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„Kritik und Chancen: Wintersport im Wandel – Experten diskutieren in Oberstdorf“

Branchentreff in Oberstdorf

Wintersport: Bei Netzwerk-Treffen gibt es auch kritische Stimmen

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    Spannende Diskussionen zum Wintersport gab es beim „Schonzewiert“ an der Skiflugschanze in Oberstdorf
    Spannende Diskussionen zum Wintersport gab es beim „Schonzewiert“ an der Skiflugschanze in Oberstdorf Foto: Anne Himmelreich/DWDS

    Oberstdorf und das angrenzende Kleinwalsertal waren Schauplatz eines bislang einzigartigen Branchentreffs des Wintersports. Die Schneesport-Initiative „Dein Winter. Dein Sport.“ hatte eine Veranstaltung im Dialogformat initiiert. Die SnowTalks (Schneegespräche) beim „Schonzewiert“ am Fuße der Heini-Klopfer-Skiflugschanze brachten über 50 Branchenvertreterinnen und -vertreter aus den Alpenländern zum Gedankenaustausch zusammen: Lift- und Seilbahnbetreiber, Skilehrer, Verbandsfunktionäre, Vertreter von Ausrüsterfirmen und des Tourismus. Unter der Leitung von Professor Dr. Ralf Roth von der Deutschen Sporthochschule Köln ließen die Beteiligten den vergangenen Winter Revue passierten, diskutierten durchaus kritisch über die aktuellen Herausforderungen wie Klimawandel, Schneearmut und steigende Preise und richteten dennoch einen positiven Blick auf die kommenden Winter. Die Investitionsbereitschaft, da war man sich einig, sei das beste Signal, dass der Wintersport auch weiterhin auf gesunden Beinen stehen könne.

    Seit 2016 investieren OK-Bergbahnen 220 Millionen Euro

    Ein klares Bekenntnis zum Wintersport legten zunächst die Gastgeber vonseiten der „Oberstdorf Kleinwalsertal Bergbahnen“ ab. Die beiden OK-Vorstände Henrik Volpert (gleichzeitig Präsident des Verbands Deutscher Seilbahnen) und Johannes Krieg berichteten von insgesamt 4,5 Millionen Übernachtungen in Oberstdorf (2,7) bzw. im Kleinwalsertal (1,8). Die Bergbahnen hätten mit insgesamt 680 Mitarbeitern am Berg (im Sommer sind es 380) einen Jahresumsatz von 75 Millionen Euro erwirtschaftet, zehn Millionen davon in der Gastronomie. Zwischen 2016 und 2024 hätten die fünf Liftgesellschaften insgesamt 220 Millionen Euro in die Qualitätsverbesserung investiert, so Volpert. Und Krieg ergänzte: „Um diese Qualität zu sichern und konkurrenzfähig zu bleiben, werden wir in den nächsten Jahren noch einmal so viel Geld investieren.“

    In Fiss-Ladis in Tirol gehen 35 Prozent aller Gäste in die Skischule

    In der anschließenden Podiumsrunde mit Anja Hagenauer (Vorstand der Allgäuer Bergbahn Initiative), Michael Schöpf (Geschäftsführer der Bergbahnen Fiss-Ladis in Tirol) und Henrik Volpert wurde diskutiert, weshalb ein Mix aus einer Vielfalt von Wintersportangeboten mit zahlreichen Kleinliftanlagen im Allgäu essenziell für die Zukunft des Wintersports ist. Kurze Wege und günstigeren Preise in den kleineren Skigebieten wie beispielsweise Eschach würden für die „Gäste von morgen“ sorgen. Eindrucksvoll schilderte Michael Schöpf, wie die Bergbahnen im Tiroler Fiss-Ladis die Region mit ständiger Produktentwicklung zu einer der führenden Familien-Destinationen im gesamten Alpenraum gemacht hat. „35 Prozent unserer Gäste gehen in die Skischule“, berichtete Schöpf stolz.

    OK-Bergbahnen: Saisonkarten für Nachwuchs sind „brutalst subventioniert“

    In einer weiteren Talkrunde berichtete Julia Ossovsky von der Ausrüsterfirma Tecnica von einem insgesamt guten Alpin-Winter. Im Langlauf, Skitourengehen und Freeriden dagegen seien die Geschäfte aufgrund der Schneearmut niederschmetternd gewesen.. Wolfgang Pohl, Präsident des Deutschen Skilehrerverbandes, strahlte stattdessen, als er vom zweitbesten Winter und einer außergewöhnlichen Saison für seine 200 Skischulen berichtete. Dennoch sei die Schneearmut alarmierend. „Der Klimawandel ist extrem bedenklich. Das dicke Ende kommt ja erst noch“, warnte er. Wasser goss Pohl auch später noch in den Wein, als er den deutschen Skigebieten in Sachen Freundlichkeit ein schlechtes Zeugnis ausstellte. „Machen wir uns nichts vor, da sind uns die Österreicher und Südtiroler weit voraus“, sagte Pohl. Henrik Volpert wies den Vorwurf zurück, Skifahren sei speziell für Kinder viel zu teuer. An den kleinen Liften im Allgäu sei das Angebot sehr niederschwellig, in den großen Skigebieten sei die Saisonkarte für Kinder und Jugendliche „extremst günstig und von uns brutalst subventioniert“.

