Tirol ist nicht nur ein Paradies für Wanderer und Skifahrer, sondern auch Schauplatz kurioser Vorfälle – ob eine Kuh, die eine Frau attackiert, ein Bär, der scheinbar zwei Esel und ein Pony angreift oder der Fund von Überresten eines vermissten Wanderers. Seit Kurzem sorgt auch die kulinarische Seite der Alpenregion für Aufruhr. Ein Tiroler Hüttenwirt gerät wegen eines bestimmten Wunsches seiner Gäste unter heftige Kritik. Was für die einen selbstverständlich erscheint, ist für ihn schlicht „zu viel Aufwand“.
Johannishütte in Tirol: Veganer-Shitstorm nach Instagram-Posting
Die Johannishütte in Prägraten, am Fuße des Großvenedigers, sorgt derzeit für hitzige Diskussionen. Denn der Hüttenwirt Leonhard Unterwurzacher kocht bewusst nicht vegan, wie ein Instagram-Post mit einem Foto der Speisekarte belegt. Grund dafür sei die Erhaltung der „kleinstrukturierten Land- und Almwirtschaft“. Auf Regionalität legt die Hütte besonders großen Wert: „Das Berglamm kommt aus Prägraten, das Rindfleisch aus Hinterbichl, Milch und Eier von Bauern“, erklärt Unterwurzacher im Gespräch mit der Kleinen Zeitung.
Damit stößt er jedoch auch auf Kritik. So auch seitens des Obmannes der Tiroler Gemüsebauern, Stefan Müßigang. „In Wahrheit lebt Tirol von seiner Vielfalt: von der Alm- und Viehwirtschaft genauso wie von Obst- und Gemüsebauern“, betont Müßigang laut Focus in der Tiroler Tageszeitung. Die Argumentation der Wirtsleute, vegane Gerichte zu verweigern, um die Land- und Almwirtschaft zu schützen, erwecke fälschlicherweise den Eindruck, als hänge alles nur von Fleisch, Milch und Eiern ab. Damit werde der wertvolle Beitrag der Obst- und Gemüsebauern an Tirols Landwirtschaft unterschlagen.
Gäste-Wunsch: Zu viel Aufwand für den Alpenwirt?
Scheinbar spielt bei der Diskussion um vegane Optionen aber auch der organisatorische Aufwand eine Rolle: So verriet der Hüttenpächter der Kleinen Zeitung, dass er schlicht keine Zeit habe, ein veganes Hauptmenü am Abend zuzubereiten. Die Kritik daran könne er nicht nachvollziehen und bezeichnet die Vorwürfe, Veganer systematisch ausschließen zu wollen, als „Oberwahnsinn“. Statt sich jedoch durch die negative Resonanz verunsichern zu lassen, setzt der Hüttenpächter ein deutliches Zeichen: Seit dem 16. September ergänzt das Prägratner Berglamm mit Kartoffeln von Tiroler Gemüsebauern die Speisekarte der Johannishütte. Trotzdem müssen Veganer und Vegetarier in der Johannishütte nicht hungrig bleiben. Linseneintopf, Gemüsegerichte, frische Salate oder Pommes stehen ebenfalls zur Auswahl.
Existenzangst trotz Falstaff-Auszeichnung
Seit dem berüchtigten Instagram-Post, in dem die Johannishütte betonte, nicht vegan zu kochen, steht der Hüttenpächter, wie er selbst der Kleinen Zeitung sagt, im Zentrum eines regelrechten Shitstorms. Gelobt für seine Regionalität und frisch prämiert mit drei Falstaff-Edelweiß für herausragende alpine Küche, sieht sich der Wirt plötzlich mit schlechten Online-Bewertungen und hartnäckigen Angriffen konfrontiert. „Vielleicht müssen wir wegen der Aufregung als Pächter der Hütte auch noch gehen“, befürchtet Unterwurzacher. Selbst der Alpenverein als Eigentümer der Hütte schaltete sich mittlerweile ein und erteilte eine Mahnung.
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