Die deutsche Basketball-Nationalmannschaft marschiert bei der Europameisterschaft durch die Vorrunde: Fünf Spiele, fünf Siege und viermal über 100 Punkte. Wir haben mit Mike Lippert aus Kaufbeuren, Vorsitzender BBV-Bezirk Schwaben, über mögliche Auswirkungen gesprochen.
Deutschland sorgt bei der EM für Furore. Wie kommt das bei Basketballern hier an?
MIKE LIPPERT: Die Basketball-Community fiebert natürlich intensiv mit, nur ist das von der Medienpräsenz her leider nicht vergleichbar mit Fußball. Man stelle sich vor, Fußball-Deutschland würde als amtierender Weltmeister und klarer Mitfavorit so bei der EM starten. Der Hype wäre grenzenlos.
Wie wirkt sich das in Schwaben aus – gibt es mehr Mitglieder?
LIPPERT: Die erfolgreichen Partien bringen keinen zusätzlichen Schub bei Mitgliedern oder Vereinsbeitritten, dieser tritt stets verspätet ein und hängt auch extrem von der Präsenz im TV ab. Aber natürlich ist Basketball seit über drei Jahren eine ,Boom-Sportart’.
Und woran liegt das?
LIPPERT: Wir profitieren extrem von den guten Ergebnissen der Nationalmannschaft. Start war die Heim-EM 2022 in Köln und Berlin mit der Bronzemedaille. Dann war 2023 der WM-Titel in einem phänomenalen Highscoring-Game gegen den Topfavoriten aus den USA. Und dann kam Olympia 2024 in Paris mit Gold für die Damen im 3x3 und einer knapp verpassten Bronzemedaille bei der Herren.
Das heißt konkret?
LIPPERT: Wir erleben als Verband seit 2023 einen stetigen Anstieg bei den Mitgliederzahlen und im Spielbetrieb. Zur Saison 25/26 hatten wir die höchsten Mannschaftsmeldungen seit jeher und im Vergleich von vor drei Jahren ein Zuwachs um fast ein Drittel. Leider haben aktuell schon einige Vereine ihre Teams wieder zurückgezogen, aber das hat nichts mit dem generellen Boom im Basketball zu tun.
Welche Probleme gibt es?
LIPPERT: Wir kämpfen mit zwei großen Problemen: Nicht vorhandenen Hallenkapazitäten: Das kann man als Verband auch nicht wirklich bekämpfen, denn wenn die Kommunen kein Geld haben, werden keine Hallen gebaut oder zumindest modernisiert. Und es fehlt an Trainern, die die gestiegene Nachfrage an Basketball im Verein auffangen könnten. Hier bilden wir als Bezirk schon seit dem Ende von Corona so viele Übungsleiter aus, wie nur irgend möglich. Leider reicht das immer noch nicht. Und speziell die Hallenproblematik macht vielen Vereinen ernsthaft zu schaffen, was vielerorts leider zu Aufnahmestopps für Neumitglieder führt. Sollte Deutschland wirklich Europameister werden und dies auch im TV zu sehen sein, wird auch dieser sportliche Erfolg seine positiven Auswirkungen haben. Aber die Vereine werden dem Ansturm höchstwahrscheinlich nicht überall gewachsen sein.

Ihr Tipp: Wie weit kommt Deutschland?
LIPPERT: Mindestens ins Halbfinale, zumindest Dritter. Die Verletzung von Johannes Voigtmann und dessen Ausfall für den Rest der EM wird den Backcourt in der Rotation erheblich schwächen, aber unsere Offensivpower wird uns weit bringen.
Und wer wird Europameister?
LIPPERT: Deutschland, Griechenland oder Frankreich. Nein – als Deutscher setze ich natürlich auf unsere Nationalmannschaft.
Nach dem Rücktritt des langjährigen Trainers Isidoro Peronace: Wie schlägt sich die DJK Kaufbeuren nächste Saison mit Coach Alex Susock in der Bayernliga?
LIPPERT: Ich habe die DJK Kaufbeuren schon in einem Testspiel gegen die BG Illertal gepfiffen und war sehr angetan von ihrer neuen Spielweise unter Spielertrainer Alexander Susock. Dabei waren sie noch nicht mal komplett, sondern es fehlten noch zwei Neuzugänge. Sollte die DJK von Verletzungen verschont bleiben, sehe ich sie im Mittelfeld der Bayernliga und ohne Abstiegssorgen.
Und wo könnte es Probleme für die DJK geben?
LIPPERT: Die Rolle von Alex Susock als Spielertrainer: Wenn ich auf dem Spielfeld in der Offense und Defense gefordert bin, kommen die Coaching-Skills automatisch zu kurz, denn ich erkenne dann nicht, ob meine Spieler aktuell eine Pause brauchen oder wo vermeintliche Schwachstellen des Gegners liegen. Hier wird Alex eine gute Balance finden müssen.
Was erwarten sie von der neuen Saison in der Bayernliga?
LIPPERT: Ich bin sehr gespannt auf das zweite Allgäuer Team – also auf die Derbys gegen den TSV Sonthofen, den ich mit dem aktuellen Kader auch im gesicherten Mittelfeld der Liga einordnen würde – sogar einen Tick stärker als die DJK Kaufbeuren. Sonthofen wird fünfter, Kaufbeuren sechster oder siebter.
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