Die Süddeutschen Meisterschaften im Rasenkraftsport fanden erstmals in Memmingen statt. Im BBZ-Stadion an der Bodenseestraße gingen rund 160 Sportlerinnen und Sportler aus 25 Vereinen in insgesamt 44 Altersklassen an den Start.
Lokalmatador Sandro Koinzer vom SV DJK Ost Memmingen wurde seiner Favoritenrolle gerecht und gewann mit 2588 Punkten den Dreikampf aus Steinstoßen, Gewicht- und Hammerwerfen in der Klasse der Männer über 98 Kilogramm Körpergewicht. Erfolge für Memmingen feierten auch die Jugendlichen Franziska Karg, Nele Pfister und Anja Kehrle. Das absolute Highlight der Wettkämpfe aber war ein Deutscher Rekord im Hammerwerfen, den die erst 13-jährige Rosina Holzhey bei den Schülerinnen B erzielte. Die für den TV Hindelang startende Sportlerin warf den zwei Kilogramm schweren Hammer auf eine Weite von 62,21 Metern.
So kam die Deutsche Rekordhalterin zum Rasenkraftsport
Schon im Alter von sechs Jahren habe sie mit dem Rasenkraftsport begonnen, erzählt die eher zierliche junge Dame. Warum? „Weil mein Opa diesen Sport seit vielen Jahren betreibt und mein Trainer ist“, sagt Rosina und strahlt. Also holen wir den Opa hinzu. Der Oberallgäuer Josef Zillibiller will zunächst nicht so recht, berichtet dann aber mit erkennbarer Begeisterung vom Rasenkraftsport. „Hammerwerfen ist ein richtiges Ganzkörpertraining, weil man da alle Muskeln bewegen muss. Außerdem musst du auf die Hundertstelsekunde an der richtigen Stelle im Ring stehen. Hammerwerfen und Stabhochsprung, das sind die schwierigsten Disziplinen in der Leichtathletik.“ Den ganzen Winter über trainiere er mit Enkelin Rosina und weiteren Schützlingen im Kraftraum. Für die Veranstalter hat Zillibiller ein großes Lob parat: „Die sind wahnsinnig engagiert.“ Und Rosina? Sie besucht die Realschule in Sonthofen, fährt gerne Ski und ist auch als Kunstturnerin aktiv. Und sie liegt mit 52,10 Metern auch mit dem 3-Kilo-Hammer auf Platz eins der Deutschen Rangliste in der Leichtathletik.
Verein wurde aufgelöst
Der 16-jährige Paul Höbler trat bei der männlichen Jugend bis 82 Kilogramm Körpergewicht für den SV Dischingen an. Er habe keine Ahnung, wo das sei, sagt er zur Verblüffung des Reporters. Er komme eigentlich aus der „Daimler-Stadt“ Schorndorf und sei beim LAT Schurwald groß geworden. 2023 aber sei sein Trainer verstorben und der Verein wurde daraufhin aufgelöst. „Ich musste mir also einen anderen Verein suchen“, sagt der junge Mann, der den 7,5 Kilogramm schweren Stein, der eigentlich aus einem Metallquader besteht, auf 11,40 Meter gestoßen hat. Am Ende gewann Höbler auch den Dreikampf. Warum er sich für diesen Sport entschieden hat? Es sei keine bewusste Entscheidung gewesen. Es seien halt von Anfang an Erfolge da gewesen. Trotz einer schweren Verletzung, die er sich bei der Deutschen Meisterschaft 2024 in Erfurt zugezogen habe, liege ihm der Sport.
Höbler erklärt den wesentlichen Unterschied zwischen Hammer- und Gewichtswurf: „Beim Hammerwerfen kann man noch was retten, wenn man einen kleinen Fehler macht. Beim Gewichtswurf muss man schneller sein“ und die Gefahr sei groß, dass man aus dem Ring falle. Höbler liegt der Sport tatsächlich: In Memmingen wird er Süddeutscher Meister im Dreikampf.
70 Personen in Organisation der Süddeutschen Meisterschaft in Memmingen eingebunden
Die Familie Kehrle hatte die Süddeutsche Meisterschaft des Deutschen Rasenkraftsport- und Tauziehverbandes (DRTV) nach Memmingen geholt. „Ohne die geht bei uns im Verein nichts“, sagt Stefan Hochdorfer, der an beiden Tagen unter anderem für die Kontrolle der Geräte zuständig ist, die von den Teilnehmern mitgebracht werden. Sohn Nico, der wegen einer Verletzung derzeit auf Krücken oder einen Elektrorollstuhl angewiesen ist, sei ein Perfektionist. Etwa 70 Personen waren in die Organisation eingebunden und sorgten neben den Kampfrichtern dafür, dass alles reibungslos funktionierte und sowohl die Teilnehmer als auch die Zuschauer ausreichend essen und trinken konnten.
Neue Wurfanlage nördlich des Fußballfeldes
Für das Hammer- und das Steinwerfen stellte der DRTV seine elektronische Weitenmessung zur Verfügung. Die Firma Christ hat laut Hochdorfer die Anzeige für die Siegerehrung gesponsort und die Stadt Memmingen auf den Punkt die neue Wurfanlage nördlich des Fußballfeldes aufgebaut. Sie sei schon länger in Planung gewesen, sagt Oberbürgermeister Jan Rothenbacher, der Schirmherr der Veranstaltung. Und die Absperrbänder habe Nico Kehrle besorgt. Die waren, unschwer zu erkennen, im vergangenen Jahr bei den Olympischen Spielen in Paris im Einsatz.
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