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Lost Places in Schwaben und Oberbayern: Eine Übersicht

Lost Places

Verlassene Orte mit düsterer Geschichte: Kennen Sie diese Lost Places in der Region?

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    Das Werk 14 in Neu-Ulm hat eine lange Geschichte. Heute ist es ein Lost Place.
    Das Werk 14 in Neu-Ulm hat eine lange Geschichte. Heute ist es ein Lost Place. Foto: Thomas Vogel (Archivbild)

    Bayerisch-Schwaben und Oberbayern sind unter Urban Explorers nicht unbedingt als Hotspot bekannt. Urban Explorers sind Menschen, die sich in ihrer Freizeit gern auf die Suche nach sogenannten Lost Places machen, also Örtlichkeiten, die irgendwann in der Geschichte einmal von Bedeutung waren und heute eher dem Verfall preisgegeben sind. Das können ehemalige Krankenhäuser sein, Schulen oder auch halb-verfallene Kirchen und Wohnhäuser, deren Einrichtung den Eindruck verschafft, hier habe noch vor kurzem jemand gelebt. Einige wenige dieser Lost Places lassen sich auch in unserer Region finden. Ein paar davon stellen wir hier vor.

    Wird es zum Lost Place? Augsburgs ehemaliges Gefängnis

    Die Geschichte des Räuber Kneißl ist in der bayerischen Geschichte sowas wie ein Klassiker. Der im Landkreis Dachau geborene Mathias Kneißl ist Gegenstand diverser Bücher, Filme und Lieder. Zu seinen Straftaten, die er überwiegend in den heutigen Landkreisen Dachau, Aichach-Friedberg und Fürstenfeldbruck begangen hat, zählten neben Raub und Wilderei auch ein Schusswechsel mit zwei Polizisten, die an ihren Verletzungen starben.

    Vor dem Schwurgericht Augsburg wurde er im November 1901 zu 15 Jahren Zuchthaus, dem Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte und zum Tode verurteilt. Hingerichtet wurde er am 21. Februar 1902 mit einer Guillotine im damaligen Landgerichtsgefängnis in der Karmelitengasse.

    Er war nicht der einzige prominente Häftling der zentral in Augsburg gelegenen Justizvollzugsanstalt. Auch Maximilian Josef, Strauß, ältester Sohn des ehemaligen bayerischen Ministerpräsidenten Franz Josef Strauß, saß dort wegen Steuerhinterziehung ein, ebenso der adoptierte Prinz Marcus Prinz von Anhalt.

    2016 wurde die Augsburger Justizvollzugsanstalt nach Gablingen verlegt. Das Gefängnis in der Karmelitengasse steht seitdem leer. Zukunft? Ungewiss. Zutritt: Verboten.

    Hier gibt es seit über 30 Jahren kein Bier mehr

    Brauereien gibt es in Bayerisch-Schwaben und Oberbayern zur Genüge. Auch in Obergriesbach im Landkreis Aichach-Friedberg wurde noch bis in die 1990er Jahre Bier gebraut. 1994 war nach exakt 300 Jahren Bierproduktion Schluss, der Konkurrenzdruck wurde zu hoch. Seitdem steht das Gebäude am Schlossberg leer, verfällt mehr und mehr.

    Die alte Brauerei und der Biergarten am Schlossberg in Obergriesbach verfallen. Das Areal soll abgerissen werden.
    Die alte Brauerei und der Biergarten am Schlossberg in Obergriesbach verfallen. Das Areal soll abgerissen werden. Foto: Christoph Lotter (Archivbild)

    Abenteurer, Schaulustige, aber auch ortsansässige Jugendliche wurden von der ehemaligen Brauerei angezogen. Geplant war, das Gebäude abzureißen und dort Wohnraum zu bauen, doch bis dato ist dazu nichts passiert. Anfang des Jahres geriet die alte Brauerei wieder in die Schlagzeilen, nachdem jemand dort einen Brand gelegt hatte. Der Zutritt ist nicht gestattet, das Gelände mit Bauzäunen umstellt.

