Mit Wut und Empörung ist in Australien die Ankündigung des Tennis-Weltranglisten-Ersten Novak Djokovic aufgenommen worden, mithilfe einer Ausnahmegenehmigung bei den Australian Open anzutreten. In Medien und sozialen Netzwerken machten viele Menschen ihrem Ärger über die Entscheidung zugunsten des 20-fachen Grand-Slam-Turniersiegers Luft - der nun offenbar ohne die eigentlich vorgeschriebene Impfung gegen das Coronavirus ins Land darf. (Hintergrund zur Meldung: Djokovic ohne Impfung nach Melbourne)
Premierminister Scott Morrison verlangt ausreichend Belege für Ausnahme
Mit klaren Worten hat der australische Premierminister Scott Morrison ausreichende Belege für die Ausnahmegenehmigung des Tennis-Weltranglisten-Ersten Novak Djokovic gefordert. "Er muss das tun, denn wenn er nicht geimpft ist, muss er einen akzeptablen Nachweis erbringen, dass er aus medizinischen Gründen nicht geimpft werden kann, um Zugang zu den gleichen Reiseregeln wie vollständig geimpfte Reisende zu erhalten", sagte Morrison am Mittwoch. Sonst werde der 34 Jahre alte Superstar aus Serbien "im ersten Flieger nach Hause" sitzen, warnte Morrison.
"Wir warten auf seine Präsentation und darauf, welche Beweise er dafür vorlegt. Wenn diese Beweise nicht ausreichen, wird er nicht anders behandelt als andere", sagte Morrison. "Für Novak Djokovic sollte es keine Sonderregeln geben, absolut keine."
Djokovic nicht unverzichtbar, Zuschauer sollen ihn ausbuhen
"Es ist mir egal, wie gut er als Tennisspieler ist. Wenn er sich weigert, sich impfen zu lassen, sollte er nicht reingelassen werden", betonte der prominente Arzt Stephen Parnis aus dem Bundesstaat Victoria. Die Ausnahmegenehmigung für den serbischen Tennisstar sei "eine erschreckende Botschaft" an Millionen Australier.
Der Sportreporter Andy Maher aus Melbourne erklärte, selbst zahlreichen Australiern sei zwei Jahre lang eine solche Ausnahmegenehmigung zur Einreise in ihr Heimatland verweigert worden, "aber dieser Kerl - der sich angesichts des Coronavirus außergewöhnliche Freiheiten herausgenommen hat - bekommt seine Ausnahme". Djokovic sei ein großartiger Sportler, "aber er ist nicht unverzichtbar". Die Journalistin Samantha Lewis tweetete, es sei "die patriotische Pflicht" aller Zuschauer, Djokovic während seines gesamten Aufenthalts auszubuhen.
Teilnahme mit Ausnahme: Spekulationen beendet
Djokovic hatte am Dienstag auf Instagram geschrieben, er sei im Begriff, mit einer Ausnahmegenehmigung nach Australien zu reisen. Damit beendete er knapp zwei Wochen vor dem Auftakt des ersten Grand-Slam-Turniers der Tennis-Saison die monatelangen Spekulationen um seine Teilnahme. Die Australian Open in Melbourne beginnen am 17. Januar. Nur Spieler und Spielerinnen, die gegen das Coronavirus geimpft sind oder eine medizinische Ausnahmegenehmigung erhalten haben, dürfen daran teilnehmen. Ein User nannte das eine "Ohrfeige für alle Australier" und sprach damit vielen Australiern aus der Seele. Der Sender "ABC" sprach von "Zorn und Konfusion" im ganzen Land. (Lesen Sie auch: ATP Cup - Alexander Zverev und Co. haben weiter Chance aufs Halbfinale)
Der neunmalige Melbourne-Sieger Djokovic hatte seinen Impfstatus bislang stets offen gelassen. Die Veranstalter des Turniers teilten mit, die medizinische Ausnahmeerlaubnis sei nach strenger Überprüfung erteilt worden, an der zwei unabhängige Expertengremien beteiligt gewesen seien. Djokovic habe einen "völlig legitimen Antrag" gestellt und den notwendigen Prozess durchlaufen, verteidigte Turnierdirektor Craig Tiley die Entscheidung.
Djokovic lässt Impfstatus weiter offen
Der deutsche Davis-Cup-Teamchef Michael Kohlmann hat mit Erstaunen auf die Ausnahmeregel von Novak Djokovic reagiert. Er hoffe, "dass da vielleicht ein bisschen Licht reinkommt", sagte Kohlmann. "Es wäre schon für alle Spieler und alle, die im Tennis arbeiten, interessant zu hören, wie es dazu gekommen ist." Dass Djokovic versuche, diese Ausnahmegenehmigung zu bekommen, sei normal. "Aber die Hintergründe wären natürlich schon interessant", sagte der 47-Jährige aus Hagen.