Ein entsetzter Uli Hoeneß stand schon am Rednerpult. Doch der Ehrenpräsident, der die in einem beispiellosen Chaos endende Jahreshauptversammlung des FC Bayern München über Stunden wenige Sitzplätze neben dem ebenfalls ausharrenden Trainer Julian Nagelsmann schweigend verfolgt hatte, verließ das Podium nach kurzer Zeit doch wortlos.
Der Aufruhr einer Fan-Opposition mit Pfiffen und Buhrufen gegen die Bayern-Bosse mit Präsident Herbert Hainer als zentraler Reizfigur war rund um das Streitthema Katar-Sponsoring eskaliert. Die Geschäftsbeziehung mit Katar ist in der Fanszene des FC Bayern wegen der Menschenrechtssituation im Gastgeberland der WM 2022 oder der Arbeitsverhältnisse etwa auf den WM-Baustellen ein Reizthema.
Streitthema Katar-Sponsoring: FC Bayern schmettert Spontanantrag ab
Spätestens beim Tagesordnungspunkt Anträge kochte die Stimmung hoch. Ein Spontanantrag des Mitglieds Michael Ott, über die Beendigung der Partnerschaft mit Qatar Airways nach Vertragsende 2023 abzustimmen, wurde von Vizepräsident Dieter Mayer mit Verweis auf eine am selben Tag vom Münchner Landgericht getroffene Entscheidung abgeschmettert.
Auch Otts Antrag, dass der Verein weiter 75 Prozent der Anteile an der FC Bayern AG halten soll und nicht noch fünf Prozent veräußern könnte, verfehlte die erforderliche Dreiviertelmehrheit.

Jahreshauptversammlung des FC Bayern: Viele Hardliner anwesend
Wegen der verschärften Corona-Regeln waren nur knapp 800 Mitglieder anwesend, darunter augenscheinlich viele Hardliner. Das Plenum repräsentierte vermutlich nicht die mehr als 290 000 Mitglieder. Es gebe noch keine Entscheidung zur Zukunft des Katar-Sponsorings, sagte Hainer. "Wir werden den Vertrag erfüllen", sagte er aber zur laufenden Geschäftsbeziehung mit Katars Fluglinie.
Man habe "klare Kriterien, an denen wir Partnerschaften ausrichten", sagte Kahn ruhig. Der Vorstandschef warb bei der Menschenrechtsfrage im Gastgeberland der Fußball-WM 2022 für den Dialog. Das sei besser als ausgrenzen und ausschließen.
FC Bayern wird Sponsoring-Vertrag mit Katar erfüllen - Wilde Proteste
Als Hainer die Wortmeldungen nach Mitternacht abrupt stoppte und die Versammlung für beendet erklärte, protestierten zahlreiche Mitglieder lautstark. "Hainer raus, Hainer raus"-Rufe hallten um Mitternacht durch den Audi Dome.
Ein ausgebremstes Mitglied stellte sich prompt auf einen Stuhl und hielt seine Rede einfach ohne Mikrofon. Es waren bizarre Szenen, die sich in der Spielstätte der Münchner Basketballer abspielten.
Hoeneß verstört: "Die schlimmste Veranstaltung, die ich je beim FC Bayern erlebt habe"
"Wir sind Bayern - und ihr nicht", riefen die empörten Mitglieder - und auch: "Wir sind die Fans, die ihr nicht wollt." (Lesen Sie auch: FC Bayern: Umsatz sinkt durch Corona auf 643,9 Millionen)
Der verstörte und fassungslose Hoeneß sagte dem "Kicker" bei seinem Abgang vom Versammlungsort: "Darüber muss ich erst einmal schlafen. Das war die schlimmste Veranstaltung, die ich je beim FC Bayern erlebt habe." "Hainer raus, Hainer raus", riefen die aufgebrachten Fans. "Wir sind Bayern und ihr nicht", riefen sie den Bayern-Bossen auf dem Podium zu. (Lesen Sie auch: Sieg gegen Celtic Glasgow: Leverkusen zieht vorzeitig ins Achtelfinale ein)