Etwa 18 Prozent der 20.100 Mitglieder der DAV-Sektion Allgäu-Kempten sind über 60 Jahre alt. „Gerade diese Altersklasse meint gerne mal, sie muss beweisen, was sie noch drauf hat“, sagt Eugen Ehlers. Er ist einer von mehreren Fachübungsleitern im Bereich "Skisenioren". Regelmäßig ist der 79-Jährige mit Menschen im Alter zwischen 60 und 80 Jahren im Gebirge. Er hat viel Erfahrung und weiß, wie Unfälle verhindert werden können. Hier gibt er seine Tipps für Senioren!
Sätze wie „Heute haben wir’s den Jungen aber gezeigt“ hält er für töricht – und gefährlich. „Der Vorteil des Alters ist die Erfahrung – die sollte man nutzen, um die Zeichen zu deuten, die der erschöpfte Körper gibt.“ In Gruppen, deren Mitglieder sich lange kennen, funktioniere das besser.
Das A und O für ungetrübten Wanderspaß sei eine gute Planung. Je älter man ist, umso detaillierter müsse diese ausfallen. Jüngere könnten leichter einen halbstündigen Umweg verschmerzen. „Bei unserer Gruppe gehören zur Planung etwa die Höhenmeter, die Gehzeit – und unbedingt eine Einkehrmöglichkeit.“

Gute Vorbereitung und Selbsteinschätzung sind wichtig
Besonders wichtig schon vor der Tour sei eine gute Selbsteinschätzung. Dazu gehört: Wie viele Höhenmeter schaffe ich überhaupt? Ehlers hat schon Senioren getroffen, die sagten: Na klar machen wir oft Vier-Stunden-Touren. Zwar seien diese bereits vier Stunden lang gewandert – allerdings auf Wegen, die für zwei Stunden ausgeschrieben waren. Eine echte Vier-Stunden-Tour wäre diesen zu viel gewesen.
Weil der Gleichgewichtssinn im Alter nachlasse, empfiehlt Ehlers Wanderstöcke. Sie helfen zudem bergauf und schonen bergab die Gelenke. Senioren stolpern leichter, nicht zuletzt deshalb sollte ein Erste-Hilfe-Set griffbereit im Rucksackdeckel liegen.
Was mitnehmen?
Auch benötigte Medikamente dürfen nicht vergessen werden. Weitere Notfallausrüstung (je nach Tour): Stirnlampe, Energiegel und ein Biwaksack, um im Notfall sicher im Freien übernachten zu können. Auch ein geladenes Handy sollte im Rucksack sein. Angesichts von Funklöchern dürfe dieses Sicherheitspolster aber nicht überschätzt werden. Zuhause bleiben sollte dagegen „Firlefanz wie Brotzeitbretter“, sagt der 79-Jährige.
Der Vorteil des Alters ist die Erfahrung – die sollte man nutzen, um die Zeichen zu deuten, die der erschöpfte Körper gibt.Eugen Ehlers
Merkt man, dass man langsamer vorankommt als gedacht, sollte man rechtzeitig umkehren, rät Ehlers. Alleine sollte kein Senior in den Bergen unterwegs sein. Und wenn ein Mitglied der Gruppe trotz allem schlapp macht? „Bei unseren Gruppenwanderungen begleitet dann der Stärkste denjenigen ins Tal – oder alle kehren um“, sagt Ehlers.

Um im Winter sicher unterwegs zu sein, ist bei den Skisenioren ein jährlicher LVS-Kurs Pflicht. Darin lernt man, wie Lawinengefahr, Schnee und Gelände einzuschätzen sind, wie die Sicherheitsausrüstung funktioniert und wie man Verschüttete ausgräbt. Während der Touren werde das dann regelmäßig geübt.
Im Sommer sind die Skisenioren ebenfalls unterwegs – und zwar nicht nur wandernd. „Wir machen auch Mountainbike-Touren“, sagt Ehlers. Besonderen Wert legt er darauf, dass Nutzer von E-Bikes vorab einen Kurs machen. Am DAV-Gelände in Kempten könne man sich für das Steilgelände, für Wurzelwege und Steilstufen fit machen.
Bei den Skisenioren geht es aber nicht nur darum, jedes Mal sicher wieder ins Tal zu kommen. Die etwa 60 Mitglieder treffen Gleichgesinnte und haben viel Spaß. „Es geht auch um das Drumrum“, beschreibt es Ehlers. Neben den fast wöchentlichen Touren verabreden sich Mitglieder für eigene Wanderungen. Außerdem treffen sie sich jeden zweiten Dienstag in der Kemptener DAV-Kletterhalle am Aybühlweg zum Stammtisch, wo es mitunter Vorträge etwa zu Ausrüstung oder Lawinenkunde gibt. Damit die Wanderfreude beim nächsten Ausflug wieder ungetrübt ist.