„Er hat mich angeschrien.“ Julian Wartenberg kann sich noch sehr gut an die Szene im November letzten Jahres erinnern. Die Regisseurin Jana Vetten hatte alle Altusrieder, die beim neuen Freilichttheater „Artus!“ mitmachen wollten, zum Casting geladen. Der 16-jährige Julian Wartenberg kam in einer kleinen Szene mit Volker Klüpfel zusammen – und der erfahrene Akteur spielte mal schnell sein ganzes Können aus, so dass der Bühnenneuling Julian Wartenberg „ein bisschen Angst“ bekam.
Beide bestanden das Casting höchst erfolgreich: Julian Wartenberg und Volker Klüpfel ergatterten im dorfinternen Wettbewerb die Hauptrollen. Sie spielen ab 8. Juni zehn Wochen die Titelfigur, den sagenhaften britischen König Artus.
Allerdings werden die beiden nicht gemeinsam auf der Freilichtbühne am Ortsrand von Altusried stehen. Während Julian Wartenberg vor der Pause für den Aufstieg des jungen Artus zum Friedens-König zuständig ist und ein goldenes Zeitalter einläutet, muss Volker Klüpfel nach der Pause gegen den Abstieg kämpfen; Artus hat sich zu sehr auf seinem Erfolg ausgeruht, nun zerrinnt ihm alles zwischen den Fingern.
28 Aufführungen geplant
> Premiere:
„Artus!“ startet am Samstag, 8. Juni, auf der Altusrieder Freilichtbühne. Es folgen 28 Aufführungen bis zum 18. August.
> Spieltage:
Gespielt wird jeden Freitag und Samstag sowie am Donnerstag, 20. Juni, um 20.30 Uhr; außerdem an sechs Sonntagnachmittagen (Beginn 14 Uhr).
> Dauer:
Drei Stunden (mit Pause).
> Karten:
Tickets gibt es bei der
Allgäuer Zeitung
, Telefon 0831/206 55 55, online unter
sowie im Kartenbüro Altusried, Telefon 08373/922 00, und online:
www.allgaeuer-freilichtbuehne.de
Proben seit Januar
Volker Klüpfel, im richtigen Leben Autor der Bestseller-Krimis über den grantigen Kommissar Kluftinger, und Julian Wartenberg, Zehntklässler am Kemptener Hildegardis-Gymnasium, stehen an der Spitze eines riesigen Spielerteams. Schon seit Januar probt Jana Vetten mit dem Cast, inzwischen jeden Tag, bei Wind und Wetter. Etwa 80 Rollen gibt es in diesem Stück, das der Autor Christian Schönfelder aus den Sagen rund um Artus für das Altusrieder Freilichtspiel geschrieben hat. Außerdem werden rund 300 Männer und Frauen als Volk, Reiter und Ritter mitwirken, 60 Sänger und Instrumentalisten machen Musik, und weitere 100 Leute arbeiten hinter den Kulissen.
Klar, dass da die Erwartungen hoch sind an die beiden Hauptdarsteller. Was die aber nicht als belastend empfinden. Julian Wartenberg war zunächst überwältigt, als Regisseurin Vetten ihm die Rolle anbot. „Damit habe ich überhaupt nicht gerechnet“, sagt er.
Schließlich hat er bis jetzt noch nicht arg viel Bühnenerfahrung gesammelt. Er hatte sich beworben, weil er unbedingt Teil der Spieler-Gemeinschaft sein wollte. Für die Rolle musste er einiges tun: Er trainiert das Sprechen und den Schwertkampf, und weil er im Stück viel auf dem Pferd sitzen muss, übte er das Reiten nochmals, das er schon als Kind erlernt hatte. Kein Wunder, dass er derzeit Abstriche machen muss in der Schule und bei den Hobbys.
Bedingung: nicht aufs Pferd!
Volker Klüpfel hat es mit dem Reiten dagegen überhaupt nicht. Er machte sogar zu Bedingung für eine Zusage, dass er nicht aufs Pferd muss. Der 47-Jährige verrät, dass er Angst vorm Runterfallen hat. Schauspielerisch gehört er zu den „alten Hasen“. Schon als Elfjähriger spielte er eine wesentliche Rolle, nämlich den Sohn von Wilhelm Tell, der den Apfel vom Kopf geschossen bekommt. Bei allen großen Freilichtspielen stand er auf der Bühne – als Statist oder in wichtigen Rollen. „Das ist überwältigend hier“, schwärmt Klüpfel. „Das Spielen schweißt die Leute zusammen wie nirgendwo sonst.“
Hat er als Autor überhaupt Zeit, über ein halbes Jahr lang zu proben und zu spielen? Die Lesetour geht – glückliche Fügung – vor der Artus-Premiere zu Ende. Und das Schreiben könne er sich ja frei einteilen. Ein neues Buch von ihm und Co-Autor Michael Kobr wird gerade fertig. Erstmals gibt es keinen lustigen Kluftinger-Krimi, sondern einen ernsten Thriller. Er kommt im November auf den Markt.