    Erst Festung, dann Feierort: Das Vorwerk 14 in Neu-Ulm

    Die Bundesfestung Ulm und Neu-Ulm war eine von fünf in Deutschland vom Deutschen Bund finanzierten Festungen, war dazu vorgesehen, die deutschen Staaten auch von innen zu sichern. 1859 wurde die Festung, deren Hauptmauer rund neun Kilometer lang war, fertiggestellt. Erst 1938 wurde der Festungsstatus der Anlage aufgehoben, seitdem sind viele Teile verschwunden oder vom Verfall bedroht.

    Zu diesen Teilen gehört auch das Vorwerk 14 in der Neu-Ulmer Jakobsruhe. Inzwischen verlassen und nur von außen begehbar war der Festungsteil früher eine beliebte Feierzone in der Region. 1979 etwa fand erstmals das Vorwerkfest statt, es gab eine Freiluftbühne und Konzerte. Heute passiert dort nichts mehr. Der Zutritt zur Innenanlage ist nicht erlaubt. Dass sich dennoch immer wieder Menschen Zugang verschaffen, ist aufgrund der vielen Graffiti im Innenbereich der Festung deutlich zu erkennen. Auch unter den sogenannten Urban Explorern in der Gegend ist das Vorwerk 14 bekannt.

    Diese Burg ist schon seit über 300 Jahren ein Lost Place

    Vielleicht nicht der beliebteste Spot für Urban Explorer, aber ein Ort, der schon sehr lange als verloren gilt, ist die ehemalige Burg Wellwart im Donau-Ries. Mehr als ein paar Reste sind von der Burg unweit Harburg nicht übrig geblieben, die vermutlich zwischen 1138 und 1147 erbaut wurde.

    Im Laufe ihrer Geschichte hatte die Burg mehrere Besitzer: Möglicherweise war sie zunächst die Stammburg der Herren von Wellenwart, gehörte dann den Grafen von Graisbach, den Rittern von Hoppingen und Hans Kaspar Roth von Schreckenstein, ehe sie ab 1679 langsam zu verfallen begann und im 18. Jahrhundert abgebrochen wurde. Laut zeitgenössischer Quellen wurde die Burg bereits 1366 als Ruine bezeichnet. Was die Besitzer mit der Burg anstellten, ist leider völlig unbekannt. Heute sind nur noch Mauerfundamente und ein tiefer Halsgraben erhalten. Wer sich die frei zugänglichen Überreste anschauen möchte, findet sie zwischen Wörnitz und Brünseer Straße neben der Kläranlage Harburg.

    Gruseliger Lost Place: In dieser Kapelle sind die Geister los

    Nicht selten wird Lost Places auch ein gewisses Gruselpotential nachgesagt – nicht nur, weil manch einer wirkt, als könne er jeden Moment über jemandem zusammenbrechen. In manchen sollen Geister ihr Unwesen treiben. Spuken soll es auch in der Uhlbergkapelle in Wolferstadt im Landkreis Donau-Ries.

    In der ehemaligen Kapelle auf dem Uhlberg in Wolferstadt soll es spuken.
    In der ehemaligen Kapelle auf dem Uhlberg in Wolferstadt soll es spuken. Foto: Wolfgang Widemann (Archivbild)

    Vor über 500 Jahren wurde die Kapelle bereits aufgegeben, vom ehemaligen Gotteshaus sind nur mehr Ruinen übrig. Doch diese sollen es in sich haben. Angeblich erscheint dort eine „weiße Frau“ regelmäßig, um Urban Explorern und anderen Neugierigen einen Schrecken einzujagen. Auch Satanisten sollen dort angeblich schwarze Messen feiern. Gut erreichbar ist die Ruine nicht. Gerade deshalb zieht sie womöglich auch so viele Menschen an. Wer sich selbst von der An- oder Abwesenheit von Geistern überzeugen möchte, fährt von Treuchtlingen kommend in Richtung Auerheim, biegt nach etwa sechs Kilometern Richtung Siebeneichhöfe ab und parkt dort am Waldrand. Außerdem führt von Wolferstadt aus der Rundwanderweg „Monheimer Alb 2: Natur und Geschichte am Uhlberg“ direkt an der Kapelle vorbei.

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