaufen gebrochen und am ganzen Körper gezittert hatte. Ihr Hund sei vergiftet worden, teilten ihr die Ärzte in der Tierklinik mit. "Ich vermute, es war Rattengift", sagt Heh.

    Zwei Hunde in der Klinik - 3.600 Euro für die Behandlung

    Gleich zwei Hunde von Iris Ködding-Dierkes mussten zum Tierarzt, nachdem die 77-Jährige mit ihnen im Heidi-Biebl-Weg unterwegs gewesen war. Ihr Yorkshire-Terrier "Pippi" und auch ihr Biever-Terrier "Micky" "haben Blut gebrochen", erzählt die Hundebesitzerin. Sie fuhr mit "Pippi" sofort in die Hundeklinik nach Blaichach, "wo der halb tote Hund neun Tage am Tropf hing und wieder aufgepäppelt wurde".

    Fälle mit Giftködern im Oberallgäu

    - Im August 2016 brachte in Sonthofen eine Katze einen Giftköder mit nach Hause. Dabei handelte es sich um ein mit Stecknadeln versehenes Stück Leberkäse, das eine giftige Substanz enthielt. Die Katze blieb unverletzt.

    - Ende Mai 2016 fraß in Fischen eine Labrador-Hündin einen Giftköder. Das Tier starb an den Folgen der Vergiftung.

    - 2015 wurden bei den Oberallgäuer Polizeiinspektionen drei vergiftete Tiere (zwei Katzen, ein Hund) im Oberallgäu aktenkundig.

    "Micky" hatte die gleichen Symptome. Ihn brachte die Hundehalterin in die Tierklinik Kempten. "Erst nach sechs Wochen war der Hund wieder fit", erzählt die Staufnerin. Für beide Behandlungen hat sie 3.600 Euro bezahlt. In den vergangenen Wochen hätten ihr weitere Hundebesitzer in Oberstaufen erzählt, dass ihre Tiere mit Verdacht auf Vergiftung behandelt worden seien. "Das kann doch kein Zufall sein", sagt Ködding-Dierkes.

    Der "Hundehasser", wie Ulrike Heh den Unbekannten nennt, "regt sich womöglich wegen der vielen Hundehaufen im Heidi-Biebl-Weg auf", vermutet die 62-Jährige. Diese könnten von den Tieren der vielen Urlauber stammen, die mit ihren Vierbeinern in den Schrothkurort kommen und nicht wüssten, wo es Hundeklos gebe.

    Hundetüten auf Vorrat im Hotel

    Heh schlägt deshalb vor, in den Zimmern der Staufner Hotels, in denen Hunde erlaubt sind, Hundetüten für die Tiere auszulegen. Denn Hundeklos gebe es vor allem im Heidi-Biebl-Weg in der Nähe des Bahnhofs zu wenig.

    "Stimmt nicht", sagt Hauptamtsleiter Hans-Peter Pauli. Der Abstand zwischen den Hundetoiletten im Heidi-Biebl-Weg betrage 150 Meter. "Das sind drei bis vier Minuten Gehzeit." In Oberstaufen gebe es mit 18 Hundetoiletten genügend solcher Einrichtungen. Bisher habe er noch nichts von vergifteten Hunden in Oberstaufen gehört. Wenn dies der Fall sei, würde man der Sache nachgehen, die Polizei einschalten und die Bevölkerung sowie die Gäste im Mitteilungsblatt warnen.

    Nicht untätig ist die Staufner Polizei gewesen. Nach der Anzeige von Ulrike Heh "haben wir mit der Klinik in Wasserburg telefoniert", berichtet Reinhold Sontheim. Rattengift sei definitiv nicht die Ursache für die Erkrankung von Ulrike Hehs Hund gewesen, wie eine toxikologische Untersuchung ergeben habe. "Bisher sind keine weiteren Anzeigen eingegangen", sagt Sontheim.

    Iris Ködding-Dierkes ist dennoch davon überzeugt, "dass es in Oberstaufen einen Hundehasser gibt, der unsere Tiere vergiften will". Im Heidi-Biebl-Weg und auch im Kurpark, wo ebenfalls Giftköder entdeckt worden seien, geht sie schon lange nicht mehr mit ihren Hunden Gassi. "Ich packe sie ins Auto und fahre außerhalb des Ortes. In Oberstaufen ist mir ein Spaziergang mit den Tieren viel zu gefährlich."

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