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Schamanen und Gesundbeter im Allgäu: Der Markt für Esoterik und Spiritualität boomt

Heilen mal anders

Schamanen und Gesundbeter im Allgäu: Der Markt für Esoterik und Spiritualität boomt

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    Nur Hokuspokus? Dieser Ansicht widersprechen viele Menschen im Allgäu...
    Nur Hokuspokus? Dieser Ansicht widersprechen viele Menschen im Allgäu... Foto: Oliver Berg/dpa

    Das Allgäu gilt bei manchen als spirituelle Hochburg: Traditionell wirken hier Gesundbeter und Kräuterfrauen, räuchern die Menschen um die Jahreswende ihre Wohnungen, holen sich Energie an bestimmten Kraftorten. Die Menschen sind naturverbunden – und suchen die spirituelle Heilung von Leiden – beispielsweise bei einem Gesundbeter.

    Schon seine Mutter hatte die Gabe, Feuer zu löschen, sagt ein Oberallgäuer Heiler, der täglich Sprechstunden bietet. Seinen Namen aber möchte er nicht nennen. Er mag keinen Trubel. Die Leute können einfach zu ihm kommen. Ohne Anmeldung. Und sie kommen täglich. Außer sonntags. Und wie heilt er? „In der Esoterik würde man wohl sagen, ich versetze mich in die Aura des anderen“. Er bitte den Himmel um Heilung. „Der Patient wird beschenkt. Und ich werde auch beschenkt. Die Hände auflegen und heilen, das ist etwas Himmlisches.“ Der Oberallgäuer ist einer von vielen Heilern, die im Allgäu wirken. Er nickt: „Es gibt „zig Aussprüche, die sagen, in Gebirgsregionen seien die Schwingungen und die Energie hoch“. Das unterstreicht auch Gerti Epple aus Weitnau. „Das Allgäu hat geomantisch eine sehr hohe Energie“, sagt die Kräuterfachfrau und Schamanin und begründet die Energiedichte mit der „Alpenauffaltung“ vor Millionen von Jahren.

    Altes Wissen hoch im Kurs

    Die Geomantie gilt heute als esoterische Lehre (ähnlich dem Feng-Shui), die sich mit dem Erspüren von guten Plätzen beschäftigt. Alexander Geißler vom Mattlihüs in Oberjoch hat sein ganzes Hotel umgestaltet nach Feng-Shui-Kriterien. Er ist auch als Geomantie-Berater tätig. Im Mittelpunkt des Hotelkomplexes ist ein „Kraftplatz“, der mit einem großen Granatstein im Holzboden gekennzeichnet ist. Geißler bietet Waldbaden, Kräuteranwendungen, Yoga und Tai Chi. Das kommt an.

    Die Allgäuer sind die Indianer Europas.Schamanin Gerti Epple

    Altes Wissen stehe wieder hoch im Kurs, sagt auch Epple, die Vorsitzende des Vereins Allgäuer Kräuterland. Die Kurse zu Wildkräuterführerinnen seien immer ausgebucht, die Angebote zum Selbermachen von Seife oder Tinkturen stark gefragt. Für Epple ist das nur folgerichtig in einer Zeit, die fast ausschließlich auf Technik und Naturwissenschaften setzt. Als Schamanin arbeite sie in einer geistigen Welt, um die Menschen ins Gleichgewicht zu bringen. Das habe nichts mit Heilen von schweren Krankheiten zu tun, da sollte man zum Mediziner. Aber die Nachwirkungen zu lindern oder seelische Probleme zu verarbeiten, das komme die Schamanin ins Spiel.

    Sie nimmt die Hilfesuchenden dann mit auf eine innere Reise. Bekannteste Schamanin in der Region ist Christa Schaffrick-Yellowtail aus Bolsterlang. Die ehemalige Vorstandssekretärin hat das Heilwissen von ihrem verstorbenen Mann, einem indianischen Medizinmann. „Die Allgäuer sind die Indianer Europas“, sagte sie einmal in einer Fernsehsendung.

    In verschiedenen TV-Sendungen war auch Wahrsagerin Renate Kalocsai aus Kempten. Sie nennt das Allgäu „ein Pflaster für Spiritualität“, junge Leute seien für Lehren aufgeschlossen. Sie betont, auf weiße Magie zu setzen. Über den Tod spricht sie nicht mit ihren Kunden, das sei Sache des „lieben Herrgotts“. Zu ihr kommen Menschen, die einer Krise stecken. Sie lege zuerst Karten. Wenn es noch ungelöste Fragen gebe, dann nutzt sie ein Pendel. „Auf Wunsch der Kunden lese ich ihnen auch aus der Hand.“

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