Wer aktuell zur Wäschefabrik Momm in Marktoberdorf will, der steht vor verschlossenen Türen. Durchs Fenster sind nur die leeren Räume zu sehen. Lediglich ein kleiner Sticker an der Glastür zeigt noch, dass hier bis vor Kurzem Bettwäsche produziert wurde. Was mit dem Unternehmen passiert ist? Wo es hingezogen ist? Diese Fragen beschäftigten so manche Kunden.
Denn teilweise erhielten sie ihre Ware in den vergangenen Wochen nicht und erreichten auch niemanden per Mail oder Telefon. Das zeigt sich jedenfalls in Google-Rezensionen, die kürzlich zu dem Unternehmen verfasst worden sind. Zudem bekam unsere Redaktion eine Nachricht von einem Leser, der anonym bleiben möchte: Die Mitarbeiter hätten „völlig unvorbereitet im Betriebsurlaub die Kündigung erhalten.“ Der Lohn für den Monat Juli sei zu diesem Zeitpunkt noch überfällig gewesen. Auch die Stadt hatte keine Informationen, was mit Momm passiert ist.
Bettwäsche-Unternehmen Momm ist nach Baden-Württemberg gezogen
Nun hat die Geschäftsleitung auf Anfrage unserer Redaktion bestätigt: Das Unternehmen ist umgezogen, das Geschäft in Marktoberdorf wurde geschlossen. Der Firmensitz befindet sich in Weißbach in Baden-Württemberg, wie auf der Internetseite von Momm zu lesen ist. „Der Umzug fällt uns als Unternehmen und auch unseren bestehenden Mitarbeitern nicht leicht“, heißt es von der Geschäftsleitung. Die Standortschließung sei jedoch ein „logischer und richtiger Schritt in der Weiterentwicklung von Momm.“ Genauere Gründe für die Schließung nannte das Unternehmen unserer Redaktion nicht.

Bezüglich der Beschwerden im Internet räumt Momm ein, dass es im Zuge des Standortumzugs zu Verzögerungen kam. „Wir standen und stehen hierzu im direkten Austausch mit unseren tatsächlichen Kunden“, heißt es in der Stellungnahme. Die Umzugsphase sei abgeschlossen, die Lieferprozesse hätten sich stabilisiert.
Standortschließung von Momm in Marktoberdorf: Zwei Mitarbeiterinnen gekündigt
Zu den Vorwürfen der Kündigungen äußert sich die Geschäftsleitung wie folgt: Im Zuge der Standortschließung seien insgesamt zwei Mitarbeiterinnen gekündigt worden. Alle weiteren Arbeitsplätze seien erhalten geblieben, lediglich der Arbeitsort der Kolleginnen verändere sich. Es sei richtig, dass einer Kollegin während ihrer Betriebsferien gekündigt wurde. Dies habe sich aufgrund zwingender gesetzlicher Fristen nicht vermeiden lassen.
Bezüglich der Vorwürfe zu den Vergütungsansprüchen will sich das Unternehmen aus rechtlichen Gründen nicht äußern. Beide Kündigungen seien aber ausschließlich aufgrund der Standortschließung erfolgt. „Beide Mitarbeiterinnen waren verdiente Kolleginnen, deren Arbeit stets geschätzt wurde. Wir gehen hier in vollem Respekt auseinander“, teilt die Geschäftsleitung mit.
Momm feine Bettwäsche: Lange Tradition im Allgäu nimmt ein Ende
Mit dem Umzug nach Baden-Württemberg endet für Momm eine lange Tradition im Allgäu: Die Geschichte des Unternehmens reicht zurück bis ins Jahr 1839. Damals wurde die heutige Wäschefabrik von Christoph Friedrich Heinzelmann in Kaufbeuren gegründet. Im Jahr 1901 wurde das Unternehmen vom heutigen Namensgeber Theodor Momm übernommen und weiterentwickelt. Ursprünglich als Weberei und Spinnerei gegründet, wurden bis in die 1970er Jahre Stoffe in Kaufbeuren selbst gewoben.
2005 musste das Unternehmen Insolvenz anmelden. Wie viele andere Betriebe der Textilbranche hielt Momm dem Preisdruck auf dem hart umkämpften Markt nicht stand. In Marktoberdorf, wo Momm seit 1964 vertreten war, bestand die Bettwäschefabrik samt Online-Shop aber fort. 2021 wurde das Unternehmen dann von drei Gründern aus Hohenlohe im fränkisch-badenwürttembergischen Grenzgebiet übernommen.
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