    Langlauf-Bundestrainer Schlickenrieder plaudert aus dem Nähkästchen

    Besonderer Gast des Abends war der ehemalige Langlauf-Silbermedaillengewinner von Salt Lake City und jetzige Bundestrainer Peter Schlickenrieder. Der 55-jährige Schlierseer blickte auf eine WM-Saison zurück, die seinen Worten nach „eine einzige Berg- und Talfahrt“ war. Schlickenrieder erzählte viel Interessantes „aus dem Nähkästchen“ und wagte schon einen Ausblick auf den kommenden Olympia-Winter. Bei seinen Ausführungen zur generellen Bedeutung des Breiten- und Leistungssports für die Gesellschaft versprühte Schlickenrieder wie gewohnt viel Leidenschaft und Enthusiasmus. Vielleicht wären die Probleme der Branche kleiner, dachte so mancher in Oberstdorf, hätte der Wintersport nur mehr Botschafter vom Schlage eines Peter Schlickenrieder.

    DSV-Bundestrainer Peter Schlickenrieder (rechts) blickte im Gespräch mit Gastgeber Thomas Ammer (links) auf die abgelaufene Langlauf-Saison  zurück.
    DSV-Bundestrainer Peter Schlickenrieder (rechts) blickte im Gespräch mit Gastgeber Thomas Ammer (links) auf die abgelaufene Langlauf-Saison zurück. Foto: Anne Himmelreich/DWDS

    Schlickenrieder gab dem AZ-Sportchef Thomas Weiß im Anschluss an den Veranstaltungsabend ein ausführliches Interview, in dem er detailliert auf die WM-Saison zurück-, auf den Olympia-Winter vorausblickte und vor allem die Allgäuer Langläuferinnen und Langläufer unter die Lupe nahm. Lesen Sie hier das ausführliche Exklusiv-Interview mit Peter Schlickenrieder.

    Das ist „Dein Winter. Dein Sport.“

    Auf der Homepage der Initiative heißt es: Wir stellen den Sport ins Zentrum und sind das Sprachrohr für die gesamte Wintersport-Branche in Deutschland. Die Idee ist es, gemeinsam Menschen zum Wintersport zu motivieren und sie für seine Vielfalt zu begeistern. Ziel sind gemeinsame Lösungen und Anstrengungen für den sozialen und wirtschaftlichen Erfolg aller!

    Das ist der Auftrag von „Dein Winter. Dein Sport.“

    1. Menschen, vor allem Kinder und Jugendliche, Wieder- und Neueinsteiger, für den Wintersport begeistern.
    2. Die positiven Aspekte des Wintersports in all seinen Facetten aufzeigen und seine Werte vermitteln: Natur, Bewegung, Gesundheit, Freundschaft, Tradition und Leidenschaft.
    3. Das branchenübergreifende Know-how bündeln und eine starke Allianz unter der Dachmarke Dein Winter. Dein Sport. bilden, um positive Botschaften für Neu- und Wiedereinsteiger zu senden.
    4. Bei der Entwicklung des Wintersports gemeinsam eine faire Balance zwischen ökonomischen und ökologischen Anforderungen schaffen, indem alle Stakeholder der Branche integriert werden.

    Das sind die vier Initiatoren von „DWDS“

    1. Deutscher Skiverband
    2. Deutscher Skilehrerverband
    3. Snowboard Germany
    4. Stiftung Sicherheit im Skisport

      Weitere Infos im Internet unter www.deinwinterdeinsport.de
    Auch an der frischen Luft wurde fleißig weiterdiskutiert. An den Bergstationen im Skigebiet Fellhorn-Kanzelwand strahlte dabei sogar die Frühlingssonne vom Himmel.
    Auch an der frischen Luft wurde fleißig weiterdiskutiert. An den Bergstationen im Skigebiet Fellhorn-Kanzelwand strahlte dabei sogar die Frühlingssonne vom Himmel. Foto: Thomas Ammer/DWDS

    Der Austausch innerhalb des DWDS-Netzwerkes wurde tags darauf mit angeregten Diskussionen fortgesetzt. Und zwar (zumindest oben an den Gipfelstationen) bei strahlendem Sonnenschein und guten Wintersportbedingungen im Skigebiet von Fellhorn und Kanzelwand.

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