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Insektenschutzgesetz bringt Bauern und Agrarländer gegen Berlin auf

Umweltschutz

Insektenschutzgesetz bringt Bauern und Agrarländer gegen Berlin auf

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    Weniger Pestizide für mehr Umweltschutz: Das Insektenschutzgesetz, das am Mittwoch im Kabinett beschlossen werden soll, sorgt für Protest bei Landwirten und Agrarländern. Sie fordern stattdessen mehr Anreize, damit Bauern freiwillig Pestizide reduzieren
    Weniger Pestizide für mehr Umweltschutz: Das Insektenschutzgesetz, das am Mittwoch im Kabinett beschlossen werden soll, sorgt für Protest bei Landwirten und Agrarländern. Sie fordern stattdessen mehr Anreize, damit Bauern freiwillig Pestizide reduzieren Foto: Josef Kreuzer (Symbolbild)

    Zähes Ringen um einen Kompromiss beim Insektenschutz und Einsatz von Chemie auf dem Acker: Das dazu von Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) vorgelegte Gesetz, das an diesem Mittwoch im Kabinett beschlossen werden soll, sorgt nicht nur für Zoff mit Agrarministerin Julia Klöckner (CDU) und den Landwirten. Auch aus agrarstarken Bundesländern gibt es parteiübergreifend Kritik an neuen Verboten für die ohnehin unter Druck stehenden Landwirte. Stattdessen müssten Anreize Bauern zum freiwilligen Reduzieren des Pestizideinsatzes bringen. In Niedersachsen und Baden-Württemberg sieht man bereits auf Landesebene in diese Richtung getroffene Vereinbarungen in Gefahr.

    So gibt es in Baden-Württemberg ein neues Biodiversitätsgesetz als Folge eines langen und lautstarken Streits zwischen Bauern, Imkern und Umweltschützern. Das neue Insektenschutzgesetz würde diesen Kompromiss hinfällig machen. Agrarminister Peter Hauk (CDU) protestiert gegen das Gesetz, er sieht dadurch Teile des Weinbaus im Land in Gefahr.

    Insektenschutzgesetz bringt Bauern und Agrarländer gegen Berlin auf

    Als niedersächsischer Weg wird der von der Landesregierung mit Zustimmung aller Fraktionen im November besiegelte Kompromiss bezeichnet, der Landwirten Ausgleichszahlungen für mehr Umweltschutz zusichert. "Wir brauchen in Sachen Insektenschutz kluge und faire Lösungen, die alle Beteiligten einbinden", sagte Niedersachsens Umweltminister Olaf Lies (SPD) kürzlich. Dies sei bei den Plänen der Bundesregierung nicht der Fall. Sollten Bundesregierung und Bundestag nicht nachbessern, müssten notwendige Änderungen im Bundesrat eine Mehrheit finden.

    Massive Bedenken äußerten zuvor neben Bauernverbänden auch die Landwirtschaftsminister aus Baden-Württemberg und Bayern sowie die niedersächsische Ressortchefin in einem Brief an die Bundeskanzlerin. Die Landesministerien unter Führung von CDU und CSU zeigten sich besorgt angesichts der Gesetzespläne, in bestimmten Schutzgebieten Schädlings- und Unkrautbekämpfungsmittel sowie Insektenvernichtungsmittel zu verbieten.

    (Lesen Sie auch: Biotopverbund bei Kaufbeuren: Wie man so das Artensterben bekämpfen will)

    Einige Bundesländer fürchten um die Exisenz landwirtschaftlicher Betriebe

    Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) sparte am Wochenende ebenfalls nicht mit Kritik: "Um hier deutlich zu machen, natürlich wollen wir Artenvielfalt garantieren, aber das darf nicht so sein, dass vielen landwirtschaftlichen Betrieben die Existenz entzogen wird."

    Das neue Insektenschutzgesetz des Bundes sieht vor, in bestimmten Schutzgebieten Schädlings- und Unkrautbekämpfungsmittel sowie Insektenvernichtungsmittel zu verbieten.
    Das neue Insektenschutzgesetz des Bundes sieht vor, in bestimmten Schutzgebieten Schädlings- und Unkrautbekämpfungsmittel sowie Insektenvernichtungsmittel zu verbieten. Foto: Hermann Quetting (Symbolbild)

    Denn wie der Präsident des niedersächsischen Bauernverbandes, Holger Hennies, sagte, könnten die Insektenschutzregelungen für einige Landwirte auf eine faktische Enteignung hinauslaufen. "Wenn ich in einem Naturschutzgebiet wirtschafte, kann es sein, dass ich ein Totalverbot bekomme." Das sei aus seiner Sicht auf jeden Fall überzogen. Im Kern bestehe die Sorge darin, dass das Bundesgesetz bereits getroffene Vereinbarungen der Länder aushebeln könnte. Zwar habe Bundesagrarministerin Klöckner den Landwirten inzwischen Änderungen vorgestellt, Sorgen aber blieben.

    (Lesen Sie auch: Düngemittelverordnung: Landwirte tragen Belastung)

    Insektenschutzgesetz: Kann es einen Kompromiss geben?

    Hoffnungen setzen Hennies und seine Kollegen aus den anderen Landesbauernverbänden auf den Bundesrat, den das Gesetzesvorhaben passieren muss. Es sei noch nicht klar, ob der Weg, der jetzt gegangen werden soll, etwa mit dem niedersächsischen Weg oder Vereinbarungen in Baden-Württemberg oder Bayern vereinbar sei. Die Juristen der Länder prüften das. "Der Bundesrat ist der erste Prüfstein. Aber wenn es in Richtung Enteignung geht, dann ist auch eine Klage denkbar", sagte Hennies.

    Bundesumweltministerin Schulze äußerte sich zu Wochenbeginn weiter überzeugt. "In dieser Woche soll endlich das von mir vorgelegte Insektenschutzgesetz im Kabinett verabschiedet werden. Nach mehr als einem Jahr Ringen mit dem Landwirtschaftsministerium", erklärte sie. Das Gesetz sei "ein ganz wichtiger Schritt zur Erhaltung der biologischen Vielfalt". Dabei erreicht Schulze auch aus der eigenen Partei zunehmend Kritik.

    (Lesen Sie auch: Wie das Pflegeprogramm für ein "Juwel der Artenvielfalt" aussieht)

    Protest kommt nicht nur von Landwirten

    "Der Konsens zwischen Landesregierung, Landwirtschaft und Umweltverbänden ist von hoher Bedeutung", erklärte am Montag die Bundestagsabgeordnete Marja-Liisa Völlers (SPD) im Namen der SPD-Landesgruppe Niedersachsen/Bremen. Für den Insektenschutz sei ein Mix aus Ordnungsrecht, freiwilligen Vereinbarungen und Vertragsnaturschutz nötig.

    Und auch die SPD-Südhessen schrieb am Montag an die "liebe Genossin Svenja Schulze". Die Diskussion um das Insektenschutzgesetz verfolge man mit Sorge, die hessische SPD wolle sich für einen Interessensausgleich mit der Landwirtschaft auf Augenhöhe nach niedersächsischen Vorbild einsetzen.

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