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Von Absurditäten und halbgaren Möhren: So war der Auftritt von Nessi Tausendschön im Podium

Kaufbeurer Podium

Von Absurditäten und halbgaren Möhren: So war der Auftritt von Nessi Tausendschön im Podium

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    Nessi Tausendschön und William MacKenzie 
    Nessi Tausendschön und William MacKenzie  Foto: Carsten Bockermann (Archivbild)

    Ein Gänseblümchen hat der Kaufbeurer Kleinkunstbühne Podium wieder mal ein volles Haus beschert. Gänseblümchen nennt sich volkstümlich Tausendschön und mit dem Vornamen Nessi verbunden entsteht das Bild einer international mehrfach ausgezeichneten Diseuse und Kabarettistin, die seit 35 Jahren auf der Bühne steht. Ihr aktuelles Programm nennt sich „30 Jahre Zenit – Operation Goldene Nase“. Sie präsentiert Kabarett und Musik. Bei Letzterem wird sie von dem Kanadier William MacKenzie kongenial unterstützt, der ihre Lieder und Texte mit fünf verschiedenen Gitarren begleitet – darunter eine selbst gebastelte Spatengitarre. Den Part der exotisch daherkommenden singenden Säge übernimmt Nessi Tausendschön selbst.

    Nessi Tausendschön sendet „Grüße aus der Irrelevanz“

    In ihren „Grüßen aus der Irrelevanz“ eiert sie nicht rum, sondern seziert gnadenlos, persifliert bis zur Schmerzgrenze, legt die von Menschen verursachten Absurditäten den Zuhörerinnen und Zuhörern in den Schoß und „operiert am offenen Herzen.“

    Bei ihrem Auftritt brilliert sie auch als Berichterstatterin, indem sie das erfundene Finale des internationalen Vergleichskampfes im Geschlechtsverkehr anschaulich schildert. So viel zum Thema Absurditäten. Das Echo des Publikums ist positiv: Kichern, brüllendes Lachen – aber auch Stirnrunzeln.

    Kabarettistin hält mit ihrer politischen Meinung nicht hinter dem Berg

    Tausendschön äußert ihre politischen Ansichten: Sie freue sich, dass der amerikanische Präsident Donald Trump, „diese orangene, halbgare Möhre“, den Friedensnobelpreis nicht erhalten hat. Sie sehe die Demokratie in Gefahr. Von Populisten werde nur geredet, der Inhalt führe aber zu nichts. Demokratie gebe es nicht umsonst, sie müsse erkämpft werden, so das hinreichend bekannte Glaubensbekenntnis. Man habe alles verloren, nicht nur die Telefonzellen. „Wir hatten Glück, wir hatten Geld – alles weg“, so Tausendschön.

    Sie kleidet ihre Empfindungen in Lieder, bekennt sich zur Liebe und schreit die berühmten drei Worte in die Kellerbühne. Sie weiß um die bisweilen geäußerte Reaktion darauf: „Die Alte hat wohl einen Schuss“. Hat sie aber nicht, das sei nur Lebensfreude. Trotz Resignation und Bedauern dürfe der Mensch nicht aufgeben. „Die wunderbare Welt der Amelie“ wird bei Tausendschön zur wunderbaren Welt der Amnesie, sprich Vergesslichkeit.

    „Ich habe die Fresse voll von der Krise, ich will das nicht mehr hören. Wir wissen genau, um was es geht. Am Ende ging es immer nur ums Öl, das weiß jede Frisöse, pardon Friteuse.“ Nessie Tausendschön zieht ein zunächst erschreckendes Fazit nach dem Blick auf die Weltlage, macht dem Publikum dieses besonderen Abends aber auch Mut.

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