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Tauschraum im Memminger Osten für immer geschlossen? Das sind die Gründe

Soziale Stadt Ost

„Unter diesen Bedingungen können wir nicht weiterarbeiten“: Tauschraum in Memmingen ab sofort geschlossen

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    Ein angebrachtes Schild an dem Tausch-Container an der Mozartstraße verrät, dass der Tauschraum ab sofort geschlossen ist.
    Ein angebrachtes Schild an dem Tausch-Container an der Mozartstraße verrät, dass der Tauschraum ab sofort geschlossen ist. Foto: Uwe Hirt

    Abgelagerter Müll, Fäkalien, Alkohol- und Drogenkonsum: Immer wieder wurde der Tauschraum an der Mozartstraße in Memmingen-Ost zweckentfremdet – und zwar in einer Weise, die nichts mehr mit seiner ursprünglichen Idee zu tun hat. Denn eigentlich sollte der Tausch-Container ein Ort des Miteinanders sein: Ein Platz, an dem Dinge, die man selbst nicht mehr braucht, ein neues Zuhause finden.

    Bücher, Kleidung, Geschirr, Sportartikel oder kleine Alltagsgegenstände sollten von einem Haushalt in den nächsten wandern – ganz unkompliziert und vor allem ohne Bezahlung. Doch der gute Gedanke hinter dem Projekt wurde zuletzt immer häufiger von unschönen Vorfällen überschattet.

    Tauschraum in Memmingen wurde immer wieder zweckentfremdet

    Das Problem mit unerlaubt abgeladenem Müll begleitet den Tauschraum schon länger. Bereits an dem früheren Standort am Baltenplatz war das ein wiederkehrendes Tehma. Damals lag die Verantwortung noch bei der ehemaligen Stadtteilmanagerin der Sozialen Stadt Ost, Katrina Dibah-Lavorante, unter deren Leitung die Idee der offenen Tauschbörse überhaupt erst ins Leben gerufen und umgesetzt wurde. Auch ihr waren die Missstände bekannt (wir berichteten).

    Früher am Baltenplatz: Trotz der Hinweise, dass außerhalb des Tauschraums keine Gegenstände abgestellt werden dürfen, kam es immer wieder dazu.
    Früher am Baltenplatz: Trotz der Hinweise, dass außerhalb des Tauschraums keine Gegenstände abgestellt werden dürfen, kam es immer wieder dazu. Foto: Brigitte Hefele-Beitlich (Archivbild)

    Um mehr Ordnung und Struktur zu schaffen, führte im Jahr 2023 ihre Nachfolgerin, Quartiersmanagerin Magali Bassolet, feste Öffnungszeiten und eine Tür ein. Der Hintergrund: Vor allem in den Nachtstunden sei es immer wieder vorgekommen, dass Obdachlose dort übernachtet hätten.

    Über die Jahre kümmerte sich ein Team aus fünf bis sechs Ehrenamtlichen darum, die Situation im Blick zu behalten. Sie übernahmen unter anderem die Aufgabe, den abgeladenen Müll und die Verschmutzungen zu beseitigen – eine Arbeit, die viel Engagement, Zeit und Geld kostet. Doch nun ist es damit vorbei.

    Wegen „Anfeindungen gegen Ehrenamtliche“ kommt das Aus für die Tauschbörse

    Ein Schild vor Ort verkündete die Schließung der Tauschbörse. Auch in den sozialen Netzwerken sorgt das Aus für Gesprächsstoff. In Facebook-Gruppen tauschen sich Nutzerinnen und Nutzer darüber aus und bedauern die Entscheidung: „Sehr schade“, heißt es etwa von einem Facebook-Nutzer in einem Beitrag. Dieser befürchte etwa, dass Dinge nun weiter einfach entsorgt werden, die jemand anderes vielleicht gerne noch weiter verwendet hätte.

    Auf Nachfrage unserer Redaktion verwies die Quartiersmanagerin auf eine Pressemitteilung der Stadt Memmingen. Darin heißt es, dass es zunehmend schwieriger geworden sei, ehrenamtliche Helferinnen und Helfer für den Tauschraum zu finden. Grund dafür seien wiederholte Beschimpfungen und Respektlosigkeiten gegenüber den Freiwilligen. Diese mussten neben den vielen positiven Begegnungen oft Frust einstecken, heißt es weiter.

    „Können wir nicht dulden“: nach fünf Jahren Betrieb schließt das Projekt in der Sozialen Stadt Ost

    Laut Bassolet blieb es nicht nur bei verbalen Auseinandersetzungen. In einzelnen Fällen kam es sogar zu Handgreiflichkeiten, etwa, wenn Besucher den Tauschraum trotz Aufräumarbeiten nicht verlassen wollten. „Eine ehrenamtliche Mitarbeiterin mit Rollator wurde dabei sogar geschubst“, nennt die Quartiersmanagerin als Beispiel.

    Der Tauschraum zuletzt an der Mozartstraße: Nach fünf Jahren endet das Projekt in der Sozialen Stadt Ost.
    Der Tauschraum zuletzt an der Mozartstraße: Nach fünf Jahren endet das Projekt in der Sozialen Stadt Ost. Foto: Manuela Frieß/Pressestelle Stadt Memmingen

    Auf dem angebrachten Schild ist zudem von Drohungen sowie vom Filmen und Fotografieren der ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer die Rede. Auf Nachfrage zu den konkreten Vorkommnissen erhielt unsere Redaktion jedoch keine weiteren Auskünfte. In der offiziellen Mitteilung heißt es, dass es unter den gegebenen Bedingungen nicht mehr möglich gewesen sei, weiterzuarbeiten. Die Schließung sei das Ergebnis längerer Gespräche und Abwägungen gewesen. „Das ist sehr schade, aber wir sehen keine andere Lösung. Daher muss dieses tolle Projekt leider beendet werden“, so Bassolet.

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