Knapp 10.000 Kilometer bis zum Ausbildungsplatz: Wohl kaum jemand im Allgäu hatte eine so weite Anreise für seine Lehrstelle wie Insu Lee und Taewon Kim. Die beiden jungen Männer sind aus Südkorea nach Deutschland gezogen, um bei Liebherr-Aerospace in Lindenberg (Westallgäu) eine Ausbildung zum Industriemechaniker zu machen. Einen ähnlichen Weg hat auch Youssef Slimani eingeschlagen. Er hat von Marokko aus diesen Schritt gewagt.
Lehrlinge ziehen aus Südkorea nach Lindenberg
Liebherr ist einer der größten Arbeitgeber in der Region. An den Standorten Lindenberg und Friedrichshafen arbeiten rund 3500 Beschäftigte. In diesem Jahr haben dort zum 1. September insgesamt 41 Azubis begonnen, davon 36 in Lindenberg. Sie werden beispielsweise zu Fachinfomatikerinnen, Oberflächenbeschichtern, Mechatronikern oder Industriekaufleuten ausgebildet.
Die meisten davon kommen aus umliegenden Städten und Gemeinden. Nach Angaben des Unternehmens ist es auch „nicht ungewöhnlich“, dass einige für die Ausbildung in den Landkreis Lindau ziehen. Die räumliche Distanz, die Taewon Kim, Insu Lee und Youssef Slimani überwunden haben, ist aber schon eine Besonderheit.
Insu Lee und Taewon Kim stammen beide aus Südkorea. „Wir sind uns sicher, dass sich der weite Weg gelohnt hat. Eine Ausbildung in Deutschland, bei Liebherr und zudem in der Luftfahrtbranche ist eine großartige Chance für uns“, sind sich die beiden laut einer Pressemitteilung des Unternehmens einig.

Über den deutschen Bildungsträger „Eckert Schulen“ hat die Bildungsbehörde der südkoreanischen Millionenstadt Daejeon organisiert, dass einigen Jugendlichen eine Ausbildung in Deutschland ermöglicht wird – zwei davon in Lindenberg. Vor einigen Monaten hatte sich der Superintendent aus Daejeon, Dong Hu Sul, mitsamt einer Delegation der Bildungsbehörde vor Ort ein Bild vom firmeneigenen Bildungszentrum machen können. „Wir sind stolz darauf, den zwei südkoreanischen Azubis diese Rahmenbedingungen ermöglichen zu können“, sagt Personalleiter Ulrich Thalhofer.

Vor drei Jahren hat Youssef Slimani seine Schullaufbahn mit einem Abitur in Marokko beendet. Danach hat der jetzt 22-Jährige dort ein Studium begonnen. Vor einem Jahr entschied er sich dafür, sich bei Liebherr für eine Ausbildung zum Industriemechaniker zu bewerben. Er wurde über einen deutschen Bekannten auf diese Option aufmerksam. Ohne externe Unterstützung reichte er eine Online-Bewerbung ein, führte ein Online-Bewerbungsgespräch und bekam rasch eine Zusage. In der Zwischenzeit hat er einen Deutschkurs belegt und verfügt bereits über ein bemerkenswertes Sprachniveau.
Azubi aus Marokko hat sich online beworben
„Ich freue mich, dass ich die Chance bekommen habe, bei Liebherr in Lindenberg ausgebildet zu werden. Ich habe klare persönliche und berufliche Ziele und möchte diese hier verfolgen“, berichtet Slimani. Holger Herms, Leiter der gewerblichen Ausbildung, ergänzt: „Wir sind seit der Bewerbungsphase beeindruckt von Youssefs Eigeninitiative und seinem Engagement. Wir freuen uns darüber, ihn bei seiner weiteren Entwicklung begleiten zu können.“

Die erste Ausbildungswoche war geprägt von Einführungsveranstaltungen, Informationsschulungen und Unterweisungen. Bei den sogenannten Kennenlerntagen in Oberstdorf standen Gruppenprojekte und Teamzusammenhalt im Mittelpunkt, unter anderem im Hochseilgarten. Parallel können jetzt auch schon Bewerbungen für die Ausbildungsplätze mit Start im Herbst 2026 eingereicht werden.
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