Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier sieht die Vergiftung des russischen Kremlkritikers Alexej Nawalny als schwere Hypothek für das Verhältnis zu Moskau.
"Dass Oppositionelle und kritische Stimmen in Russland in Serie um ihre Gesundheit oder ihr Leben fürchten müssen, ist ohne Zweifel eine schwere Belastung für die Glaubwürdigkeit der russischen Führung und erschwert die Zusammenarbeit", sagte Steinmeier dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND/Samstag).
Unrecht müsse klar benannt werden. "Und hier ist ein Verbrechen verübt worden, dessen Verantwortliche nur in Russland zu finden sein werden."
Experten gehen von Vergiftung mit Nervengift Nowitschok aus
Nawalny war am 20. August auf einem Flug in Russland ins Koma gefallen und später auf Drängen seiner Familie in die Berliner Charité verlegt worden. Die Bundesregierung hatte nach Untersuchungen eines Spezial-Labors der Bundeswehr mitgeteilt, dass sie es als zweifelsfrei erwiesen ansehe, dass Nawalny mit dem militärischen Nervengift Nowitschok vergiftet worden sei.
Bundeskanzlerin Angela Merkel sprach von einem "versuchten Giftmord", mit dem Nawalny offensichtlich zum Schweigen gebracht werden sollte.
"Die drängendsten Fragen richten sich nun an die Regierung in Moskau", sagte Steinmeier dem RND. Diese sei zur Aufklärung aufgefordert. "Die konkreten Konsequenzen aus den jüngsten Erkenntnissen wird die Bundesregierung zu ziehen haben, in Abstimmung mit unseren europäischen Partnern." Lesen Sie hier: Politiker diskutieren über Konsequenzen für Russland nach Vergiftung.