Maxi Schafroth als Fastenprediger und der Nockherberg - das passte auch 2024 wieder zusammen. Beim berühmt-berüchtigten Derblecken nahm der Allgäuer Kabarettist und Musiker am Mittwochabend in gewohnt bissiger, aber stets humorvollen Manier die Politik aufs Korn - und sammelte dafür jede Menge Lacher und Applaus. Zugleich mischte Schafroth aber auch immer wieder nachdenkliche Töne in seine Fastenrede.
Die Protagonisten waren schon vorgewarnt. Er werde zwei bis drei Maß trinken, dann werde er das schon aushalten, meinte Freie Wähler-Chef Hubert Aiwanger in einem Interview zum Start des Nockherbergs 2024 und auch Bayerns Ministerpräsident Markus Söder war klar, dass er "völlig unberechtigt" beim Derblecken sein Fett abbekommen werde. Aus Berlin war Kevin Künert, SPD-Generalsekretär, angereist. Als Vertreter der Ampel wolle er einmal sehen, wie man gut miteinander streite, er freue sich aber auch "auf gute Unterhaltung".
Und die bekam nicht nur er zu sehen und zu hören. In Warnweste und mit Megaphon, begleitet von Trommlern betrat Maxi Schafroth die Bühne - ein "Protestzug mit analogem Shitstorm", wie er sagte - eine Anspielung an die vielen Demonstrationen, die aktuell in Deutschland laufen. "Danke für eure verbalen Entgleisungen. Wir sind die Traktoren, die ihr rieft", sprach der Fastenprediger 2024 die Politiker im Saal an. Und ergänzte: "Es macht Sinn, hier eine martialische Bauerndemo zu inszenieren. Dann ist es wahrscheinlicher, dass der Aiwanger kommt."

Schlag auf Schlag ging es dann weiter auf dem Nockherberg 2024, und tatsächlich stand vor allem Hubert Aiwanger immer wieder im Fokus der Rede. Schafroth sparte nicht mit Kritik an Tonalität und Umgangsformen in der bayerischen Politik. "Wollen wir Gezündel, wollen wir verbales Hochrüsten? Das Schöne ist, dass wir das selbst in der Hand haben", betonte er - und nahm sich direkt den bayerischen Ministerpräsidenten und seinen Vize zur Brust. "Markus, dein Ton am Aschermittwoch. Honecker, Hundevergleiche, da frag ich mich, wer bremst euch noch?", fragte er. Und an Aiwanger gewandt: "Hubert, du bist ja zum politischen Holzspalter mutiert. Weil wir Forstwirte und Scheitholzheizer wissen: Gespaltenes Holz ist besser zum Zündeln." Immerhin könne der Aiwanger, was Söder nicht kann: "Ohne Inhalt punkten."
Maxi Schafroth beim Nockherberg 2024: "Die Bauern wollen Lösungen und kein Anbiedern"
Maxi Schafroth thematisierte auch die Bauernproteste und deren Gründe. Politiker biederten sich bei den Wählern an. "Wenn das so weiter geht, räkelt sich der Hubert für den Jungbauernkalender auf der Haube vom Fendt-Geräteträger. Und dass die Grünen jetzt lachen, zeigt mir, dass ihr nicht wisst, dass ein Fendt-Geräteträger gar keine Haube hat."
Tatsache sei, die Bauern wollten Lösungen und kein Anbiedern. "Es geht nicht um den Agrardiesel, es geht um die erdrückende Bürokratrie. Und das Problem haben einige Branchen", meinte er. Und dann wandte Schafroth sich direkt an die Landwirte: "Das Problem ist, dass ihr von einem Großagrarier-Lobbyisten-Verband, dem BBV, vertreten werdet." Auch vor "Huberts markigen Parolen" sollten sie sich hüten: "Der Hubert ist der politische Selbstgebrannte, a gewisse Schärfe, aber er führt nicht selten zur Erblindung."
Nur ganz kurz beschäftigte sich Schafroth mit der AfD. "Vielleicht sollten alle, die einen Migrationshintergrund haben, mal einen Tag streiken. Dann hättet ihr einen Grund, eure Angehörigem im Altenheim zu besuchen." Und dann wurde er noch einmal nachdenklich: "Wenn wir jetzt nicht aufpassen, kommen die ans Ruder, die die Zeit zurückdrehen wollen." Und dabei kämen die kleinen Leute erfahrungsgemäß als Erste unter die Räder. "Habt Anstand und vergesst mir die kleinen Leute nicht", mahnte Schafroth - und erntete langen Applaus.
Reaktionen und Kritik: So gefiel den Politikern die Fastenrede 2024
Markus Söder war nach der Fastenpredigt offensichtlich ein wenig zwiegespalten. "Es war sehr schön. Es hatte viele Höhen, aber auch ein paar Tiefen", sagte er. Einiges sei sehr zugespitzt gewesen. Hubert Aiwanger wiederum meinte, er habe es "fast schlimmer" erwartet. "Ein paar gute Pointen", lobte der Allgäuer Klaus Holetschek, Fraktionsvorsitzender der CSU im Bayerischen Landtag. Es habe aber auch Einiges gehört, das ihm nicht so gut gefallen habe. Für Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter war der Ton von Maxi Schafroth auf jeden Fall passend: "Ich fands ziemlich deftig, ich fands aber auch nett."

Kabarettist Maxi Schafroth, im Allgäu geboren und aufgewachsen, feierte 2019 sein Debüt beim Starkbieranstich. Zweimal fiel das Politiker-Derblecken in den Folgejahren aus, 2020 wegen der Corona-Pandemie, 2022 wegen des russischen Überfalls auf die Ukraine. 2023 erntete der Kabarettist aus dem Unterallgäu für seine Fastenrede Standing Ovations.