Radprofi Lisa Brennauer ist gleich in Italien geblieben, auch wenn das Wetter ein bisschen schlechter geworden ist. Es liegen lediglich ein paar Tage zwischen dem Ende des „Giro Rosa“, bei dem 226 der weltbesten Fahrerinnen in neun Etappen von Grosseto in der Toskana bis Montecorvino bei Salerno fuhren, und dem Start der Straßenweltmeisterschaft in Imola.
Nach WM-Absage in der Schweiz: Imola als neuer Austragungsort
Von Donnerstag bis Sonntag kommt in der Nähe von Bologna die Rad-Elite zusammen, um sich bei der Straßen-WM auf internationaler Ebene zu messen. Ebendiese hätte ursprünglich in der Schweiz stattfinden sollen – coronabedingt sagten die Schweizer die Veranstaltung jedoch ab. Wenig später fand der Weltverband UCI in Imola einen alternativen Austragungsort, der den meisten wohl eher in Verbindung mit Motorsport ein Begriff sein dürfte.
Frauen starten mit Einzelzeitfahren
Ab diesem Donnerstag werden auf der Strecke jedoch Kalorien anstatt Benzin verbrannt: Beim Einzelzeitfahren zum Auftakt messen sich die Frauen auf relativ flachen 32 Kilometern. „Ich habe bereits zwei Proberunden auf dem Zeitfahrkurs gedreht“, berichtet Brennauer. Nach dem Giro Rosa, bei der die 32-Jährige im Mittelfeld landete, stehe zwar auch Regeneration auf dem Trainingsplan, aber sie habe „gute Beine“ gehabt. Weniger gut hat sich das Wetter entwickelt: Beim Etappen-Rennen war es sehr heiß, zum Wochenende hin soll es abkühlen und regnen. „In trockenen Gegenden muss man aufpassen, dass die Straße bei Regen nicht zu rutschig wird“, erklärt Brennauer. Prinzipiell spiele das Wetter für sie jedoch keine große Rolle.
Brennauers Konkurrenz schläft nicht
Wichtiger ist ein Blick auf die starke internationale Konkurrenz. „Die Holländer sind ganz vorne mit dabei“, berichtet die Weltmeisterin von 2014 und verweist auf Anna van der Breggen, Gewinnerin des Giro Rosa und Erstplatzierte bei der Europameisterschaft im französischen Plouay, wo Brennauer auf Rang vier landete. Zudem sei die Schweizerin Marlen Reusser sehr stark und natürlich die WM-Titelverteidigerin Chloé Dygert aus den USA. Trotzdem traut sich die Duracherin, die für das Kemptener Profiteam Ceratizit WNT fährt, auf der Strecke in der Emilia-Romagna einiges zu: „Meine Form stimmt.“ Als zweite Deutsche beim Zeitfahren war Lisa Klein vorgesehen, die jedoch krankheitsbedingt kurzfristig ausfällt. Nachgerückt ist die 27-jährige Bielefelderin Mieke Kröger.
Am Freitag kämpfen die Männer auf derselben Strecke gegen die Uhr. Für Deutschland starten der 28-jährige Nikias Arndt aus Buchholz in der Nordheide – kommt gerade von der Tour de France – und der 27-jährige Freiburger Jasha Sütterlin.
144 Kilometer und 2750 Höhenmeter beim Straßenrennen
Am Samstag steht das Straßenrennen der Frauen auf dem WM-Plan. Lisa Brennauer geht mit sechs deutschen Kolleginnen auf die 144 Kilometer-Strecke mit 2750 Höhenmetern. Fünf Runden mit jeweils knapp 29 Kilometern Länge drehen die Radfahrer und passieren dabei jedes Mal die berühmte Formel 1-Rennstrecke. Auch in dieser Disziplin sieht die Allgäuerin die Holländer, die als Titelverteidiger eine Fahrerin mehr stellen dürfen, als stärkste Konkurrenz. „Das Team hat die größte Leistungsdichte. Wer Weltmeister werden will, muss an den Holländern vorbei“, sagt Brennauer klipp und klar.
Zum Abschluss der WM tragen die Männer am Sonntag das Straßenrennen aus: Sie fahren neun Runden und müssen somit knapp 260 Kilometer und 5000 Höhenmeter absolvieren.
Corona-Maßnahmen bei der Rad-WM in Imola
Obwohl die Veranstaltung sehr kurzfristig auf die Beine gestellt wurde, spielt die Sicherheit der Beteiligten in Hinblick auf Corona-Infektionen eine wichtige Rolle. „Alle Beteiligten mussten zwei negative Testergebnisse vorweisen. In Imola wurde extra ein Testcenter eingerichtet“, berichtet Brennauer. Ansonsten gelten die üblichen Hygiene-Regeln. Inwiefern Zuschauer zugelassen sind, ist noch unklar. „Meine Eltern sind da und wollen bei den Rennen zuschauen“, erzählt die 32-Jährige. Beim Giro Rosa waren Zuschauer an der Strecke mit Masken zugelassen. Brennauer ist sich sicher, dass ihre Eltern ein Plätzchen finden – vielleicht sollten sie dann, neben Masken, auch einen Regenschirm mitnehmen.