Das Jahr 2019 war für den Tourismus der Region einfach das Stärkste, sagt Bernhard Joachim, Geschäftsführer der Allgäu GmbH. Im Moment ist die Situation dagegen etwas angespannter – zumindest was das Niveau der Buchungen im Sommer angehe. Hotelbetreiber würden sich dennoch wenig Sorgen um die Situation machen.
Nach wie vor gebe es einen großen Nachholbedarf, sagt Joachim. Damit meint der Touristiker die Pandemie-Zeit, in der Auslandsreisen kaum möglich waren – jetzt aber wieder sind. Dass es offenbar eine große Reiselust in die Ferne gibt, zeigt sich am Flughafen Memmingen: Erst in dieser Woche meldete der Allgäu Airport einen Besucherrekord. Über eine Million Passagiere seien laut einer Sprecherin bis Ende Mai dort gelandet oder weggeflogen. Noch nie sei die Millionen-Marke so früh im Jahr geknackt worden.
Auslandsreisen stehen hoch im Kurs
Dass Auslandreisen hoch im Kurs stehen, bemerken auch Hotels in der Region. „Wir verspüren auf alle Fälle, dass die Menschen verstärkt wieder
“, sagt Sybille Wiedenmann, Geschäftsführerin der Allgäu Top Hotels. In 2023 können die Zahlen der vergangenen drei Sommer sicher nicht erreicht werden, sagt sie. Wegen der eingeschränkten Reisemöglichkeiten seien diese nämlich stark ausgebucht gewesen. Nun gebe es laut Wiedenmann in fast allen Häusern Lücken zu füllen. (Lesen Sie auch: )Beispielsweise in Oberjoch, sagt Johanna Heßdörfer von Lerch Genusswelten. Das Unternehmen betreibt mehrere Hotels – neben dem in Oberjoch auch eines in Füssen und Marktoberdorf. Allerdings gebe es regionale Unterschiede. Die Häuser im Ostallgäu seien nach wie vor stark ausgelastet. „Füssen ist als Standort einfach stark“, erklärt sie. In Oberjoch sei es heuer dagegen deutlich schwieriger, das Hotel für die anstehende Ferienzeit komplett zu füllen. Heßdörfer sagt zudem, dass sich die Branche hierzulande verändert habe. Urlaub daheim sei teurer geworden. Ziehen auch Flüge preislich nach, werde es wohl automatisch wieder mehr Menschen zum Urlaub in die Region ziehen.
Darum ist die Lage beim Tourismus im Allgäu nicht besorgniserregend
Das Fünf-Sterne-Resort Sonnenalp in Ofterschwang (Kreis Oberallgäu) sieht bereits eine Veränderung. Vergangenes Jahr sei es deutlicher zu spüren gewesen, dass „es die Menschen ins Ausland zieht“, sagt Sprecherin Nikola Rademacher und ergänzt: „Nach einem etwas ruhigeren Frühjahr sieht der Sommer aber wieder sehr gut aus.“
Bernhard Joachim kann trotz der derzeitigen Lage entwarnen. Denn noch vor fünf Monaten hätten Hoteliers geglaubt, der Juni werde „grottenschlecht“. Jetzt hat sich aber herausgestellt: Das war er nicht. Eine Geschäftsführerin habe ihm sogar mitgeteilt, ihr Juni sei besser gewesen als der in 2019. „Das zeigt, wie kurzfristig die Entscheidungen der Touristen geworden sind“, sagt Joachim. Storniert werde sehr kurzfristig – gebucht aber auch.