Seit 40 Jahren tönt der Narrenruf „D’Libla - na!“ durch die Alemannische Fasnacht. Am 10. Mai 1985 hat Edgar Vosseler die Weissnarrenzunft Hergensweiler zusammen mit elf weiteren Leuten ins Leben gerufen.
Lieblascheller und Degermooslätsche feiern das Jubiläum am Freitag, 24. Januar ab 19 Uhr mit dem Lätscheball 4.0. Ihr Wunsch: Viele Einheimische mögen mitfeiern. Gründungsmitglied Liz Kunder und Zunftmeisterin Verena Stocker erzählen, warum es so schön ist, ein Narr zu sein.

Edgar Vosseler gründete die Weissnarren e.V. mit dem „Lieblascheller“, einer freundlichen Figur, die er selbst entworfen hat. „Das hat mir gefallen, weil das ein lieblicher Narr ist. Eine Hexe wollte ich nie sein, da habe ich mich gefürchtet“, verrät Liz Kunder.
Gründung der Narrenzunft: nur mäßiges Interesse
Sie erzählt auch, dass Zuspruch und Interesse bei der Vereinsgründung mäßig waren. Umso respektabler sei, wie sich die Zunft in all den Jahren entwickelt habe. Einen enormen Zuwachs hätten die Weissnarren Anton Hagg zu verdanken, der zehn Jahre später den schelmisch-frechen „Degermooslätsche“ aus der Taufe gehoben habe – eine Maske, die vor allem jüngere Leute bis heute magisch anziehe. Liz Kunder war in den ersten Jahren die stellvertretende Vorsitzende des Vereins.
Ihr Ehemann Hilmar war der Marketender. Er habe sie im Häs, aber ohne Maske, stets begleitet, sich gekümmert und die Hästräger versorgt. „Er hatte immer einen Rucksack mit Ersatzhandschuhen, Pflaster, Sicherheitsnadeln und Getränken dabei und hat aufgepasst, dass alle ordentlich angezogen waren.“
„Mit Feingefühl Kinder zum Lachen zu bringen“
Liz Kunder , über ihre Absicht als Närrin
Liz Kunder erinnert sich: „Ich bekomme heute noch eine Gänsehaut, wenn ich an meinen ersten Sprung im Häs denke.“ Der sei in Baienfurt gewesen. Ein Kind habe vor einer Hexe Angst gehabt. Es weinte. Sie sei zur Hexe hin, habe sie freundlich weggescheucht und das Kind getröstet, bis es wieder lachte. Das sei ein unfassbar schönes Gefühl gewesen.
„Mein Aha-Erlebnis. Das hat dem entsprochen, was ich wollte. Mit Feingefühl Kinder zum Lachen zu bringen. Älteren Personen – so wie ich das jetzt bin –über die Wange zu streicheln. Menschen mit Behinderung einfach mal in den Arm, zu nehmen. Mit wildfremden Menschen zu tanzen, sie fröhlich zu machen. Sie alle haben so viel Freude daran. Das alles traue ich mich nur im Häs und es macht mich glückselig.“
Zunftmeisterin kommt mit sieben Jahren zur Zunft
Verena Stocker, die seit zehn Jahren die Geschicke der Weissnarren als Zunftmeisterin lenkt, hört der Senior-Närrin sichtlich gerührt zu. „Das ist schön, wie du das erzählst. Das berührt mich, denn das sind genau die Gründe, wegen derer ich so viel Freude daran habe.“ Liz Kunder ist heute 75 Jahre alt und springt nicht mehr auf den Umzügen mit, sei aber beispielsweise beim Häsabstauben stets mit Freude dabei. „Es sind wieder so viele Familien in der Zunft. So haben wir uns das damals vorgestellt.“
Verena Stocker war sieben Jahre alt, als sie mit ihren Eltern und ihrem Zwillingsbruder in die Weissnarrenzunft eingetreten ist. Sie liebt es, Hästräger zu sein: „Fremden Menschen, auf die ich als Verena niemals zugehen würde, begegne ich als Degermooslätsche ganz unbedarft und weiß, dass ich ihnen Freude bereite.“

Fasnacht sei für sie so viel mehr als Narretei. Sie bedeute für sie Familie, Kameradschaft, Freundschaft, Zusammenhalt. Gemeinsam mit ihren Eltern, ihrem Bruder, ihrem Mann und ihrer Tochter ist sie in der Fasnacht unterwegs.
Nicht zuletzt habe die Corona-Pandemie zu einem Zuwachs von Familien aus dem Dorf geführt – einige seien mit mehreren Generationen Mitglieder der Weißnarrenzunft. 140 aktive Weissnarren springen in der heurigen Fasnacht mit - mehr denn je – darunter über 40 Kinder unter 18 Jahren.
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Jeder helfe jedem, jeder sei für den anderen da und sie sei immer wieder beeindruckt, was sie als Gruppe zusammen schaffen. Sei es die Organisation des Dämmersprungs alle zwei Jahre oder wie in diesem Jahr der große Lätscheball 4.0, den sie am Freitag, 24. Januar ab 19 Uhr feiern und dazu explizit die Einheimischen einladen.
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Es wird ein Partyzelt geben, viele befreundete Zünfte werden sie beehren und in der Leiblachhalle lege Benny Spähn auf – Musik zum Tanzen und zum Unterhalten. „Hier können Einheimische gut mit uns Geburtstag feiern – und es gibt auch Umarmungen“, verspricht Liz Kunder. Restkarten für den Lätscheball 4.0 gebe es an der Abendkasse.
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