Mercedes-Benz hat in München mit dem vollelektrischen GLC seinen neuen Hoffnungsträger vorgestellt. Der SUV aus dem mittleren Segment des Autobauers war bislang nur als Verbrenner oder Plug-in-Hybrid erhältlich. «Der GLC ist das meistverkaufte Modell bei Mercedes-Benz, deswegen ist dieses Auto so wichtig», sagte Mercedes-Chef Ola Källenius der Deutschen Presse-Agentur. Der Verkauf starte vor Weihnachten und die ersten Auslieferungen in Europa werde es im Frühjahr geben.
Einen konkreten Preis nannte der Chef des Dax-Konzerns nicht. Wer heute einen GLC fahre, der werde sich preislich auch beim neuen GLC wohlfühlen, sagte Källenius. Die Preise von E-Autos und Verbrennern nähern sich bei Mercedes laut Källenius an. Für den Verbrenner-GLC gehen die Preise bei Mercedes aktuell bei etwa 54.000 Euro los. Mercedes befinde sich am Anfang einer beispiellosen Produktoffensive, die mit dem neuen elektrischen CLA aus dem Einstiegssegment bereits vor einigen Monaten angefangen habe.
Mercedes schwächelt beim Absatz
Einen Verkaufsschlager könnte Mercedes gut gebrauchen. Im ersten Halbjahr hatten die Stuttgarter acht Prozent weniger Pkw und Vans abgesetzt als im ohnehin schon schwachen Vorjahreszeitraum. Das Konzernergebnis hat sich mehr als halbiert. Als Gründe führte Mercedes unter anderem Zölle und geringere Absatzzahlen an.
Der neue GLC sei das erste Modell mit «dem neu gestalteten, markenprägenden verchromten Kühlergrill», hieß es laut Mitteilung. Damit rückt Mercedes vom Design der elektrischen EQ-Modelle ab und nähert sich optisch wieder deutlich dem klassischen Verbrenner an. Als erstes Modell der neuen Elektro-Baureihe komme der «GLC 400 4MATIC» auf den Markt. Vorläufig und basierend auf Prognosen betrage die Höchstgeschwindigkeit 210 km/h und die Reichweite mehr als 700 Kilometer.
Experte: «Ein wichtiger Schritt für Mercedes»
«Der neue GLC ist ein wichtiger Schritt für Mercedes», sagte Branchenexperte Ferdinand Dudenhöffer. Nach dem im Frühjahr vorgestellten neuen CLA im Einstiegssegment sei es nun beim GLC schön, dass Mercedes die breite Mittelklasse bediene. Mercedes habe sich zuletzt zu stark auf das Luxussegment kapriziert und dadurch wichtige Kunden verloren, sagte Dudenhöffer.
Dass sich Verbrenner und E-Modelle bei Mercedes künftig wieder mehr ähneln, bewertete der Experte positiv. «Diese strenge Differenzierung zwischen Verbrenner und Elektroautos gehört der Vergangenheit an», sagte Dudenhöffer.
Zwischen Aufbruch und Orientierungslosigkeit
«Es ist dringend an der Zeit, dass Mercedes mal ein großer Wurf gelingt», sagte Frank Schwope, Autoexperte und Lehrbeauftragter an der Fachhochschule des Mittelstands Berlin. Er wisse aber nicht, ob das beim neuen GLC der Fall sein wird. «Mercedes mäandert die letzten Jahre ein bisschen orientierungslos durch die Automobilwelt», sagte Schwope. Er vermisse die geradlinige Ausrichtung.
Mercedes setze mit dem neuen GLC ein wichtiges Signal, sagte Stefan Reindl vom Institut für Automobilwirtschaft im schwäbischen Geislingen. Das Modell sei für den Konzern von zentraler Bedeutung und biete gute und wettbewerbsfähige Werte. Ob das überarbeitete Kühlergrill-Design auf den relevanten Märkten ankomme, müsse sich allerdings noch zeigen, sagte Reindl.

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