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Infrastruktur: Bahn wird Versprechen bei großen Baustellen nicht einhalten

Infrastruktur

Bahn wird Versprechen bei großen Baustellen nicht einhalten

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    Derzeit wird die Strecke Hamburg-Berlin generalsaniert. Dafür veranschlagt sind neun Monate - inklusive der Inbetriebnahme elektronischer Stellwerke. (Archivbild)
    Derzeit wird die Strecke Hamburg-Berlin generalsaniert. Dafür veranschlagt sind neun Monate - inklusive der Inbetriebnahme elektronischer Stellwerke. (Archivbild) Foto: Sebastian Gollnow/dpa

    Die Deutsche Bahn wird ein zentrales Versprechen bei den sogenannten Generalsanierungen ihrer wichtigsten Strecken in einigen Fällen nicht einhalten. Zuletzt versprach die Bahn, dass nach einer solchen Baumaßnahme mit monatelanger Totalsperrung fünf Jahre lang nicht erneut auf den Strecken gebaut wird. Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur plant die Bahn aber zahlreiche Sperrungen noch vor Ablauf dieser fünf Jahre.

    Ein Grund dafür ist nach dpa-Informationen die Leit- und Sicherheitstechnik. Sofern noch nicht geschehen, werden die Strecken bei einer Generalsanierung mit elektronischen Stellwerken ausgestattet. Eigentlich soll die Inbetriebnahme am Ende der Bauzeit erfolgen. Für einige Strecken hat der Konzern der Branche aber nun mögliche Baustellen angemeldet, um die Inbetriebnahme erst einige Monate später vorzunehmen.

    «Für Korridore, auf denen die Stellwerkstechnik umfassend erneuert werden muss, prüfen wir vor dem Hintergrund der Erfahrungen aus dem Pilotprojekt Riedbahn (zwischen Frankfurt und Mannheim) aktuell projektspezifische Konzepte für eine nachgelagerte Inbetriebnahme», teilte ein DB-Sprecher auf Anfrage mit. «Selbstverständlich stimmen wir uns dazu eng mit dem Bundesverkehrsministerium ab.»

    Sperrpausen auch für Neu- und Ausbauprojekte geplant

    Eine spätere Inbetriebnahme der elektronischen Stellwerke dürfte jeweils zu rund einer Woche mit neuen Einschränkungen für die Reisenden führen - sofern danach dann alles funktioniert. Die Bahn muss die Branche über solche Baupläne informieren, auch wenn sie sich schlussendlich für eine andere Lösung entscheidet.

    Nach dpa-Informationen wurden auch einige Baumaßnahmen angemeldet, die zu deutlich längeren Sperrungen führen könnten. Auf Anfrage hieß es von der Deutschen Bahn, dass regelmäßige Instandhaltungsarbeiten ebenso durchzuführen seien wie die kontinuierliche Pflege und der Rückschnitt der Vegetation entlang der Strecken. «Gleichzeitig sind Sperrpausen möglich, um Neu- und Ausbauprojekte, die an einen generalsanierten Streckenabschnitt angrenzen, wie geplant umzusetzen», sagte ein Bahn-Sprecher.

    Generalsanierungen bis 2036 auf rund 40 Strecken

    Das Konzept der Generalsanierung bröckelt damit zusehends dahin. Ursprünglich war von acht bis zehn Jahren Baufreiheit die Rede, die dann auf fünf Jahre verkürzt wurde. Als das Konzept vorgestellt wurde, sollte jede Baumaßnahme etwa ein halbes Jahr lang dauern - auch dieser Plan konnte nicht eingehalten werden. Für die Strecke Hamburg-Berlin braucht die Bahn beispielsweise neun Monate. Zudem zieht sich die Phase, in der Generalsanierungen stattfinden sollen, in die Länge: Ursprünglich sollte die letzte der rund 40 aktuell geplanten Generalsanierungen 2031 erfolgen. Der Plan verschiebt sich nach aktuellem Stand auf 2036.

    Mit den Generalsanierungen will die Bahn rund 40 besonders wichtige Strecken modernisieren. Das Schienennetz ist marode und ein Hauptgrund für die vielen Verspätungen im Fernverkehr. Die Generalsanierungen sollen der Befreiungsschlag für die Bahn sein.

    Auf diesen Strecken wurden mögliche Sperrungen angemeldet

    Ob die angemeldeten Baumaßnahmen tatsächlich umgesetzt werden, wird laut DB noch geprüft.

    Ärger in der Branche über DB-Pläne

    In der Bahn-Branche werden die Pläne des bundeseigenen Konzerns kritisch gesehen. «Generalsanierungen heißen Generalsanierungen, weil den Menschen versprochen wird, dass alles in einem Aufwasch gemacht wird und sie danach lange Zeit Ruhe haben von Baustellen», sagte Dirk Flege, Geschäftsführer des Interessenverbands Allianz Pro Schiene, der dpa. «Es ist wichtig, dass es bei diesem Versprechen bleibt. Auch der Bund ist hier gefragt, seine Erwartungen an die Generalsanierungen klar zu definieren.» Es dürfe nicht der Eindruck entstehen, dass Generalsanierungen eine «Mogelpackung» sind.

    Peter Westenberger, Geschäftsführer des Verbands der Güterbahnen, sagte: «Die DB InfraGo entzieht mit einer unkontrollierten Ausweitung der Sperrdauer nicht nur den Eisenbahnunternehmen, sondern dem gestressten Gesamtsystem Schiene die Geschäftsgrundlage.» Das müsse aufhören. «Der Bund sollte das Einhalten von Plänen von seinem Unternehmen rigoros einfordern, daher muss er jetzt auch verhindern, dass die DB tut, was sie will. Bessere Vorplanungen sowie effizienteres Bauen sind der Schlüssel.»

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