Gutes Sehen ist im Senegal – wie in vielen Teilen Afrikas – für viele Menschen ein Luxusgut. Im Jahr 2008 begann daher die Firma Optik Kössel aus Immenstadt nicht mehr benötigte Brillen ihrer Kunden zu sammeln. Abbé Raphael, einer der Gründungsväter des Vereins „Wasser für Senegal“ und im Oberallgäu als Aushilfspriester bekannt, unterstützte diese Idee.
2011 reiste Inhaber Bori Kössel zum ersten Mal mit 2000 Brillen im Gepäck in den Senegal. Diese waren zuvor in Deutschland gereinigt und nach Gläserstärken sortiert worden. Er versorgte Einheimische, Erwachsene und vor allem auch Kinder, mit passenden Sehhilfen. Eine neue Brille wäre für die meisten unerschwinglich gewesen.
Ausbildung einer jungen Senegalesin
Seither wiederholt Kössel diese Aktion alle zwei Jahre. Irgendwann sollte das Projekt allerdings auf eigenen Beinen stehen: 2016 erhielt daher die junge Senegalesin Monique Diop die Chance, bei Kössel in Immenstadt die Ausbildung zur Augenoptikerin zu absolvieren. Ziel war es, die erworbenen Fertigkeiten dann in ihrer Heimat anwenden zu können, um so das Projekt weiterzuführen. Das duale Ausbildungssystem in Deutschland hat auch im Senegal einen guten Ruf. Daher fand sie nach erfolgreichem Abschluss schnell eine Stelle in ihrer Heimat.
Seit längerer Zeit bestand die Idee, dem Brillenprojekt in der Stadt Thiès, dem Sitz des Vereins „Wasser für Senegal“, eine feste Heimat zu geben und damit eine kontinuierliche Versorgung mit Brillen für Bedürftige zu ermöglichen. Mit Hilfe des Vereinsvorsitzenden August Braun wurde ein geeigneter Standort gefunden – in einem Gebäude der katholischen Kirche im Zentrum von Thiès.
Um das Projekt erfolgreich in die nächste Stufe zu überführen, reiste Kössel mit zwei Helfern, Hermann Siegel und Dieter Friede, dieses Jahr erneut nach Thiès. Nach drei Tagen Vorbereitung wurde schließlich im neuen Raum mit dem Verkauf von Brillen begonnen; eingebunden war von Anfang an auch Optikerin Diop.
Dauerhafte Hilfe vor Ort
Eingerichtet ist der Raum mit allem, was ein einfaches Optikgeschäft braucht: Testgläser, Refraktometer, Dioptriemessgerät, diverse Werkzeuge und natürlich Spiegeln – gutes Aussehen ist überall wichtig. Schon in den ersten Tagen war der Andrang gewaltig, die Freude über eine passende Brille riesengroß. Dabei werden die Brillen nicht verschenkt, sondern sie müssen bezahlt werden, aber für einen Betrag, den sich auch Bedürftige leisten können. Mit diesen Einkünften steht das Projekt nun auf eigenen Beinen.
Für die Hilfsaktion werden weiterhin Brillen gebraucht. Optik Kössel und Apollo-Optik in Immenstadt sammeln nicht mehr benötigten Brillen, auch jede Art von Sonnenbrillen. Die Spendenbrillen werden in der hauseigenen Werkstatt hergerichtet, gereinigt und in den Senegal gebracht. Die Brillen helfen vielen Menschen, dauerhaft besser zu sehen. Und auch sonst hilft der Immenstädter Optiker hilfsbedürftigen Menschen.