Vom 23. bis 26. Mai bestimmen die Bürger der EU, wer künftig im Europäischen Parlament sitzt. Mit der Artikelreihe „Europa wählt“ wollen wir verschiedene Aspekte rund um dieses Thema beleuchten. Im heutigen letzten Teil geht es um EU-Zuschüsse für die heimische Wirtschaft.
Eine Reihe heimischer Firmen profitiert von der finanziellen Unterstützung der Europäischen Union (EU). So wie das Memminger Unternehmen Alois Müller oder Promicron in Kaufbeuren.
Seit der Gründung 1973 hat sich Alois Müller vom traditionellen Familienbetrieb zum mittelständischen, inhaberbetriebenen Unternehmen mit mittlerweile mehr als 500 Mitarbeitern an zehn Standorten entwickelt. Aktiv ist die Firma in den Bereichen Gebäude-, Heizungs-, Lüftungs-, Sanitär- und Kältetechnik sowie im Anlagenbau.
Vor mehreren Jahren plante die Firma eine sogenannte „nachhaltige Fabrik“ am Standort in Ungerhausen (Unterallgäu). „Dafür haben wir auch im Internet geschaut, wo es Fördermöglichkeiten gibt“, erinnert sich Geschäftsführer Andreas Müller. Man sei auch auf die EU gestoßen. Die Anträge seien „unkompliziert und nicht schwierig“ gewesen, schildert Müller. Letztlich habe man Geld aus Brüssel für das Projekt bekommen, bei dem eine CO2-neutrale Produktion im Mittelpunkt steht. Eine Summe will der Unternehmer nicht nennen.
Inzwischen hat die „Green Factory 2.0“ der Alois Müller Gruppe Gestalt angenommen. Auf einer Fläche von 18000 Quadratmetern entsteht das nach Firmenangaben größte nahezu energieautarke Produktions- und Bürogebäude der Welt. Der Rohbau ist fertig, die ersten Büros werden eingerichtet. Das Gebäude wird schrittweise in den kommenden Monaten in Betrieb genommen.
So einfach wie bei der Firma Müller läuft es meistens, sagt Markus Anselment, der Geschäftsführer der Industrie- und Handelskammer (IHK) Memmingen-Unterallgäu. Er schätzt, dass in den vergangenen fünf Jahren etwa sieben bis acht Millionen Euro an Fördermitteln aus Brüssel ins Unterallgäu geflossen sind – in Unternehmen und Infrastruktur, aber auch in Sozial- beziehungsweise Weiterbildungsprojekte. Hinzu komme eine Art „indirekte Förderung“. Als Beispiel nennt Anselment dabei den Allgäu-Airport. Der Memminger Flughafen bekam vom Freistaat Bayern eine zweistellige Millionen-Euro-Summe – „das geht nur, wenn die EU das aus Wettbewerbsgründen auch genehmigt“, erläutert der Experte.
In der Kaufbeurer Mikrotechnikschmiede Promicron profitieren die Entwicklungen eines Temperaturfühlers für den Haushaltsgerätehersteller Miele ebenso von der EU-Regionalförderung (EFRE) wie eine intelligente Werkzeughalterung und andere industrielle Anwendungen. Gefördert wird auch der 6,5 Millionen Euro teure Neubau, mit dem Geschäftsführer Hubertus von Zastrow ein neues Kapitel in der Geschichte des Unternehmens aufschlagen möchte. Promicron wurde vor 17 Jahren mit Mitteln aus der bayerischen Hightech-Offensive von Allgäuer Kommunen, Unternehmen und Institutionen gegründet. Das Ziel: der Mikrosystemtechnik und dem Maschinenbau in der Region Impulse geben. 850 000 Euro steuern die EU und das Land Bayern bei. Letztlich profitiere also die Wirtschaft einer ganzen Region davon, sagt von Zastrow.
Nach der geplanten Eröffnung des Neubaus im kommenden Jahr soll dort auch das bisher ebenfalls im Innovapark ansässige Technologietransferzentrum (TTZ) der Hochschule Kempten eine Etage belegen. Die Schnittmengen beider Einrichtungen und ihrer Partnerunternehmen aus der Region münden in die geplante Neuausrichtung des TTZ unter dem Motto: „Industrie 4.0 in der Zerspanung“.
Der Geschäftsführer kennt die Kritik an EU-Zuschüssen, die auch wieder im Vorfeld der Europawahl diskutiert wird: Verteilt nach dem Gießkannenprinzip, eine teure Umverteilungsbürokratie im Strukturgefälle innerhalb der EU, unsinnige, wenig nachhaltige Projekte fernab des Alltags der Menschen – mit solchen Vorwürfen werden mitunter auch hiesige EU-Politiker konfrontiert. „Tatsache ist, dass die Anforderungen für uns enorm sind“, sagt von Zastrow. „Erhebliches Eigenkapital und Engagement sind gefragt.“ Er schreibt der Regionalförderung mit die effizientesten Impulse für Unternehmensentwicklung einer Region zu.