Mit Hörnerschlitten, viel Schweiß und Muskelkraft haben in früheren Zeiten die Waldarbeiter den Bergwald bewirtschaftet. Revierförster Rainer Ruf kennt die Geschichten von älteren Mitarbeitern, die über die beschwerliche Arbeit berichteten, so eine Pressemitteilung der Bayerischen Staatsforsten in Sonthofen.
Der Bergwald im südlichen Allgäu wird seit Generationen zur Gewinnung des nachwachsenden Rohstoffes Holz bewirtschaftet. Vor rund 50 Jahren dominierte bei Holzeinschlag und -bringung noch die Handarbeit. Heute hat sich hierbei durch zunehmende Mechanisierung einiges gewandelt.
Zwischen Grünten und Wertacher Hörnle
Revierförster Rainer Ruf betreut seit 1990 das Staatswaldgebiet im Großen Wald zwischen Grünten und Wertacher Hörnle. Aus den Erzählungen der damals schon älteren Waldarbeiter weiß er, dass bis Anfang der 1970er Jahre das Holz in diesem Waldgebiet im Sommer eingeschlagen wurde und im Winter überwiegend mit Hörnerschlitten – im auch Schallenge – zu den wenigen vorhandenen Forstwegen gebracht wurde.

Bei den Fällarbeiten im Sommer wurden die Bäume von Hand entrindet und auf etwa 4,5 Meter lange Abschnitte gesägt. Diese Stämme blieben zunächst im Waldbestand liegen, damit sie austrocknen konnten und für den späteren Transport per Hand leichter wurden. Im Herbst wurden die Stücke zu kleinen Haufen, sogenannten Stocklagern, von Hand mit dem Sappie, einem Handwerkzeug, zusammengezogen, damit man sie im Winter bei hoher Schneelage auch wiederfand.
Wenn dann der Schnee lag, mussten die Arbeiter zunächst auf den vorhandenen Schlittlerwegen eine Bahn von Hand ausschaufeln. Danach zogen sie den Schlitten mit Muskelkraft bergauf zum Holzeinschlagsplatz, luden die Stämme von Hand auf und fuhren dann bergab zum Abladeplatz. Dort wurde ein Lager für den weiteren Holztransport wieder von Hand angelegt. Einziges Hilfsmittel beim Verladen und Abladen war der Sappie.
Zwei Tonnen auf dem Schlitten
Je nach Ausmaß der Stämme brachte das Holz bis zu drei Festmeter oder zwei Tonnen Gewicht auf dem Schlitten. Diese Arbeit verlangte deshalb den Holzern viel Geschick und Mut ab und war sehr gefährlich. Je nach Entfernung zwischen Holzplatz und Abladeplatz kam ein Mann am Tag auf zwei bis maximal fünf Fuhren. Zwischen Einschlag der Bäume und Weiterverarbeitung der Stämme im Sägewerk vergingen somit mehrere Monate vergangen. (Lesen Sie auch: Lauben holzt den eigenen Wald ab, warum?)
"Just in time"
Heutzutage läuft der Holzernteprozess in vielerlei Hinsicht anders ab. Die Holzbereitstellung „just in time“ wird angestrebt. Heute vom Waldarbeiter mit der Motorsäge oder dem Harvester, der Holzerntemaschine eingeschlagen, morgen mit dem Forstschlepper, dem Rückezug, der Seilbahn oder gar dem Hubschrauber vom Waldbestand an die Forststraße und übermorgen mit dem Laster ins Sägewerk. Durch den Einsatz von Maschinen ist deutlich weniger menschliche Arbeitskraft notwendig und die Arbeit ist wesentlich sicherer geworden. (Lesen Sie auch: Bergwaldoffensive Allgäu: Karl Geigen pflanzt Bäume)
Auf die Witterung angewiesen
„Dass es aber nicht immer so glatt läuft und wir nach wie vor bei der Holzernte und -bringung auf die Witterung angewiesen sind, hat uns dieser Herbst gezeigt“, weiß Sonthofens Staatsforsten-Chef Jann Oetting zu berichten. Durch die anhaltenden, intensiven Regenfälle mussten auch im Großen Wald bereits seit Mitte Oktober eingeschlagene Stämme, die mit einem Rückezug ausgebracht werden sollen, liegen bleiben. Sonst wären nicht akzeptable Schäden an den Fahrgassen entstanden. Als Vorteil nach den starken Schneefällen erweist sich, dass die Stammabschnitte während der Aufarbeitung durch die Forstwirte mit einem Raupenbagger auf Haufen an den Fahrgassen gelegt wurden. Verstreut liegende Stämme wären jetzt im Schnee kaum noch auffindbar.
Der verbliebene Schnee wird mit dem Rückezug in den Gassen festgefahren, zusätzlich wird das beim Holzeinschlag anfallende Reisig und Gipfelstücke mit eingebaut. Beides dient zur Stabilisierung der Fahrgassen.