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Dieser Allgäuer Landwirt setzt auf Zweifruchtanbau und das hat einen guten Grund

Nachhaltigere Landwirtschaft

Woringer Landwirt erklärt, wieso er zwischendrin sät

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    Landwirt Andreas Karrer aus Woringen legt viel Wert auf die Bodengesundheit seiner Flächen. Zweitfrüchte helfen ihm dabei.
    Landwirt Andreas Karrer aus Woringen legt viel Wert auf die Bodengesundheit seiner Flächen. Zweitfrüchte helfen ihm dabei. Foto: B. Kutter/AELF KM

    Wenn im Spätsommer die Felder abgeerntet sind, bleibt oft nur blanke Erde zurück. Doch immer mehr Landwirte setzen in der sonst vegetationslosen Zeit auf Zwischenfrüchte – also Pflanzen, die in der Pause zwischen zwei Hauptkulturen wachsen. Zwischenfrüchte leisten wichtige Arbeit im Verborgenen. Ihre Wurzeln lockern den Boden wie ein natürliches Massagegerät und schaffen Platz für Luft und Wasser. Gleichzeitig verhindern sie, dass wertvolle Nährstoffe verloren gehen. Regenwürmer und Mikroorganismen nutzen die Pflanzenreste als Nahrung, wodurch der Boden fruchtbarer wird.

    Woringer Landwirt setzt auf Zweifruchtanbau

    Und nicht zuletzt schützt die grüne Decke vor Erosion durch Wind und Regen. Dabei gibt es verschiedene Möglichkeiten, diese positiven Effekte zu erzielen: durch Unter- und Stoppelsaaten, Sommer- und Winterzwischenfruchtbau oder, wie heute zunehmend im Futter- oder Energiepflanzenanbau praktiziert, in Form des Zweitfruchtanbaus, heißt es in einer Mitteilung des Amts für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) Krumbach-Mindelheim.

    Zweifruchtanbau nutzt Andreas Karrer jetzt schon seit etwa acht Jahren. Der Landwirt aus Woringen betreibt einen Biogasbetrieb und legt viel Wert auf Bodengesundheit und einen ganzheitlichen Blick. Daher engagiert er sich auch als Demonstrationsbetrieb zum Gewässerschutz und bemüht sich mit Bernhard Ott, Pflanzenbauberater am AELF Krumbach-Mindelheim, um einen reduzierten Einsatz von Pflanzenschutzmitteln auf seinen Feldern.

    Karrer vergleicht Zweitfrucht mit Solaranlage

    Zum Pressetermin steht er auf einem unscheinbaren Feld, das etwa zehn Zentimeter hoch mit Weidelgras bewachsen ist. Dieses hat Andreas Karrer hier im letzen Herbst zusammen mit Wickroggen gesät. Im Frühjahr wächst dieser zu einem dichten Bestand heran, das Weidelgras „sitzt“ die Dunkelheit aus, bis der Wickroggen Ende Juni siliert wird. Wo nach der Ernte sonst Stoppelfelder oder kahler Boden bleiben, kann dann das Weidelgras als Zweitfrucht dank bereits ausgebildeter Wurzeln direkt starten.

    „Ohne Zweitfrucht ist es wie bei einer PV-Anlage, die man im Juli ausschaltet – zum Zeitpunkt der höchsten Leistung“, vergleicht der Landwirt. Die Zweitfrucht nutzt die Zeit des besten Zuwachses optimal aus. Das Weidelgras mäht Andreas Karrer noch mindestens einmal im Oktober, dann bereits zum zweiten Mal. Im Frühjahr kann er es unterpflügen und als Gründüngung nutzen oder nochmals mähen und in die Biogasanlage geben. Für Karrer bringen die Zweitfrüchte viele ökologische Vorteile mit sich.

    Zwischensaat als Schutz gegen Erosion

    „Der Bewuchs schützt im Sommer vor Hitze, ohne Pflanzen kann sich der Oberboden leicht auf 50 °C aufheizen, dort lebt dann nicht mehr viel“, weiß er, „und im Winter weht es den Oberboden vom nackten Feld über den Schnee.“ Auch wenn er es nicht direkt belegen kann, führt er auch die Tatsache, dass er kaum noch Mineraldünger verwenden muss, auf den Zwischenfruchtanbau zurück. „Es wächst auch ohne alles sehr gut“, freut er sich. Als weiteren positiven Effekt sieht er, dass der Boden weniger oft bearbeitet werden muss – das ist gut für die Bodenlebewesen und das Bodengefüge.

    Auf einem benachbarten Feld wächst als Zweitfrucht eine Mischung aus Weidelgras mit Weißklee und Spitzwegerich. Auch das Franzosenkraut hat sich hier ausgebreitet. Die Mischung hier hat er im Frühjahr mit dem Striegel ins Getreide eingebracht. Kleearten fördern besonders die nachhaltige Bodenfruchtbarkeit. Sie zählen zu den Leguminosen. Diese Pflanzen binden mithilfe von Knöllchenbakterien, die an den Wurzeln sitzen, den Luftstickstoff und machen ihn pflanzenverfügbar. Somit tragen sie zur besseren Stickstoffversorgung von Boden und nachfolgenden Kulturen bei.

    Andreas Karrer will Zweit- oder Zwischenfrüchte nach Möglichkeit auf allen seinen Flächen anbauen. Dabei verursacht das natürlich auch zusätzlichen Aufwand und Kosten. Doch Andreas Karrer sieht den Nutzen im Ertrag und er sieht es vor allem als Investition in die Zukunft. Denn ein gesunder Boden ist die Basis einer guten Landwirtschaft. Die unscheinbaren Zwischen- und Zweitfrüchte sind ein gutes Beispiel dafür, wie kleine Pflanzen große Wirkung entfalten können – für Landwirtschaft, Umwelt und Gesellschaft gleichermaßen. (pm)

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