Historischer Tag im Festspielhaus Füssen: Die erste Königsgala in der Welterbe-Ära der Königsschlösser war gleich der dritte Grund zum Feiern. Denn schließlich galt es auch noch zwei Geburtstage gebührend zu begehen: den 180. von Bayerns Märchenkönig Ludwig II. - und den 50. von Jan Ammann, der ihn unzählige Male auf der Bühne verkörpert hatte. Und es kam noch ein vierter Anlass dazu: 20 Jahre Musical „Ludwig2“.
Eine Art Familienfeier
All dies wurde am Montag an einem wahrlich königlichen Abend zelebriert, den man durchaus mit einer Familienfeier vergleichen könnte. Das sah auch Marc Gremm (gemeinsam mit seiner Partnerin Janet Chvatal Gastgeber dieses opulenten Musical-Menus) so: „Zum einen ist es ein Fest mit den ehemaligen Kollegen, mit denen man damals die Show mit all dem möglichen Talent und Herzblut aus dem Nichts aufgebaut hat. Und das am Originalschauplatz. Es hat sich nicht nur einmal so angefühlt, als ob einem der König höchstpersönlich beim Proben über die Schulter geschaut hat. Und natürlich haben wir alle eine sehr enge Beziehung zu unseren Fans, die das Musical „Ludwig2“ und auch die Darsteller treu begleiten. Darüber sind wir sehr glücklich“, sagt er im Gespräch mit unserer Redaktion
Drei Ludwigs auf der Bühne
So sprang denn der Funken vom allerersten Augenblick über, als Janet Chvatal die Bühne zur Begrüßung betrat. Und zur Freude (und auch Begeisterung) des Publikums im komplett besetzten Saal ging diese 18. Königsgala auch gleich in die vollen: Die drei „Ludwigs“ Gerd Achilles, Jan Ammann und Marc Gremm, die beiden „Sisis“ Janet Chvatal und Barbara Obermeier sowie die zwei „Schattenmänner“ Martin Mackert und Bruno Grassini brachten in der zunächst düsteren Kulisse Highlights des Musicals zum Strahlen: von „Schwarze Schatten“ über „Geliebte Berge“, „Ach, so kurz das Leben“ und „Das Herz so schwer“ bis hin zu „Fanfare verklungen“.

Aber zu einer zünftigen Feier gehören ja auch Gäste. In diesem Fall: Songs aus anderen Glanzlichtern dieses musikalischen Genres. Und auch da bewiesen alle Akteure (ohne jedes Orchester-Playback, sondern ganz allein großartig begleitet von Marina Komissartschik am Flügel), dass sie wahre Meister ihres Fachs sind: Jan Ammann setzte zum Beispiel „Die unstillbare Gier“ aus dem „Tanz der Vampire“ fantastisch um und erntete dafür Standing Ovations, Bruno Grassini (auch sonst der Spaßvogel des Abends) hatte bei „Could I Leave you?“ (eigentlich für die weibliche Hauptrolle in den „Follies“ geschrieben“) den Schalk im Nacken, Martin Mackert ließ „Der letzte Tanz“ aus „Elisabeth“ unter die Haut gehen, Gerd Achilles interpretierte „Corner of the Sky“ aus „Pippin“ einfach toll, Janet Chvatal und Marc Gremm verzauberten mit der „Musik der Nacht“ aus dem „Phantom der Oper“ und Barbara Obermeier brillierte mit „Nur für mich“ aus „Les Miserables“.
„Bau ein Schloss“ mal als Rap
Espen Nowacki, Alexander Kerbst, Stefanie Kock und Nicole Ciroth steuerten derweil so manches erfrischende Moment zur Gala bei. Als Ensemble „Swinging Ludwig“ setzten sie den Kontrapunkt zu den oft schicksalsschwangeren und sehnsuchtsvollen Songs, verwandelten die Hymne „Bau ein Schloss“ etwa in einen Rap und nahmen zuweilen auch das Zeitgeschehen gehörig auf die Schippe: Etwa indem sie Markus Söder den Forggensee als Wasserkraft-Projekt bis auf die Höhe von Neuschwanstein aufstauen ließen, Wladimir Putin das Traumschloss in eine „Wellness-Oase Babuschka“ verwandeln und mitten im Festspielhaus Loch 18 des neuen Mega-Golfplatzes von Donald Trump platzieren ließen.
Sympathie des Publikums beflügelt die Künstler
Freilich: Auch das Publikum hatte seinen Anteil daran, dass der Abend zum Erlebnis wurde. Die Grund-Sympathie, die von Anfang an förmlich mit Händen zu greifen war, beflügelte die Künstler. Die Fans erwiesen sich als wahre Ludwig-Connaisseure, die jeden Akteur und jeden Song sofort erkannten, bei Marc Gremms mitreißender Version von „Über den Wolken“ enthusiastisch mitsangen und ihrer Begeisterung nicht nur mit verdientem Applaus, sondern auch per Füßetrampeln und Standig Ovationens Ausdruck verliehen. Und als dann bei „Lebe Deinen Traum“ die Knicklichter entzündet wurden, saßen ohnehin alle im Boot der Ludwig-Nostalgie, das schwerelos über den See der Sehnsucht glitt. Träumen verbindet eben.
So dürfte denn auch beim abschließenden Feuerwerk (natürlich auch zu „Ludwig2“-Klängen) so mancher Traum zum Himmel gestiegen sein. Etwa von der Königsgala 2026, die Marc Gremm bereits ankündigte. Selbstverständlich für den 25. August.
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