Das Oktoberfest 2025 wird vielen als „Achterbahn-Wiesn“ in Erinnerung bleiben. So formulierte es Wiesn-Chef Christian Scharpf kürzlich – auch in Anspielung auf die Ereignisse vom vergangenen Mittwoch und vom Samstag zuvor. Also auf die stundenlange Sperrung des Festgeländes aufgrund einer Bombendrohung und auf eine Sperrung aufgrund von Überfüllung. Deswegen waren die SPD-Politiker Scharpf und Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter scharf kritisiert worden. Ihnen wurde vorgeworfen, unprofessionell und unempathisch reagiert zu haben. Sie hätten zu lange nicht kommuniziert oder beschwichtigt.
Spaenle: „Ich bin entsetzt und habe mich maßlos geärgert“
Der Münchner CSU-Politiker Ludwig Spaenle hat die Vorwürfe nun bekräftigt – und erwägt Strafanzeige. Auf seinem privaten Facebook-Account machte der frühere Kultusminister und heutige Antisemitismus-Beauftragte der Staatsregierung seinem Ärger Luft. „Ein solches Versagen der Wiesnleitung wie das desaströse Handling der Überfüllung ... gab es noch nie“, schrieb er. „Die arrogant-unfähige Kommunikation der Wiesnverantwortlichen“ sei „ebenso singulär“.
Auf Nachfrage unserer Redaktion erklärte Spaenle am Montag, dass es „eigentlich eine politische“ Antwort auf die Kritik brauche – er eine Strafanzeige aber weiter erwäge. „Ich bin entsetzt und habe mich maßlos über Aussagen der Verantwortlichen geärgert“, sagte er und nannte als Beispiel das Wort „Pfropfenbildung“. Das hatte Scharpf zur Beschreibung der Lage ebenso benutzt wie den Begriff „Sommergewitter“.

An jenem Samstag war nachmittags zum Tischwechsel der Andrang in der Wirtsbudenstraße derart groß geworden, dass Menschen dort feststeckten. Zeitweise gab es keine Lautsprecherdurchsagen, später nur welche auf Deutsch – und das am „Italiener-Wochenende“. Die Menschen gerieten in Panik. Spaenle kennt Leute, die sich im Gedränge befanden. Der Umgang mit der Lage sei „dilettantisch“ gewesen, sagte er im Gespräch. Scharpf hatte Fehler eingeräumt und unter anderem die Wichtigkeit mehrsprachiger Durchsagen zur Lenkung der Besucherströme betont.
Hochrechnungen des Mobilfunkanbieters Vodafone zufolge besuchten täglich im Schnitt 162.000 Menschen aus München und 44.000 aus dem Münchner Umland die Wiesn. Es folgten rund 2500 Gäste aus Augsburg und 1000 aus Ingolstadt. Spitzenreiter unter den deutschen Gästen außerhalb des Freistaats waren demnach die Berliner (500). Spitzenreiter unter den ausländischen Gästen an einem durchschnittlichen Wiesn-Tag: die Italiener (8000). Die Stadt München schätzt, dass an den 16 Wiesn-Tagen etwa 6,5 Millionen Gäste zum Oktoberfest kamen.
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