Bei Mitarbeitern der Häuser in Füssen, Buchloe und Kaufbeuren schlug die Nachricht ein wie eine Bombe: Kliniken-Chef Dr. Philipp Ostwald (50) informierte per Mail darüber, dass er seinen Ende 2017 auslaufenden Fünf-Jahres-Vertrag nicht verlängern wird. Kurz zuvor hatte Ostwald die Mitglieder des Verwaltungsrates von seinem Entschluss in Kenntnis gesetzt. Aus diesen Kreisen sickerte durch, dass Ostwald wohl vor allem deshalb nicht mehr wollte, weil ihm künftig ein zweiter Vorstand zur Seite gestellt werden sollte.
Die glänzend arbeitenden Ebenen unter Ostwald garantieren einen nahtlosen Übergang.Kaufbeurens OB Stefan Bosse
Mit dem Schritt Ostwalds wird einmal mehr der Posten an der Spitze des Kommunalunternehmens (KU) Kliniken Ostallgäu-Kaufbeuren frei: Vor der nun vierjährigen Amtszeit von Ostwald hatte es einen permanenten, oft von Streit geprägten Wechsel gegeben, teilweise mussten Arbeitsgerichte schlichten, Abfindungen flossen. Mit Ostwald begann die entscheidende Phase der Sanierung: Die Krankenhäuser in Marktoberdorf und Obergünzburg wurden 2013 geschlossen, das Defizit der Gruppe verringerte sich daraufhin kontinuierlich. Lag es für 2012 noch bei knapp 13 Millionen Euro, betrug es 2015 nurmehr 4,86 Millionen Euro. Für heuer sieht der Wirtschaftsplan 4,6 Millionen Euro vor.
"Sanierer durch und durch"
Sachlich attestieren Ostwald auch seine Kritiker – dem Hörensagen nach kamen mit seiner Art etliche Mitarbeiter, darunter auch Chefärzte, nicht sonderlich gut zurecht – gute bis sehr gute Arbeit. In Kaufbeuren wurden beispielsweise das Notfallzentrum erweitert und eine zusätzliche OP-Einheit gebaut, in Füssen die bauliche Sanierung angegangen und die Folgen eines Brandschadens bewältigt, in Buchloe ein Linksherzkathetermessplatz eingerichtet. Ostwald selbstbewusst: „Heute werden mehr Patienten in den drei Kliniken behandelt als früher in fünf.“ Sein Schritt, so sagte er gestern, sei „eine sehr persönliche Entscheidung“, ihm lägen etliche Angebote vor. Auf den möglichen zweiten Vorstand angesprochen sagte der 50-Jährige vieldeutig: „Ich habe einen Vertrag als Alleinvorstand.“
Ein Wechsel an der Spitze eines Wirtschaftsunternehmens ist doch eine ganz normale Sache.“Landrätin Maria Rita Zinnecker
Kaufbeurens Oberbürgermeister Stefan Bosse, derzeit turnusgemäß Vorsitzender des Verwaltungsrates, spricht von einer „zwar überraschenden Entscheidung“ Ostwalds, zumal man diesem „in praktisch allen Belangen sehr entgegengekommen“ sei. Bosse betont aber zugleich: „Dr. Ostwald ist ein Sanierer durch und durch. Wechsel dieser Fachleute im Gesundheitswesen sind an der Tagesordnung.“
„Wir haben Optionen“
Bosses Stellvertreterin, die Ostallgäuer Landrätin Maria Rita Zinnecker, unterstreicht diese Einschätzung. Bei der nächsten Sitzung des Verwaltungsrates am morgigen Donnerstag sollen nun die Weichen für die Zeit nach Ostwald gestellt werden. Zinnecker und Bosse übereinstimmend: „Wir sind nicht unvorbereitet, wir haben Optionen.“