Über 100 Ziegelschlote, 150 aus Stahlbeton, dazu Sendemasten, Kühl- und Funktürme bis hin zum Henningerturm in Frankfurt: Auf diese bemerkenswerte Bilanz von abgebrochenen Höhenmetern kann das Unternehmen Schornstein- und Betonabbruch Michael Barnsteiner zurückblicken. Aus dem Einmannbetrieb in Ottobeuren Im Schachen ist im Laufe von 40 Jahren eine renommierte Firma geworden.
Über diesen Abbruch berichtete sogar die „Bild“
Anfangs waren es Baggerarbeiten im extremen Gelände und 1985 der erste Abbruch eines 120 Meter hohen Schornsteins mit einem Spinnenbagger. Sogar „Bild“ habe damals berichtet, wissen die beiden Geschäftsführer Michael Barnsteiner und Annelore Borgardt noch genau. Sie war auch schon mit oben auf einer Baustelle. Immer wieder neue Geräte wurden erdacht und gebaut. Barnsteiner sicherte sich mit mehreren Patenten ein gewisses Alleinstellungsmerkmal, wie er sagte, und habe vor 30 Jahren sogar Geschichte geschrieben: Zum ersten Mal überhaupt wurde ein 300 Meter hoher Stahlbetonschornstein maschinell abgetragen, weil er nicht gesprengt werden konnte. „Und das von einer kleinen Allgäuer Firma aus Ottobeuren“, erinnerte sich Barnsteiner nicht ohne Stolz an diesen Auftrag beim Kraftwerk der BASF in Marl-Lünen. Sein Betrieb sei zudem als Erster im Allgäu zertifiziert worden mit Zulassung für Kraftwerkrückbau.
So kam der Firmengründer zu seinem Betrieb
Der in einer Landwirtschaft aufgewachsene Firmengründer erzählte, dass ihn schon von klein an alles Technische fasziniert habe. Im Winter arbeitete er im Wald und in einer Landmaschinenwerkstatt und suchte, wie er sagte, eine Zukunftsperspektive. Mit 25 Jahren investierte er 100.000 Mark in einen Menzi-Muck Schreitbagger, „eine geniale Schweizer Erfindung“, und führte Baggerarbeiten in den Bergen von Steibis bis zum Spitzingsee aus. Das brachte Herausforderungen und Abenteuer zugleich und immer wieder Neues.
Ein Nachbar bedient das Funkgerät
Beim ersten Abbruch gab es nur einen Helfer, „den Peter aus der Nachbarschaft“, der damals über Funk mit Barnsteiner oben auf dem Stelzenbagger in 120 Meter Höhe in Kontakt gewesen war. Dann wurde immer mehr ferngesteuert und die Sicherheit für Personen und Verfahren erhöht. Das reichte vom Höhenretterkurs, Erster Hilfe und Brandschutzausbildung bis zu objektbezogener Gefahreninstruktion. Der 72-Jährige sagte rückblickend über seine Arbeit: „Es darf nicht zur Selbstverständlichkeit werden, sonst verliert man den Respekt vor dem Risiko.“ Bei aller Risikobereitschaft habe er Sicherheit immer großgeschrieben.
Diese Barnsteiner-Geräte sind Patente
Entwickelt wurde immer wieder Neues, wie zum Beispiel ein im Schornstein kletterndes Abbruchgerüst, das für vier je 100 Meter hohe Schornsteine bei Paris eingesetzt wurde. Oder eine nur zwei Tonnen schwere, später patentierte Abbruchzange, die effektiv Beton zerbröseln und Stahl zerlegen kann, oder auch ein ferngesteuertes Innenreinigungssystem zur Altlastsanierung. Patentiertes Glanzstück der Barnsteiner-Geräte ist der komplett funkgesteuerte Drive Breaker, mit dem sich hohe, turmähnliche Bauten wie zum Beispiel Industrieschornsteine sicher zurückbauen lassen.
Abenteuerliche weltweite Einsätze
Weltweit sei die Firma gefragt. 2010 in Dubai war es ein Silo, das nicht gesprengt werden durfte, wo die Ausrüstung per Seefracht angeliefert wurde oder ein 200 Meter hoher Schornstein in Wladiwostok in Sibirien mit Anreise in einer Iljuschin. 2018 kam der Verkauf mit dem Unternehmen Mittelsdorf in Südthüringen zustande. Seit 1995 residierte die Firma in Memmingerberg, weil sie in Ottobeuren kein Grundstück bekamen. Dort hat der Oldtimer-Freund jetzt in die Tage gekommene Feuerwehrfahrzeuge stehen und repariert sie bei Bedarf.
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