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Bauernverband Ostallgäu: Mentale Gesundheit ist Thema bei der Arbeitstagung der Obleute

Landwirtschaft

Wenn die Arbeit auf dem Bauernhof krank macht

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    Die Arbeitsbelastung auf einem Bauernhof ist oftmals hoch. Das kann zu Erschöpfungsdepression führen.
    Die Arbeitsbelastung auf einem Bauernhof ist oftmals hoch. Das kann zu Erschöpfungsdepression führen. Foto: Sina Schuldt, dpa (Symbolbild)

    „Mit dem Hof, statt für den Hof zu leben“, lautete die Botschaft des Referenten Christoph Rothaupt, der einer Einladung des BBV-Kreisverbandes Ostallgäu ins Modeon nach Marktoberdorf folgte. Der 42-jährige Landwirt aus Unterfranken erzählte beim Bauernverband von seinen eigenen Erfahrungen, wohin die Arbeitsbelastung in wachsenden Betrieben führen kann. „Der Gedanke, stark zu sein, funktionieren zu müssen und die subtile Vernachlässigung der eigenen Bedürfnisse, bringt irgendwann das Fass zum Überlaufen und endet im Burn-out“, betonte Rothaupt.

    Die Symptome einer Erschöpfungsdepression sind innere Leere und Antriebslosigkeit, erklärte der Referent, es ist irgendwann ein täglicher Kampf und die Kraft reicht nicht einmal mehr für die einfachsten Dinge des Lebens. Darunter leidet auch die Familie und Partnerschaft. Und in vielen Fällen, warnte Rothaupt, ende das Fehlen mentaler Gesundheit auch im Suizid. Aus dieser Spirale finde man in der Regel nur durch professionelle Hilfe heraus, wie durch die Bäuerliche Familienberatung der Diözese Augsburg oder den Bayerischen Bauernverband. Dem schließe sich meistens eine Therapie an.

    Kreisbäuerin Karina Fischer dankte bei der Arbeitstagung der Obleute des Bauernverbandes Christian Rothaupt für seinen nachdenklichen Vortrag über persönliche Erfahrungen mit Burn-out.
    Kreisbäuerin Karina Fischer dankte bei der Arbeitstagung der Obleute des Bauernverbandes Christian Rothaupt für seinen nachdenklichen Vortrag über persönliche Erfahrungen mit Burn-out. Foto: Hans Pfefferle

    Depression in der Landwirtschaft: Manchmal hilft nur die Trennung von dem Betriebszweig

    „Es ist wichtig, danach nicht mehr in das gleiche Umfeld zurückzukehren, das einen krank gemacht hat, dabei muss man sich unter Umständen auch von Betriebszweigen trennen“, sagte Rothaupt. Jeder sollte sich fragen, was kann ich für mich tun? Dabei gehören Körper, Geist und Seele zusammen. Gesundheit, Ernährung, Schlaf, Familie, soziale Kontakte und Hobby sind dabei wichtige Bausteine, sagte er, „statt sich nur über Arbeit zu definieren“.

    Kreisbäuerin und Moderatorin Karina Fischer appellierte an die Ortsbäuerinnen und Obmänner, als Multiplikatoren draußen in den Dörfern die Augen offenzuhalten, wenn diesbezüglich auf einem Hof Handlungsbedarf besteht, und Hilfe zu vermitteln. Um für das Szenario von Krankheit oder Tod eines Betriebsleiters vorbereitet zu sein, empfahl stellvertretende Kreisbäuerin Conny Simon dringend, einen Notfallordner anzulegen. Darin sollten wichtige Daten, wie etwa die Funktionsweise aller Anlagen oder wichtige Telefonnummern, etwa die des Tierarztes, vermerkt sein, um der Betriebshelferin oder dem Betriebshelfer das Fortführen der Betriebsabläufe zu ermöglichen und zu erleichtern.

    Werbung für die Landwirschaft soll mit Vorurteilen aufräumen

    Die Wertschätzung für die Arbeit der Landwirte und deren Erzeugnisse beim Verbraucher zu fördern, hat sich das Label „Unsere Bayerischen Bauern“ auf die Fahne geschrieben. Die rührige Geschäftsführerin Eva-Maria Haas stellte im Modeon ihre Werbekampagnen vor. „Je transparenter wir sind, desto schwieriger ist es, schlecht über uns zu reden“. Dabei würden durchaus kritische Themen aufgegriffen, wie etwa Milchwirtschaft und Klimaschutz, Düngereinsatz und Pflanzenschutz. „Wir möchten mit Vorurteilen aufräumen und den Verbraucher beim Wunsch nach Regionalität abholen.“

    Der Verein mit seinen Mitgliedern, Unterstützern, Sponsoren und Kooperationspartnern aus der Agrar- und Lebensmittelbranche nutzt, wie Haas erklärte, im großen Maße die Möglichkeit von Social Media auf allen Ebenen. Feld- und Hofplakate sowie Werbeträger auf Bussen und U-Bahnen haben zudem eine große Breitenwirkung. Mit Moderator Bernhard Fleischmann („Fleischi“) und Promi-Koch Lucki Maurer hat sich die Organisation zudem Zugpferde ins Boot geholt. Damit werden laut Haas rund zehn Millionen Verbraucher erreicht. 

    Probleme in der Landwirtschaft: Damit kämpfen Ostallgäuer Bauern

    Die künftigen politischen Rahmenbedingungen beleuchtete Kreisobmann Andreas Schmid: „Die gemeinsame EU-Agrarpolitik (GAP) wird auf neue Füße gestellt, die NGOs haben dabei in Brüssel eine große Macht, wir aber Abgeordnete im Parlament, um dies in eine vertretbare Richtung zu lenken.“ Als Gemeinschaftsleistung lobte Schmid den Erfolg zur Fortführung des Agrardiesels ab 2026. Beim sogenannten Wassercent zeichne sich im Moment keine Lösung ab, auf gutem Weg sieht Schmid dagegen das neue Jagdgesetz. Mit Blick auf die kommenden Kommunalwahlen legte er seinen Berufskollegen nahe, sich für die verschiedenen Gremien zu engagieren.

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