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„Daheim sterben die Leut“: Allgäuer Kultfilm kommt nach 40 Jahren zurück ins Kino Lindenberg: Mitwirkende erinnern sich

Besondere Kinovorstellung

„Daheim sterben die Leut“: Allgäuer Kultfilm kehrt nach 40 Jahren auf die Leinwand zurück

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    Der Allgäuer Kultfilm „Daheim sterben die Leut“ kehrt nach 40 Jahren zurück auf die Kinoleinwand.
    Der Allgäuer Kultfilm „Daheim sterben die Leut“ kehrt nach 40 Jahren zurück auf die Kinoleinwand. Foto: Susi Donner

    Ein volles Haus, gespannte Vorfreude und ein sichtlich gerührtes Regie-Duo: Am 10. Oktober erlebte das Neue Krone Kino in Lindenberg eine besondere Wiederkehr.

    40 Jahre nach seiner Uraufführung kehrte der Kultfilm „Daheim sterben die Leut’“ auf die Leinwand zurück – begleitet von einer Premiere: der weltweit ersten „Allgemeinen Stöpselkontrolle“, urkomisch und zutiefst heimatverbunden.

    „Daheim sterben die Leut“: ein Heimatfilm der anderen Art

    Vor beiden Vorstellungen – um 17 und um 20 Uhr – begrüßten die Regisseure Leo Hiemer und Klaus Gietinger ihr Publikum persönlich.

    Viele Hände gingen hoch, als Hiemer fragte, wer den Film schon einmal gesehen habe – kein Wunder, gilt er doch längst als fester Bestandteil der Allgäuer Kulturgeschichte. „Eine tolle Sache“, sagte Hiemer sichtlich bewegt. „Wir hätten uns nie träumen lassen, dass der Film 40 Jahre später noch immer so viele Menschen ins Kino lockt.“ Dann hieß es schlicht: „Film ab!“

    „Daheim sterben die Leut’“ erzählt mit trockenem Humor und satirischem Biss vom Widerstand eines Allgäuer Bauern gegen den Anschluss an eine Fernwasserleitung – ein Heimatfilm der anderen Art.

    Nach der Aufführung baten die Regisseure die anwesenden Beteiligten von damals auf die Bühne (von links): Fritz Günthner, die Regisseure Leo Hiemer und Klaus Gietinger, Produktionsleiter Georg Veit, Künstler Dieter Peinecke, Kameramann Holly Fink, Tontechniker Kurt Eggmann und Fotograf Andreas Birzle.
    Nach der Aufführung baten die Regisseure die anwesenden Beteiligten von damals auf die Bühne (von links): Fritz Günthner, die Regisseure Leo Hiemer und Klaus Gietinger, Produktionsleiter Georg Veit, Künstler Dieter Peinecke, Kameramann Holly Fink, Tontechniker Kurt Eggmann und Fotograf Andreas Birzle. Foto: Susi Donner

    Mit Laiendarstellern, Dialekt, Aberglauben, Liebe, Jugend, Alter und Bürokratie-Wahnsinn zeichnete der Film 1985 ein authentisches Bild des Westallgäus: rau, herzlich, eigenwillig. „Meine Frau hat gesagt, ich muss den Film sehen, um die Westallgäuer Seele zu verstehen. Jetzt weiß ich, sie hatte recht“, sagte ein Besucher lachend – ein „Zugezogener mit Lindenberger Frau“.

    Anschließend bat Gietinger alle anwesenden Mitwirkenden von damals auf die Bühne. Dieter Peinecke erinnerte sich: „Ich war für alle möglichen Ton-Gimmicks zuständig – und wenn’s geklemmt hat, hab ich improvisiert.“

    Holly Fink, einst Beleuchter, erzählte: „Ich war auch ein paarmal zu sehen, das wusste ich gar nicht mehr. Ich war einer der Bauarbeiter.“ Gietinger ergänzte: „Heute ist Holly einer der besten Kameramänner Deutschlands.“

    Anekdoten von den Dreharbeiten: Woher das Polizeiauto kam

    Fritz Günthner, einer der Film-Polizisten, stellte sich augenzwinkernd vor: „Ich war der gutaussehende Polizist.“ Auch Tonmeister Kurt Eggmann aus der Schweiz, Fotograf Andreas Birzle und Produktionsleiter Georg Veit teilten ihre Erinnerungen. Gietinger verriet schmunzelnd: „Wir bekamen kaum Förderung, alle haben fast umsonst gearbeitet.“

    Legendär die Anekdote: „Als wir ein Polizeiauto brauchten, sind wir einfach zur Wache in Lindenberg gegangen – und haben tatsächlich eins bekommen. Heute undenkbar.“

    Voll besetzt war das Lindenberger Kino als nach 40 Jahren wieder der Kultfilm „Daheim sterben die Leut“ im Kino lief.
    Voll besetzt war das Lindenberger Kino als nach 40 Jahren wieder der Kultfilm „Daheim sterben die Leut“ im Kino lief. Foto: Susi Donner

    Dann folgte der Höhepunkt: die 1. Allgemeine Stöpselkontrolle. Auf Hiemers Kommando streckten Zuschauer ihre Flaschenkorken in die Höhe – Symbole der Gemeinschaft und Humortradition rund um den Film. Zum Abschied erhielt jeder einen Stöpsel am Band – mit der Aufschrift: „Daheim sterben die Leut’ – 1. Allgemeine Stöpselkontrolle 2025“.

    Höhepunkt war die 1. Allgemeine Stöpselkontrolle. Regisseur Leo Hiemer macht es fürs Foto vor.
    Höhepunkt war die 1. Allgemeine Stöpselkontrolle. Regisseur Leo Hiemer macht es fürs Foto vor. Foto: Susi Donner

    Natürlich fehlten auch Geschichten von früher nicht: Etwa von der Berlinale, wo der Film im Jugendforum gezeigt wurde – und ein irritierter Besucher fragte: „‚Daheim sterben die Leut’‘ – ist das was über Sterbehilfe?“ Oder Hiemers Lieblingsanekdote: Ein Zuschauer erkannte den „Landrat Dr. Strobel“ Heribert Weber im Supermarkt und fragte ehrfürchtig: „Können Sie wirklich so weit schiffen?“

    Am Ende wurde es still und herzlich. „Daheim sterben die Leut’ war für uns wegweisend“, sagte Hiemer. „Er war der Beginn nicht nur unserer beruflichen Karriere.“

    Der Schlüssel zum Erfolg seien die Laiendarsteller gewesen: „Sie haben alles mitgebracht, was einen Westallgäuer ausmacht.“ Sein Fazit: „Wir haben mit dem Film den Blick liebevoll auf die Menschen und die Region gerichtet – Daheim sterben die Leut’ ist unsere ironische Liebeserklärung an den Westallgäuer. Er ist echt.“

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