"Oh when the saints go marching in, oh Herr da will ich gern dabei sein!" hört man eine Menschengruppe am Eingang des Friedhofs der St. Martinskirche in Begleitung einer Gitarre singen. Fast 80 Personen, darunter viele Familien, haben sich hier am Donnerstagabend in der Dämmerung zusammengefunden. Sie wollen gemeinsam die "Nacht aller Heiligen" feiern. Es ist eine Veranstaltung der Marktoberdorfer Pfarreiengemeinschaft als Alternativprogramm dem keltischen Brauch Halloween, der Tag, an dem die Toten zurückkehren sollen. Susanne Steger und Maria Hoffmann setzen ihm etwas Christliches entgegen, erzählen Geschichten über Heilige und machen so auf den Feiertag Allerheiligen aufmerksam.
Marktoberdorfer Pfarreiengemeinschaft bietet Alternativprogramm zu Halloween an
Nach einer Willkommensrunde führen die beiden die Gruppe über den Friedhof zu der ersten Station des Spazierganges. Hier erzählt Steger die Geschichte des heiligen Georg. Mit einem Kuscheltierdrachen und einer Holzlanze beschreibt sie, wie dieser gegen den Drachen gekämpft hat. Georg wollte die Bevölkerung vor dessen Terror befreien. Das Publikum fiebert bis zum Ende den auch für die Kinder sehr ansprechenden und bildhaften Erzählungen mit. Als der Drachen schließlich besiegt ist, bricht bei den Zuhörern Jubel aus.
"Weiß jemand, wer das ist?", fragt Steger bei der folgenden Station, während sie eine Statue hochhält. "Das ist der heilige Florian", weiß ein Junge. Florian sei bis zuletzt dem damals verfolgten christlichen Glauben treu geblieben und deswegen umgebracht worden.
Gruselstimmung und Süßigkeiten sind bei der "Nacht der Allerheiligen" geboten
Mittlerweile ist die Sonne vollständig am Horizont verschwunden und Nebel hat sich um die Gräber gelegt. "Sieht gruselig aus", sagt ein Kind.
Ein weiterer Höhepunkt der Veranstaltung ist die durch zahlreiche Kerzen erleuchtete Aussegnungshalle gegenüber der Kirche. Inmitten dieses Lichtes steht Ann-Kathrin Hoffmann mit einem Kerzenkranz auf dem Kopf. Sie stellt die heilige Lucia dar, welche verfolgte Christen mit Nahrung versorgt hat. Auch für die Kinder steht etwas zu essen bereit - eine Tüte voller Süßigkeiten.
Nach dem Spaziergang gibt es positive Rückmeldung
"Mir hat die Veranstaltung sehr gut gefallen", sagt eine Besucherin, die gemeinsam mit ihren zwei Kindern an dem Spaziergang teilgenommen hat. Für sie sei diese Veranstaltung als Alternative zu Halloween wichtig.
Auch Steger ist zufrieden mit der "Nacht aller Heiligen". "Ich hätte niemals damit gerechnet, dass so viele Leute kommen", sagt sie. Gerade Kinder sollten durch diese Veranstaltung einen anderen Blick auf den Feiertag Allerheiligen bekommen. Wichtig war für sie, dass die Veranstaltung spannend und durchaus auch etwas gruselig gestaltet war und die Kinder, wie an Halloween, ebenfalls Süßigkeiten bekommen. Aufgrund der zahlreichen Besucher und der erfreulichen Rückmeldungen möchte sie für nächstes Jahr wieder eine ähnliche Veranstaltung planen.