Was für ein traumhafter Einstand des Ex-Bundesligastürmers Sandro Wagner als Bundesliga-Trainer des FC Augsburg. Der FCA gewann beim SC Freiburg mit 3:1 (3:0) und feierte damit den ersten Sieg in Freiburg seit 2014. Der FCA führte schon zur Hälfte mit 3:0 und legte eine grandiose Effektivität zu Tage: drei Torschüsse, drei Tore.
Dabei hatte Wagner sogar seine beiden etatmäßigen Stürmer Phillip Tietz und Steve Mounié auf die Bank beordert und sie durch Elias Saad und Robin Fellhauer ersetzt. Mit Han-Noah Massengo standen damit drei Neuzugänge in der Startelf bei der Bundesligapremiere.
Sandro Wagner spielte mit drei Neuzugängen in der Startelf
Wagner hatte mit seiner Aufstellung das umgesetzt, was er angekündigt hatte: dass er sich intensiv mit der Spielweise des Gegners beschäftigen wird und dies auch in seine Herangehensweise einfließen lassen wird.
Der Stürmer-Exodus bedeutete weniger physische Stärke in der Offensive, dafür mehr Geschwindigkeit und Flexibilität. Wie sich zeigten sollte, war es der richtige Ansatz. Und so wechselten sich Mert Kömür und Saad immer wieder in der Sturmspitze ab.
Doch die erste Viertelstunde waren beide Strafräume eher verwaist, denn beide Teams agierten mit gehörigem Respekt voreinander. Dann wurde es plötzlich hektisch. In der 17. Minute versuchte der FCA bei einem Abstoß das Spiel spielerisch zu eröffnen, was gehörig schief ging. Neuzugang Massengo unterlief bei seiner Bundesliga-Premiere im eigenen Strafraum ein katastrophaler Fehlpass, Johan Manzambi leitete den Ball direkt zu Lucas Höler weiter, der den Ball über FCA-Torhüter Finn Dahmen lupfte. Die Rettungstat von Massengo kam zu spät, Schiedsrichter Felix Zwayer entschied zuerst auf Tor. Die Freiburger und ihre Fans jubelten, doch der Videoassistent griff ein. Höler war im Abseits gestanden, Zwayer nahm das Tor zu Recht zurück und erklärte kurz seine Entscheidung über sein Mikrofon.
Giannoulis mit abgefälschtem Schuss zum 1:0 für den FCA
Für die Freiburger wirkte diese Aktion wie ein Weckruf. Sie erhöhten den Druck. Der FCA hatte zehn Minuten richtig Mühe sich den Angriffen zu erwehren, schaffte es aber ohne größeren Schaden, sprich Gegentor.
Dafür schreckte der FCA selbst die heiß gelaufenen Freiburger Spieler und Fans mit einer eiskalten Dusche ab. In der 32. Minute passte der sehr offensiv eingestellte Marius Wolf von rechts flach nach innen, der Ball fand an der anderen Seite Dimitrios Giannoulis und dessen Schuss fälschte der Freiburger Lukas Kübler unhaltbar für SC-Torhüter Noah Atubolu zum 0:1 ab (32.).
Freiburg antwortete mit wütenden Angriffen, doch FCA-Torhüter Finn Dahmen behielt die Ruhe. In der 39. Minute riskierte er gegen Lucas Höler Kopf und Kragen, der Ball gelangte zu Yuito Suzuki, doch der japanische Neuzugang vergab die 100-prozentige Chance stümperhaft.
FCA effektiv: drei Schüsse, drei Tore vor der Halbzeit
Wie Effektivität geht, zeigte dafür der FCA. Denn zur Halbzeit hieß es nicht nur 0:1, sondern 0:3. In der 42. Minute köpfte Chrislain Matsima die zweite Ecke von Mert Kömür zum 0:2 in das Freiburger Tor. Damit hatten die Augsburger aber nicht genug. In der zweiten Minute der sechsminütigen Nachspielzeit eroberte sich Marius Wolf nach einer Freiburger Ecke (!) gegen Eren Dinkci in der eigenen Hälfte den Ball und enteilte den weit aufgerückten Freiburgern. Die kamen zwar noch bedrohlich nahe, doch Wolf behielt auch nach dem 70-Meter-Sprint die Nerven und schob den Ball an Atubolu vorbei zum 0:3 (45.+2) in das Freiburger Tor. Innerhalb von 15 Minuten hatte der FCA mit drei Torschüssen drei Treffer erzielt – auch ohne etatmäßigen Stürmer. Bei einem x-Goals-Wert von 0,75 eine wahnsinnige Effizienz.
Es war eine albtraumhafte erste Hälfte für den SC Freiburg und traumhafte erste 45 Minuten als Bundesliga-Trainer für Sandro Wagner.
Die Freiburger kamen schon früh aus der Kabine, als wollten sie ihren Fans unter den 30.600 Zuschauern (davon waren rund 1500 FCA-Anhänger) zeigen: Wir haben noch nicht aufgegeben.
SC Freiburg verkürzte noch zum 1:3
Und in der 58. Minute verkürzten die Gastgeber tatsächlich auf 1:3. Dabei brauchten sie aber die Mithilfe von FCA-Kapitän Jeffrey Gouweleeuw und des Videoassistenten. Gouweleeuw hatte sich im eigenen Strafraum den Ball mit der Hand vorgelegt, was Zwayer zuerst übersehen hatte. Der VAR griff ein, beim Blick auf den Monitor am Spielfeldrand war das Handspiel für Zwayer dann klar ersichtlich. Vincenzo Grifo, der in der vergangenen Saison alle seiner drei Elfmeter vergeben hatte, verwandelte sicher. Das Europa-Park-Stadion stand, bis auf den Gästeblock, Kopf und peitschte nun seine Mannschaft nach vorne.

Auch an der Seitenlinie lieferten sich die beiden Trainer Sandro Wagner und Julian Schuster in Sachen gelebter Emotionalität ein Duell auf Augenhöhe. Es entwickelte sich ein hektischer Schlagabtausch, bei dem sich der FCA aber bis zur elfminütigen Nachspielzeit immer besser Luft und Freiraum schaffen konnte.
Sandro Wagner ballte seine Fäuste nach ersten 101 Bundesliga-Minuten
Die lange Nachspielzeit rührt daher, dass ab dieser Saison eine Faustformel gilt: Pro Auswechslung und pro Torerfolg kommen etwa 30 Sekunden zu den Zeiten für VAR-Eingriffe und Verletzungspausen.
Doch der FCA überstand auch diese Zeit und als Schiedsrichter Zwayer abpfiff, ballte Wagner nur beide Fäuste vors Gesicht und umarmte seinen Trainer-Staff. Fast schon unterkühlt nach diesen heißen ersten 101 Bundesliga-Minuten als Trainer.
FC Augsburg: Dahmen – Matsima, Gouweleeuw, K. Schlotterbeck – Wolf (87. Zesiger), Jakic, Massengo, Giannoulis (60. Tietz) – Fellhauer (87. Maier), Saad (70. Rexhbecaj) – Kömür.
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