20 Stunden, 29 Minuten und 31 Sekunden: So lange hat Florian Neuschwander am Wochenende gebraucht, um einmal gegen den Uhrzeigersinn um den Bodensee zu laufen. Damit stellte der 44-Jährige auf der Distanz von genau 198,47 Kilometern einen neuen Weltrekord auf.
„Da ist das Ding“, sagte der Extremsportler dann am frühen Sonntagnachmittag euphorisch, als er in Fischbach bei Friedrichshafen über die Ziellinie lief. Nach Angaben des Internetportals Fastest Known Time (auf Deutsch: schnellste bekannte Zeit) knackte Neuschwander damit die bisherige Bestmarke von Patrick George vom 9. Juni 2019. Der Amerikaner hatte den See damals in einer Zeit von 23:41:04 Stunden umrundet.
Florian Neuschwander lief auch durch Lindau
Neuschwander startete mit dem Vorhaben am Samstagnachmittag, gegen 16 Uhr. Am See entlang lief er zunächst durch Meersburg und Radolfzell und überquerte später den Rhein in die Schweiz. Er lief die Nacht durch in Richtung Bregenz. Fans konnten den Athleten per Live-Track im Internet verfolgen. Am Sonntagmorgen passierte er zuerst Bregenz und lief über die Pipeline nach Lindau. Gegen 13 Uhr erreichte er schließlich den Ausgangspunkt.

„Die Nacht war brutal, irgendwann ist nur noch der Gedanke geblieben: einen Schritt nach dem anderen“, sagte Neuschwander im Ziel – erschöpft, aber überglücklich. Sein Team begleitete ihn in einem Wohnmobil und reichte ihm alle 15 Kilometer Gels, Getränke und feste Nahrung.
Bodensee-Challenge: Oberschenkel „prall wie eine Bockwurst“
„Wahnsinn“, „Maschine“, „Respekt“ – auf Instagram erntete der Extremsportler zahlreiche Glückwünsche für seinen Erfolg. Vor dem Start am Samstag hatte er auf dem sozialen Netzwerk eingeräumt, „Schiss und richtig Respekt“ vor der Herausforderung zu haben: „Wird krass“, kündigte er an.
Während seiner Herausforderung, die er mit einer durchschnittlichen Pace von etws mehr als sechs Minuten pro Kilometer absolvierte, hatte Neuschwander mit diversen Widrigkeiten zu kämpfen. Ab Kilometer 30 hätten ihn Magenprobleme geplagt, berichtete er. Später seien seine Oberschenkel „prall wie eine dicke Bockwurst“ gewesen.
„Ohne euch hätte ich aufgegeben“
Florian Neuschwander, Ultraläufer bedankt sich bei Community
Dass über 400 andere Läuferinnen und Läufer ihn begleitet haben, habe ihm geholfen. „Vielen Dank für den Support. Ohne euch hätte ich aufgegeben“, sagte der Athlet, der eigentlich eine Zeit von weniger als 20 Stunden angestrebt hatte. In einer Mitteilung ist die Rede von „Gänsehautmomenten“ durch die Community.
Florian „Flo(w)“ Neuschwander, der einen markanten Schnauzbart trägt, gilt als Rockstar in der Laufszene. Auf Instagram hat er fast 180.000 Follower. In der Vergangenheit hat der Saarländer, der mit seiner Partnerin in Inzell (Landkreis Traunstein) lebt, auch schon andere extreme Herausforderungen bewältigt – so hat er Rekorde für die Umrundungen des Chiemsees, des Starnberger Sees und des Ammersees aufgestellt. 2021 stellte er eine Weltbestleistung auf dem Laufband auf: 100 Kilometer in rund 6:26 Stunden.
Die Taktik am Bodensee war klar: Startpace 4:40 Minuten pro Kilometer – ein Tempo, das hochgerechnet sogar an den 24-Stunden-Weltrekord heranreicht. Der Bodensee wurde damit für ihn auch zum Testlauf für kommende Ultra-Abenteuer.
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