Die begeisternde, prächtige Aufführung der „Schöpfung“ von Joseph Haydn in der St. Mang Kirche in Füssen war ein „besonderes musikalisches Ereignis“, wie es Pfarrer Frank Deuring schon in seiner Begrüßung ausdrückte. Unter der souveränen Leitung von Helene von Rechenberg ließen die Solisten Eva-Maria Hartmann (Sopran), Richard Resch (Tenor), Alban Lenzen (Bass), das Junge Kammerorchester Ostbayern mit seinem Leiter Professor Walter Schreiber sowie der Kirchenchor St. Mang dieses einzigartige Meisterwerk mit seinen optimistischen Grundtönen, vielfältigen Naturschilderungen, pittoresken, faszinierenden Tonmalereien, großen Lobgesängen und monumentalen Chorpassagen erklingen. Textliche und musikalische Botschaften waren gleichermaßen gefragt.
Modulationsnebel und Fortissimo-Blitz
Nach den mäandernden, düsteren Modulationsnebeln des Chaosbeginns, trefflich vom Orchester herausgearbeitet, kam wie ein „Wumms“ der gleißende Fortissimo-Blitzstrahl „Und es ward Licht“. Dieser feurige Glanz setzte sich fort. Die Chorpartien wurden präzise und mit lebendigem Ausdruck gesungen. Wirkungsvoll wurde etwa der Wandel von der Düsterkeit „Verzweiflung, Wut und Schrecken“ zum befreienden, erlösenden „und eine neue Welt entsteht“ dargeboten. Locker erklangen „Stimmt an die Saiten“ und „Die Himmel erzählen“, feierlich und imponierend „Der Herr ist groß in seiner Macht“, mit Schwung und erhaben „Vollendet ist das große Werk“.
Kriechendes Gewürm und fliegende Pferdemähne sind zu hören
Das Orchester begleitete souverän und stellte mit klangmalerischen Effekten alle programmatischen Aspekte in der Naturschilderung deutlich heraus, wie beispielsweise beim Aufgang der Sonne oder bei der Erschaffung der Tiere. Das kriechende Gewürm und die fliegende Mähne des Pferdes waren durchaus herauszuhören. Das Solistenterzett demonstrierte souveräne Gesangskunst in den begleitenden Rezitativen und in den Arien. Als aufblühender Tenor entpuppte sich Richard Lesch in der Rolle des Erzengels Uriel, mit seinem kraftvollen und raumfüllenden Bass überzeugte Raphael Alban Lenzen und Eva Maria Hartmann gefiel mit ihrem leuchtkräftigen Sopran in der Rolle des Gabriels. Sehr gepflegt war das Zusammenwirken des Chors mit dem Duett von Adam (Alban Lenzen) und Eva (Eva Maria Hartmann) und dem begleitenden Chorsatz „Gesegnet sei des Herren Macht“, der im Pianissimo endete. Nach dem erfrischenden Appell des Chors „Macht kund auf eurer weiten Bahn“ und schließlich dem anschwellenden „Dich beten Erd´ und Himmel an“ wurde feinfühlig das Liebesduett von Adam und Eva ausgekostet.
Nach dem mächtigen Schlusschor „Singt dem Herren alle Stimmen“ ernteten die Mitwirkenden vom Publikum lang anhaltenden, im Stehen gespendeten Beifall.
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